Reisemedizin: Sicher unterwegs auf Camperreise

Was sollte man vor einer Reise beachten und welche Gefahren könnten unterwegs lauern? Ein Überblick

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Ein Erste-Hilfe-Set ist ein Muss im Reisegepäck

So eine Reise ist schön, wenn man anschließend neue Eindrücke, tolle Fotos und nur positive Erfahrungen mit nach Hause bringt. Nicht ganz so schön ist es, wenn es zu einem medizinischen Zwischenfall kommt und man die Reise im schlimmsten Fall abbrechen muss. Umso wichtiger ist es, sich auf einen Notfall vorzubereiten. Ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set gehört dabei genauso dazu wie das Know-how für den Umgang damit. Langzeitreisende müssen sich noch etwas besser vorbereiten, etwa wenn es um Auslandskrankenversicherungen geht, die über mehrere Monate hinaus greifen sollen.

Auch wen es in entlegene Gebiete zieht, sollte bedenken, dass fernab der Städte eine gute medizinische Versorgung nicht immer gegeben ist. Dann kann es lange dauern, bis Hilfe eintrifft. Daher ist es wichtig, sich vor der Reise mit dem Thema Erste Hilfe auseinanderzusetzen. Empfehlenswert ist ein praxisorientierter Kurs, bei dem man lernt, mit stressigen Notfallsituationen umzugehen. Geeignet sind mehrtägige Outdoor-Seminare. Oftmals wird auch das Risiko von eher alltäglichen Krankheiten oder Verletzungen unterschätzt, die zu Hause schnell behandelt und kuriert wären. Durch einfache Schutzmaßnahmen, angepasstes Verhalten, Impfungen und eine medizinische Grund­versorgung können viele Erkrankungen oder Verletzungen vermieden werden. Aber was muss nun alles mit, auf die Reise?

Die Vorbereitung

Ich packe meinen Koffer und packe ein … ja, was denn eigentlich? Als Erstes auf jeden Fall eine gute Auslandskrankenversicherung. Dabei kommt es unter anderem darauf an, wie lange man verreisen möchte und wohin. Stehen Kanada und die Vereinigten Staaten auf der Liste, muss hierfür noch einmal eine andere – und teurere – Versicherung abgeschlossen werden, die die beiden Länder zusätzlich abdeckt.

 

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Vor der Reise sollte man sich rechtzeitig informieren, welche Impfungen für das jeweilige Land erforderlich sind

 

Versicherung & Impfungen

Außer der Krankenversicherung gehört der Impfpass ins Gepäck. Je nach geplantem Reiseziel ist es ratsam, sich im besten Fall einige Monate im Voraus von seinem Hausarzt oder einem Reisemediziner beraten zu lassen, welche Impfungen für das jeweilige Land empfehlenswert und auch erforderlich sind. Für die Tollwutimpfung stehen vor der Reise gleich drei Termine beim Arzt an, da sie aus mehreren Injektionen besteht. Wer beispielsweise von Brasilien weiter nach Venezuela oder Bolivien reisen möchte, muss bei der Einreise eine gültige Gelbfieberimpfung nachweisen können. Ist Südostasien das Ziel, empfiehlt es sich, eine Malaria­prophylaxe mitzunehmen. Nur für den Notfall natürlich. Und damit geht es gleich zum nächsten Punkt, den Medikamenten.

Medikamente

Neben den individuellen Medikamenten empfiehlt es sich immer, noch eine Handvoll weiterer Medikamente dabeizuhaben. Dazu gehören beispielsweise Schmerztabletten, falls stärkere Kopfschmerzen auftreten, oder auch Hustenblocker und Lutschpastillen für den Hals. Nicht jeder verträgt besonders würziges und scharfes Essen, weshalb es durch Speisen in anderen Ländern zu Magen-Darm-Verstimmungen kommen kann. Hierfür sollte man Akutmittel gegen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall parat haben. Schlägt man sein Camp gern in Wassernähe auf, gehört ein Insektenspray (und Fenistil-­Gel) mit auf die Reise. Nicht nur, um lästigen Mückenstichen vorzubeugen, sondern auch, um in bestimmten Regionen gefährliche Krankheiten wie Denguefieber und Malaria zu verhindern. So viel zur Grundausstattung – wer sich noch besser vorbereiten möchte, nimmt Augentropfen und Nasenspray mit.

Erste-Hilfe-Set

Was auf jeden Fall mit an Bord muss, ist ein Erste-­Hilfe-Set – und das nicht nur, weil es in Deutschland Pflicht ist. Der vorgeschriebene Kfz-Verbandskasten (DIN 13164) beinhaltet, genauso wie die meisten Erste-­Hilfe-Sets, fast ausschließlich Verbandsmaterialien. Damit lassen sich grundsätzlich Blutungen und Wunden versorgen. Doch was tun, wenn ein Bruch geschient oder eine offene Wunde länger sauber gehalten werden muss?

Die wohl häufigsten größeren Verletzungen sind orthopädisch bedingt: Knochenbrüche, Gelenkverstauchungen, Muskelzerrungen und Sehnenrisse. Um Schwellungen möglichst gering zu halten und die Schmerzen zu lindern, sollte eine Sofort-Kältekompresse aufgelegt werden. Mit Stabilisierungsbandagen lässt sich das umgeknickte Fußgelenk ruhig stellen, einen Knochenbruch kann man mit einer Stabilisierungsschiene, dem Splint, schienen.

Wie gut offene Wunden heilen, hängt stark von der richtigen Reinigung ab. Scheren und Pinzetten helfen, die Wunde freizulegen und von Fremdkörpern zu befreien. Desinfiziert, können kleinere Wunden mit einem Wundklammerpflaster verschlossen werden. Größere Wunden lieber offen lassen und regelmäßig, möglichst mit einer Wundspüllösung, spülen, um sie sauber zu halten und das Nähen später dem Arzt überlassen. Mullwundauflage, Verband und Druckverband decken die Wunde ab, Fixierpflaster und selbstklebendes Fixiervlies sichern den Verband. Menschen mit zusätzlicher medizinischer Aus- oder Weiterbildung können dem Koffer je nach Wissensstand weitere Ausrüstung hinzufügen.

 


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Tollwütige Füchse, Zecken und Giftschlagen findet man an vielen Orten in der Welt. Daher ist eine gute Vorbereitung für den Notfall ratsam

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(Ge-)fahren unterwegs

Wer bei einer Reise in ferne Länder die Natur erleben will, muss auch die Gefahren in Kauf nehmen, die mit ihr einhergehen: Sei es der Braunbär in Nordamerika oder das Flusspferd in Afrika. Wer sich im Vorfeld gut informiert und stets aufmerksam und respektvoll handelt, der ist auf seine Reise gut vorbereitet.

Trinkwasser

Tatsächlich ist die häufigste Gefahr auf Reisen kein Tier, sondern das Wasser. Vor allem in ländlichen Gebieten Afrikas, Asiens und Südamerikas und in den Armenvierteln der Großstädte muss mit hygienisch mangelhaftem Wasser gerechnet werden, das zu Durchfallerkrankungen führen kann. Um Wasser von Keimen zu befreien, sollte es zuerst gefiltert werden. Hierfür eignen sich Keramik-, Glasfaser- und Aktivkohlefilter, die in jedem Outdoor-Geschäft erhältlich sind und bestenfalls auch im Leitungssystem des Fahrzeuges verbaut sind.

Das gefährlichste Tier

Das gefährlichste Tier ist übrigens der Moskito. Jährlich sterben mindestens 725.000 Menschen an den Folgen eines Mückenstichs. Die wohl bekannteste durch Mücken übertragene Krankheit ist Malaria. Allein im Jahr 2017 infizierten sich 219 Millionen Menschen an der Krankheit, die sich zunächst durch grippeähnliche Symptome bemerkbar macht. Übertragen wird die Tropenkrankheit über die weibliche Anophelesmücke, hauptsächlich in Afrika, gefolgt von Südostasien.In Südostasien ist außerdem das Denguefieber verbreitet. Auch das hat einen grippeähnlichen Verlauf, jedoch endet die Krankheit ohne rechtzeitige Behandlung in rund 40 Prozent der Fälle tödlich.

In Deutschland gibt es bisher noch keine zugelassene Impfung. Neben dem Denguefieber überträgt die weibliche Tigermücke zudem auch Gelbfieber und das Zika-Virus. Genauso lästig wie dieses Insekt ist die Zecke. Sie ist weltweit vertreten und überträgt je nach Region verschiedene Krankheiten. In Europa sind das vor ­allem die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningo­enzephalitis (FSME). Gegen FSME gibt es immerhin ­einen Impfstoff.

Giftige Tiere

Zu den eher vernachlässigten Tropenkrankheiten gehört der Schlangenbiss – dabei werden jährlich rund fünf Millionen Menschen von einer Giftschlange gebissen. Südlich der Sahara und in den tropischen Gebieten Süd- und Südostasiens ist die Sterberate durch Schlangenbisse am höchsten. Zentral- und Südamerika bilden das Mittelfeld. Hier leben zwar viele Giftschlangen, doch die Gesundheitsministerien investieren mehr in die Produktion von Gegengift. Außerdem ist der Skorpion in Mittel- und Südamerika beheimatet. Auch wenn die nachtaktiven Tiere sandige und steinige Böden bevorzugen, um sich dort vor Hitze und Kälte zu schützen, drängen sie weiter in die Städte vor. Aber keine Sorge, die Anzahl der ­wirklich lebensbedrohlichen Skorpione ist gering.

Tollwut

Gefährlich wird es noch einmal in Afrika und Asien: Diese beiden Kontinente verzeichnen die meisten Tollwutfälle. Mindestens 59.000 Menschen sind davon jährlich weltweit betroffen (in Indien über 8.000), meist werden sie durch einen infizierten Hund verursacht, in Teilen Südamerikas auch durch Fledermäuse. Allein aus diesem Grund ist es ratsam, sich vor einer Fernreise in bestimmte Gebiete impfen zu lassen.

 

Sicher nach Hause

Das Horrorszenario ist wohl, wenn man sich während einer Reise so schwer verletzt, dass man im Ausland ins Krankenhaus muss. Besonders schlimm wird es dann, wenn das Krankenhaus medizinisch schlecht ausgestattet ist und eine Operation ansteht. In dem Moment wünscht man sich einfach nur nach Hause. Und das ist durchaus machbar: Automobilclubs und auch viele Auslandskrankenversicherungen bieten ­eine Rückholversicherung an. Allein der ADAC zählte im Jahr 2019 insgesamt 4.160 Rücktransporte per Flugzeug. Oft kooperieren die Versicherungen auch mit Partnerunternehmen, wie beispielsweise der DRF Luftrettung oder dem Off Road Medical Service. Der ORMS ist ein privater Rettungsdienst, der im Notfall mit seinem intensivmedizinisch ausgerüsteten Krankenwagen von Deutschland aus ausrückt – selbst wenn der Verletzte in Kirgistan liegt.

Die Auswahl an Versicherern ist groß. Doch bevor der Vertrag unterzeichnet wird, lohnt sich der Blick auf das Kleingedruckte: Manche Versicherer leisten nur dann einen Rücktransport, wenn er „medizinisch notwendig“ ist. Das heißt, der Patient wird womöglich nur zurückgeholt, wenn keine Behandlung vor Ort möglich ist. Anders ist das, wenn von „medizinisch sinnvoll“ die Rede ist. Das bedeutet, dass der Patient auch aus psychosozialen Gründen in die Heimat geholt werden kann, beispielsweise, wenn Partner und Kind zu Hause warten oder die Zustände im Krankenhaus dem Patienten psychisch stark zusetzen. 

Lesetipps:

 

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Leben retten und medizinische Selbsthilfe thematisiert neben Notfällen auch Alltagskrankheiten, die beim Reisen auftreten können, wie Augenschmerzen durch trockene Luft in Wüsten. Zudem gibt es ein 1 x 1 für unterwegs, das unter anderem den Magen-Darm-Trakt und Verletzungen durch Tiere behandelt. Sehr spannend sind, neben Erläuterungen zu Symptomen und Behandlung, die genauen Hintergrundinformationen zu einer Krankheit. Auch als gekürzte Variante für die Hosentasche erhältlich (3,50 Euro).
30 Euro, Dr. Uli Eiden
ISBN: 978-3-982145303

 

 

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In dem Buch Erste Hilfe unterwegs – effektiv und praxisnah geht es um alle während der Reise wichtigen Notfälle bzw. was Sie dann tun können: von Sofortmaßnahmen am Unfallort über verschiedene Transportmöglichkeiten des Verletzten, Wundversorgung, Brüche und akute Bauchschmerzen bis hin zur psychologischen Ersten Hilfe. Behandelt werden zudem Notfälle wie Schlaganfälle und Lebensmittelvergiftungen.
14,90 Euro, Reise Know-How Verlag
ISBN: 978-3-8317-1555-8

 

 

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Welche Krankheiten kommen häufig vor – und wie behandelt man sie selbst? Wo es keinen Arzt gibt ist ein Handbuch zur Hilfe und Selbsthilfe und thematisiert unter anderem Erkrankungen von Haut, Augen, Zähnen und Harntrakt. Der Erste-Hilfe-Teil fällt knapp, aber prägnant aus. Nützlich: ausführlicher Anhang für Fernreisende mit länderbezogenen Impfempfehlungen, Informationen zur Reiseapotheke, über Tropenkrankheiten, Gift- und Stacheltiere.
17,50 Euro, Reise Know-How Verlag
ISBN: 978-3-8317-1019-5

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