Hymer-Coup: Nobel-Abenteuercamper in Serie

Mit dem Venture S bringt der Reisemobilproduzent ein Allrad-Reisemobil der Premiumklasse auf den Markt

Hymer Venture S
Hymer Venture S

Die Überraschung ist dem Konzern aus Bad Waldsee gelungen: 2019 präsentierte Hymer mit dem Vision Venture eine viel beachtete Studie auf dem Düsseldorfer Caravan Salon, wollte mit diesem Teilintegrierten Lifestyle-4×4 Ausblicke darauf geben, wie ein Reismobil im Jahr 2025 aussehen könnte.

Das große Interesse an diesem Reisemobil, das so viele in der Großserie unpopuläre Ideen in sich vereinte, scheint die Entwickler angespornt zu haben: Unter dem Modellnamen Venture S ist der Allrad-Camper auf Mercedes-Sprinter-Basis bereits ab sofort bestellbar. Und was noch stärker überrascht, ist die Tatsache, dass der Teilintegrierte beinahe alle Ideen, die 2019 in der Studie steckten, nun auch als Serienmodell zu bieten hat.

Ein Luxus-Van für eine Viertelmillion

Der Pferdefuß zu Beginn: Die Innovationsfreude Hymers, sich diesen durchaus spektakulären Entwurf zu erlauben, müssen Interessenten ziemlich teuer bezahlen. Der Zweisitzer steht mit 225.165 Euro in der Preisliste – gut doppelt so viel, wie für einen ähnlich großen Grand Canyon zu zahlen wäre, der auf demselben (Sprinter-)Fahrgestell basiert. Was also bietet der Venture S, das einen so außergewöhnlich hohen Preis rechtfertigt, der auf Manufakturniveau liegt? Zeit für einen Rundgang.

Lifestyle und Großzügigkeit

„Es ist eine neue Kategorie von Reisemobil – die perfekte Kombination aus Lifestyle und Anspruch, Lagerfeuer und Hightech.“ – Christian Bauer, Vorsitzender der Hymer-Geschäftsführung, ist um große Wort nicht verlegen, wenn es um die Einordnung des Venture S geht. Und vermutlich hat er damit nicht ganz unrecht: Außerhalb der Kleinserien- und Einzelbauhersteller gibt es bislang nichts Vergleichbares. Eine moderne Gestaltung des Innenraumes mit frischen Ideen und Materialien, ein komplett andersartiger Grundriss und die Symbiose aus umfangreicher Technik, wie sie in dieser Größen- und Herstellerklasse bislang nicht üblich ist – es scheint, als habe Hymer seine eigene Premium-Hausmarke geschaffen.

320 Amperestunden Batteriekapazität (Lithium-Eisenphosphat), 345 Watt Photovoltaik, Diesel-Thermenheizung, 120 Liter Wassertank mit Wasserfilter und eine optionales Klimaanlage erfüllen schon im Serienzustand den Wunsch nach hoher Autarkie, die gesamte Materialauswahl im Innenraum den nach Instagram-kompatiblem Style: Schiefer in der Nasszelle, Filz an den Wänden, Fliesen in der Küche, Bambus und mattes Anthrazit im Mobiliar, Raptor-Lackierung im Außenbereich – Hymer versucht mit aller Macht, die aktuellen Trends und Vorlieben der jungen Generationen in einem Fahrzeug zusammenzuführen. Ob die aber in der Lage sind, 225.000 Euro und mehr für einen Camper in die Hand zu nehmen?

Venture S
Venture S

Wohnen im Heck, Schlafen auf dem Dach

Im Unterschied zum hausinternen Konkurrenten Grand Canyon S, der mit Querbett im Heck und Halbdinette vorn einen populären Van-Grundriss bietet, der sich mit dem optionalen Aufstelldach sogar zum Vier-Personen-Camper aufrüsten lässt, folgt der Venture S ganz eigenen Regeln, die bislang auf dem Markt außer Konkurrenz sind. Eine Treppe aus Möbeln führt in das oben liegende Schlafzimmer, dessen Seitenwände aus einem mehrlagigen Stoff bestehen, die per Kompressor mit Luft aufgefüllt werden und eine wärmedämmende Wirkung haben sollen. Hier ist Hymer mittlerweile nur noch die Nummer zwei: Bürstner nutzt eine vergleichbare Technik bereits beim Reisemobil Lyseo. Das schafft Platz für eine große Sitzgruppe im Heck des Campers, selbst das große Heckportal der Studie wurde in die Serie übernommen. Interessantes Detail: Auf Höhe der B-Säule lässt sich ein kleiner Arbeitsplatz aus der Wand klappen, um den Beifahrersitz zum Büro umzufunktionieren.

Bestellbar? Ab sofort

Dass es Hymer mit dem Venture S ernst meint, zeigt ein Blick auf die Website des Herstellers: Der Konfigurator ist online, bestellen ist ab sofort möglich. Und neben dem hohen Preis wird hier noch eine weitere Hürde sichtbar: Der Wagen ist nur mit 4,1 Tonnen Gesamtgewicht erhältlich und liegt bereits leer mit bis zu 3,7 Tonnen weit von modernem Leichtbau entfernt, wie man es für ein Großserienfahrzeug mit innovativen Ideen hätte vermuten können. Umso spannender wird es, den Allrad-Van aus Bad Waldsee im Rahmen eines explorer-Tests kennenzulernen – wir halten Sie auf dem Laufenden.

 

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