Zecken: Die Gefahr im Gebüsch

Zecken fühlen sich dort wohl, wo sich der Globetrotter auch gern aufhält: in der Natur. Welche Krankheiten können die Parasiten übertragen und was ist zu tun, wenn man von ihnen gestochen wird? Ein Überblick
Häufig warten Zecken im hohen Gras auf ihren Wirt, oftmals auch an Ufern, da sie eine warme und feuchte Umgebung bevorzugen. Das Tragen langer Kleidung kann schützen

Zecken sind Plagegeister, keine Frage. Hatten die Eltern damals noch die Befürchtung, eine Zecke könnte sich vom Baum auf ihr Kind herabfallen lassen, weiß man heute immerhin: Zecken sind faul, so hoch klettern sie gar nicht erst. Dennoch ist es richtig, die kleinen Spinnentiere mit Vorsicht zu behandeln. Sie sind nämlich nicht nur ­äußerst lästig, sie können sogar tödliche Krankheiten übertragen. Von diesen Krankheiten werden im Folgenden die Wichtigsten vorgestellt.

 

Wo kommen Zecken vor?

Zecken sind weltweit verbreitet und tatsächlich gibt es über 900 Arten. Die in Nordeuropa am weitesten verbreitete Art ist der Gemeine Holzbock. Am liebsten halten sich die Parasiten dort auf, wo es feucht und warm ist – also in Südamerika, Asien und Australien, aber auch in Nordamerika und Europa sind viele Zecken zu Hause. Doch nicht alle sind auf eine feuchte Umgebung angewiesen: Die in Asien und Afrika beheimatete Hyalomma ist sogar dem Leben in Wüsten und Wüstensteppen angepasst. Seit 2007 hat man Tiere dieser Art vereinzelt in einigen Regionen Deutschlands gefunden. Übrigens beißt eine Zecke nicht, sie sticht. Mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen ritzt sie die Haut an und sticht dann mit ihrem Stechrüssel hinein, um durch ihn das Blut zu saugen.

Verbreitete Irrtümer: Zecken springen nicht und lassen sich nicht von Bäumen fallen

 

Krankheiten in Europa und Asien

Während ein Zeckenstich an sich schon sehr ärgerlich ist, wird es umso gefährlicher, wenn die Tiere einen Erreger in sich tragen. Die in Deutschland bekanntesten Krankheitserreger, die über den Blutsauger übertragen werden können, sind das Frühsommer-Meningo­enzephalitis-Virus (FSME) und Borreliose-Bakterien. ­Dabei kommt FSME auch außerhalb des Frühsommers und in weiten Teilen Europas vor, zum Beispiel in den baltischen und skandinavischen Ländern sowie in ­einigen Ländern Südosteuropas, Asiens und in Russland. Die mit Abstand häufigste Krankheit, die in Europa durch Zecken übertragen wird, ist die Lyme-Borreliose. Zwar kommen Borrelien weltweit vor, hauptsächlich sind sie jedoch in der nördlichen Hemisphäre, also in Europa, Nordamerika und einigen Gebieten Asiens, verbreitet.

 

Zecken suchen sich ein gutes Versteck, beispielsweise in den Haaren oder im Fell eines Tieres

 

Fleckfieber am Mittelmeer, in Afrika & Amerika

Verschiedene Varianten sind von der Rickettsiose, dem Fleckfieber, bekannt. Eine häufige Erkrankung ist das Mittelmeer-Fleckfieber, das – wie der Name schon sagt – im Mittelmeerraum auftritt. Die Krankheit verläuft schwer, mit hohem Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen sowie starken Muskel- und Gelenkschmerzen. Nach knapp einer Woche entwickelt sich ein fleckiger Hautausschlag. Zunehmend infizieren sich Reisende auch am Afrikanischen Zeckenbissfieber. Dieses tritt vor allem in südlichen Teilen Afrikas, insbesondere in Nationalparks, darunter dem Kruger-­Nationalpark, auf. Es wird durch Zecken der Amblyomma-Gattung übertragen. Die beiden beschriebenen Krankheiten verlaufen deutlich milder als das Rocky-Mountain-Fleckfieber, das in Nord- und Südamerika weit verbreitet ist. In den Gebieten um die Rocky Mountains wurde es zwar zuerst entdeckt, mittlerweile sind dort jedoch nur wenige Fälle bekannt. Trotz der Verfügbarkeit von Gegenmitteln, sterben an der Krankheit drei bis fünf Prozent der Betroffenen.

 

Krim-Kongo-Fieber in Afrika & Asien

Das Krim-Kongo-Fieber wird über die Hyalomma-­Zecke übertragen. Sie ist deutlich größer als der Gemeine Holzbock. Die Hyalomma überträgt das Virus vor allem in Afrika und Asien, doch auch in Südosteuropa, sind einige Fälle bekannt. Das Krim-Kongo-Fieber kann die Blutgerinnung des Menschen verhindern. Es kommt zu Darmblutungen, Bluterbrechen und inneren Blutungen, teilweise endet die Krankheit tödlich.

 

Wo lauern sie auf ihren Wirt?

Die Plagegeister lauern vor allem in hohem Gras, in Gebüschen, im Unterholz sowie in losem Laub. Vermehrt kommen sie daher in Wäldern und am Wegesrand oder an Flussufern vor. Sie halten sich außerdem auf nicht gemähten Wiesen auf und nutzen die langen Grashalme, um sich vom vorbeigehenden Wirt – ob Mensch oder Tier – abstreifen und mitnehmen zu lassen. Meist befindet sich das Tier auf Knie- oder Hüft­höhe eines Menschen. Überhaupt kann eine ausgewachsene Zecke gerade einmal 1,50 Meter hoch klettern. Das widerlegt die Annahme, sie würde sich vom Baum aus auf ihren Wirt herabfallen lassen. Von Natur aus sind die meisten Zeckenarten eher faul, weder springen noch jagen sie. Die Parasiten bewegen sich kaum fort und warten darauf, dass der Wirt zu ihnen kommt, um sich dann in Sekundenschnelle an ihm festzukrallen.

Zecken haben kein Gewinde!

 

 

 

Wann ist Zeckenzeit?

Da Zecken sich in warmen und feuchten Gebieten am wohlsten fühlen, sind sie nach Regenperioden besonders aktiv. Noch besser: Läuft man nach einem warmen Sommerregen über eine Wiese mit hohem Gras, ist man das gefundene Fressen. Bereits ab Temperaturen von fünf bis sieben Grad begeben sich die Tiere auf die Suche nach einem Wirt. Unterhalb dieser Temperatur hemmt die Kälte die Beweglichkeit der meisten Arten und sie fallen in eine Kältestarre. Doch das ist noch längst nicht ihr Todesurteil: Bei einem Härtetest überlebten die meisten von ihnen 24 Stunden bei minus zwölf Grad im Gefrierfach. Daher steht außer Frage, dass sie bei besonders milden Wintern das ganze Jahr über aktiv und auf der Suche nach einem Wirt sind.

 

Wer ist gefährdet?

Was die meisten Globetrotter und Zecken gemein haben: Beide verbringen gern Zeit in unberührter Natur. Daher sind Naturliebhaber aber leider auch der ­perfekte Wirt für die Blutsauger. Doch auch, wenn man zwischendurch eine Stadt erkundet, befindet man sich nicht zwingend in einer zeckenfreien Zone, denn die Tiere lauern unter anderem in Stadtparks.

 

Wohin stechen Zecken bevorzugt?

Wären Sie eine Zecke, wo würden Sie hinstechen? Vermutlich nicht an eine offensichtliche Stelle. Die Tiere sind ständig Gefahren ausgesetzt. Sie suchen deshalb möglichst eine geschützte Stelle und nisten sich vor allem in Hautfalten ein. Betroffen sind daher nicht nur der Haaransatz und die Ohren, sondern auch die Achseln und sogar der Bauchnabel. Auch die Kniekehle, der Genitalbereich oder der Bereich unter dem Armband einer Uhr sind beliebte Verstecke. Nach einem Tag in Wald- und Wiesengebieten sollte man sich deshalb gründlich nach den kleinen Tieren absuchen.

 

Zecke am hacken – was nun?

Entdeckt man eine Zecke an sich, bedeutet das nicht direkt, dass sie schon zugestochen hat. Deshalb gilt: sofort handeln! Oft suchen die Tiere stundenlang nach dem idealen Platz auf dem Körper ihres Wirts, dünnhäutig und gut durchblutet soll er sein und natürlich gut versteckt. Hat sie doch zugestochen, sollte sie so bald wie möglich herausgezogen werden. So minimiert man das Infektionsrisiko, denn je länger der Saug­vorgang anhält, desto wahrscheinlicher ist die Übertragung von Krankheitserregern.

Um eine Zecke zu entfernen, gibt es drei mögliche Werkzeuge. Ist keines zur Hand, kann man es mit den Fingernägeln des Daumens und des Zeigefingers versuchen – dabei die Zecke beim vorsichtigen Heraus­ziehen aber nicht zerdrücken! Verwendet man eine Zeckenpinzette, setzt man diese möglichst dicht an den Mundwerkzeugen des Tieres an und zieht es anschließend kontrolliert heraus. Die Zeckenkarte dient als Hebel, deren v-förmige Auslassung man an der Zecke ansetzt und die Karte nach vorn und oben bewegt. Ein drittes Werkzeug ist das Zeckenlasso. An einem Ende des stiftähnlichen Geräts ist eine Schlinge, die man möglichst hautnah um die Zecke legt. Am anderen Ende ist ein Stempel, mit dessen Hilfe man die Schlinge zuzieht. Durch eine Ziehbewegung kann man die ­Zecke nun entfernen. Egal für welche Methode man sich entscheidet, gilt: Die Zecke nicht drehen, sie hat kein Gewinde! Vielmehr sollte man sie langsam in eine Richtung herausziehen. Anschließend ist es ratsam, die Wunde zu desinfizieren.

 

Wohin mit dem Blutsauger?

Da Zecken bezüglich Kälte und Hitze äußerst robust sind, ist das Zerdrücken mit einem harten Gegenstand die wirkungsvollste Methode, sich des Blutsaugers zu entledigen. Dabei sollte man jedoch nicht mit den Flüssigkeiten des Tieres in Kontakt kommen. Daher ist es empfehlenswert, den Parasiten in ein geknicktes Blatt Papier zu legen und ihn zu zer­drücken, indem man ein Glas über das Papier zieht. Das Zertreten mit dem Schuhabsatz oder Zerquetschen mit einem Finger­nagel ist nicht zuverlässig. Genauso wenig sollte man die Zecke in einer Toilette – erst recht nicht in der Bordtoilette – herunterspülen, da sie eine gewisse Zeit im Wasser überleben und wieder herauskrabbeln kann.

 

Wie schützt man sich im hohen Gras und Unterholz?

  • Helle Kleidung tragen. Außerdem feste Schuhe, lange Hosen und lange Ärmel
  • Die Hose in die Socken stecken: So muss die Zecke an der Kleidung hinaufkrabbeln und wird schneller entdeckt
  • Repellentien auf die Haut auftragen. Falls geeignet (keine Fleckenbildung), auch auf die Kleidung
  • Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden   
  • Um das Risiko einer FSME-Erkrankung in Folge eines Zeckenstichs zu reduzieren, kann man sich gegen das Virus impfen lassen

 

 

 

FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Virus-Erkrankung. Je älter eine Person ist, desto schlimmer kann die Krankheit verlaufen. Zudem sind Männer etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

 

Vorkommen

In Europa kommt das Virus vor allem in Süddeutschland, im Baltikum, in Skandinavien und (Süd-)Osteuropa vor, zudem in Russland und Asien.

Infektion

Da die FSME-Viren sich in den Speicheldrüsen der Zecke befinden, beginnt die Übertragung des Virus direkt nach dem Stich.

Symptome & Folgen

Die Inkubationszeit beträgt eine bis zwei Wochen, teilweise sogar länger, sodass die grippeähnlichen Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oft nicht mehr mit dem Zeckenstich in Verbindung gebracht werden und die Diagnose schwerfällt.

Bei 70 bis 95 Prozent der Betroffenen ist die Erkrankung nach dem ersten grippeähnlichen Stadium überstanden. Bei anderen befällt das Virus das zentrale Nervensystem, es kommt zu einer Hirnhautentzündung mit hohem Fieber und Kopfschmerzen. Bei einem schweren Verlauf löst das FSME eine Gehirn- und Rückenmarkentzündung aus. Es kann zu Lähmungen, Bewusstseins- und Schluckstörungen kommen.

Behandlung

Das Virus selbst kann nicht behandelt werden, lediglich die Symptome lassen sich lindern. Das Virus kann nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Vorsorge/Impfung

Eine Impfung gegen FSME kann dazu beitragen, die Gefahr einer Infektion nach einem Zeckenstich zu verringern.

 

 

Borreliose

Borrelien sind Bakterien und können verschiedene Infektions-Krankheiten auslösen, am häufigsten beispielsweise die Lyme-Borreliose.

 

Vorkommen

Hauptsächlich kommt Borreliose in Europa, Nordamerika und zum Teil in Asien vor. Dennoch: Die Bakterien gibt es weltweit.

Infektion

Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke und werden durch die Speicheldrüsen übertragen. Die Zecke muss also mehrere Stunden Blut saugen, damit die Bakterien übertragen werden können.

Symptome & Folgen

Im ersten Stadium der Erkrankung kommt es zu Abgeschlagenheit, Fieber, Kopfschmerzen und einer Rötung der Haut (Wanderröte). Aber nicht bei allen Infizierten treten diese Symptome auf. Bei einem schwereren Verlauf kann es zu Gesichtslähmungen kommen, außerdem kann die Krankheit Gelenke sowie das zentrale Nervensystem angreifen.

Behandlung

Wird die Borreliose frühzeitig mit einem Antibiotikum behandelt, erholen sich die Betroffenen meist sehr schnell. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Vorsorge

In Europa steht derzeit kein Impfstoff zur Verfügung. In den USA ist ein Impfstoff zugelassen, der aus kommerziellen Gründen vom Hersteller aber nicht mehr angeboten wird.

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