Auf Tour, während die Welt lahmliegt. Folge 3: Es ist noch Platz!

Reisen in Corona-Zeiten: Geht das? Folgen Sie dem explorer bei einem Selbstversuch

Camping
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Um drei Uhr nachts gebe ich auf. „Lass uns die Ohropax ausgraben“, krächze ich an meinen Freund Mathias gewandt, der sich ebenfalls schlaflos von einer auf die andere Seite wirft. Wir haben in dieser Nacht noch kein Auge zugetan. Der Grund befindet sich in Form eines riesigen Wachhundes auf der anderen Seite der Thujahecke, die den Campingplatz umgibt, auf dem wir heute übernachten, und kläfft sich seit unserer Ankunft die Seele aus dem Leib. Ohne Pause, in einer Lautstärke, dass an schlafen nicht zu denken ist.

„Nie wieder Campingplatz“, grumpfe ich, während wir unseren VW-Bus innen auf links drehen, weil die Ohropax natürlich ganz unten verstaut sind, was den Abbau des Bettes erfordert, um sie zu erreichen und doch noch ein wenig Schlaf zu bekommen.

Meistens stehen wir frei, eine Maxime, die wir vor allem in Corona-Zeiten befolgen wollen. Zwar ist das Infektionsrisiko auf Campingplätzen deutlich niedriger als in Hotels, aber auch deutlich höher, als allein frei zu stehen und sich Dusche und Toilette nicht mit anderen Reisenden teilen zu müssen. Die Tatsache, dass wildcampen in Albanien und den meisten Balkanländern erlaubt oder zumindest geduldet ist, hat daher wesentlich zu unserer Entscheidung für einen Osteuropa-Trip beigetragen.

Heute Abend allerdings, nach einer langen Wanderung und einer ebenso langen Autofahrt, waren wir nicht in der Stimmung, nach einem wilden Stellplatz zu suchen. Und als dann dieser kleine, sympathische Campingplatz am Ufer des Ohridsees vorbeikam und mich der Gedanke an eine heiße Dusche und eine ordentliche Haarwäsche in Hochstimmung versetzte, mussten wir nicht lange überlegen. Zumal wir offensichtlich die einzigen Gäste des Campingplatzes sind und die Duschen ganz für uns allein genießen können.

Dies ist unsere letzte Nacht in Albanien, das wir in den vergangenen drei Wochen intensiv bereist haben. Seit ungefähr zehn Tagen treffen wir auch an beliebten Campspots und Sehenswürdigkeiten immer häufiger auf andere Reisende, die, wie wir, mit dem eigenen autarken Camper unterwegs sind. Am Eingang zum Lengarica Canyon, wo heiße Quellen aus dem Boden sprudeln und in verschiedenen Becken aufgefangen werden, hatten sich fast ein Dutzend Reisemobile versammelt. Der Tourismus in Albanien läuft langsam wieder an.

Deutschland ist momentan eines der letzten europäischen Länder, in denen die Campingplätze noch geschlossen haben müssen.

Viele andere EU-Staaten planen bereits ab Mai bzw. in den nächsten Wochen Lockerungen für den Tourismus, beispielsweise Griechenland oder Österreich.

Auf unserer Fahrt durch Kroatien, Montenegro und Albanien sind wir an einigen kleineren und größeren Campingplätzen vorbei gefahren. Manche hatten geöffnet, manche nicht, bei manchen ließ es sich nicht erkennen – Platz hatten sie alle noch ausreichend. Campinglätze dürfen in Albanien geöffnet haben, allerdings unter strengen Hygieneauflagen. Von letzteren sehen wir jedoch auf diesem Campingplatz nicht viel. Die Besitzer und Angestellten tragen keine Masken, weder draußen noch in der Bar oder der Rezeption. Wir hören von anderen Reisenden, dass es Campingplätze gibt, die es in dieser Hinsicht ein klein wenig genauer nehmen – wenn auch längst nicht so genau, wie es ein mitteleuropäischer Campingplatz vermutlich tun würde.

Da momentan noch wenig Reisende unterwegs sind, mag das ausreichen. Ich würde trotzdem raten, einen eigenen Vorrat an Desinfektionsmittel dabei zu haben und entsprechend vorsichtig zu sein. Bis der „security dog“ seinen Dienst aufnahm, war die Entscheidung für eine Nacht auf dem Campingplatz jedenfalls nicht verkehrt. Man will schließlich auch den Tourismus vor Ort unterstützen und ein wenig Geld im Land lassen.

Eine schlaflose Nacht ist allerdings ein hoher Preis, denke ich am nächsten Tag, als ich mit Augenringen und gähnend auf dem Fahrersitz sitze und darauf warte, dass die nordmazedonische Grenzbeamtin uns unsere Pässe zurück gibt. Zum Trost rieche ich an meinen frisch gewaschenen Haaren. Einen Campingplatz werden wir in nächster Zeit wohl nicht mehr so schnell aufsuchen.

In welchem Land haben Campingplätze derzeit geöffnet?

Eine aktuelle Auflistung für EU-Staaten bietet Pincamp, das Campingportal des ADAC. Für Nicht-EU-Staaten ist die App „Sicher reisen“ des Auswärtigen Amtes ein erster Anlaufpunkt, sie informiert gegebenenfalls in den Reisewarnungen darüber, welche Infrastruktur im Land geöffnet hat. Da die Situation vor Ort abweichen kann, hilft es unter Umständen, vorher bei einem Campingplatz anzurufen.

Welche Hygienebestimmungen gelten?

Das ist von Land zu Land unterschiedlich, auch hier können der ADAC und das Auswärtige Amt in den meisten Fällen verlässliche Auskünfte geben, außerdem die App „Re-open EU“ der Europäischen Kommission.

Was muss ich beachten?

In beliebten Urlaubsländern wie Österreich oder Kroatien empfiehlt es sich, für die Hauptreisezeit den Campingplatz vorher zu reservieren.

In manchen Ländern ist die Versorgung mit Desinfektionsmittel und FFP2-Masken nicht gewährleistet, vor allem nicht außerhalb großer Städte.

 

Auf Tour, während die Welt lahmliegt. Folge 4: Macht das alles Spaß?

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