Tresor im Wohnmobil: Sicher vor den Panzerknackern

Wie sinnvoll sind Tresore in Campern? Und worauf sollte man beim Kauf achten? Das sagen die Profis

Alles gut gesichert? Gerade in kleinen Autos schützen Safes vor schnellen Einbrüchen und Diebstählen

Wenn Sie auf Reisen sind und zu einem Tagesausflug aufbrechen, wo lassen Sie Ihre Wertsachen und Dokumente? Im Camper? Oder nehmen Sie immer alles mit? 

Unter Globetrottern wird seit ewigen Zeiten ein Thema diskutiert, bei dem es wohl niemals zu einer Einigung kommen wird: Gehört ein Tresor an Bord oder nicht? Die Pro-Argumente liegen auf der Hand: Ein guter Tresor kann den Inhalt vor Dieben schützen und Zeit verschaffen, denn um nichts anderes geht es. In den meisten Fällen greifen die Einbrecher nach dem Wertvollsten, das sie zu fassen bekommen, um innerhalb von durchschnittlich drei Minuten das Fahrzeug wieder zu verlassen. Wenn dann plötzlich im Schrank statt eines Laptops ein verschlossener Tresor liegt, könnte das – auf den Zeitdruck bezogen – sehr abschreckend wirken.

Kriminaloberrat Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, ist überzeugt: „Wenn Sie einen Tresor für Ihre Wertsachen nutzen wollen, sollten Sie ein fest verankertes Modell einbauen.“ Dieser sollte verdeckt verbaut werden, um keinen Tatanreiz zu schaffen. „Oberstes Ziel muss sein, dass das Fahrzeug erst gar nicht aufgebrochen wird“, zum Thema Einbruchschutz lesen Sie ab Seite 92 mehr. Aber wie  befestigt man einen Safe? Und wie groß muss er sein?

Tipps zum Kauf

Bei der Größe des Tresors kommt es natürlich darauf an, wie viel Platz im Camper zur Verfügung steht und was verstaut werden soll. Meist geht es darum, Papiere, Bargeld, EC-Karten und Schlüssel zu lagern. Diese Liste ergänzt Roger Seißler, Inhaber der Firma Mobil-Safe: „Reisende, die lange unterwegs sind, wählen in der Regel den Safe so groß, dass auch Laptop und Kamera mit hineinpassen. Hier wird gerade im Offroadbereich viel mit Sonderanfertigungen gearbeitet, da es für die Vielfalt an Basisfahrzeugen keine Standardlösungen gibt, die den Kundenanforderungen genügen.“ 

Bei der Wahl der Größe spielt auch der Ort der Installation eine wichtige Rolle. Soll der Tresor beispielsweise in einem der Schränke untergebracht werden, bietet das eine gewisse Flexibilität, da man auf ein voluminöseres Produkt zurückgreifen kann. Das geht allerdings zulasten des Stauraums. Im besten Fall sitzt der Safe bündig zu drei, besser vier Seiten, Zwischenräume können mit Sperrholz aufgfüllt werden. Dann sollten zu mindestens zwei Seiten kräftige Bolzen den Stahlschrank an Ort und Stelle halten, eine Alternative kann es auch sein, alles mit hochwertigem MS-Polymerklebstoff zu verkleben. 

 

Der Tresor sollte verdeckt eingebaut werden, um keinen Anreiz zu schaffen

 

Eine Alternative zur Montage im Wohnraum ist, ein kleineres Exemplar zu wählen, das unter einem der Sitze im Fahrerhaus befestigt wird. Vorgefertigte Sitzsockelsafes gibt es vor allem für die gängigen Kastenwagen wie Fiat Ducato, VW Transporter, Renault Master und Iveco Daily. Aber da solche Fahrzeuge auch gern an der Gewichtsgrenze kratzen, muss das zusätzliche Gewicht mit einberechnet werden: Ein kompakter Stahltresor wiegt mindestens zehn Kilo. 

„Der Vorteil vom Sitzsockelsafe ist der schnelle Zugriff auf Pässe und Bargeld während der Fahrt und eine solide Befestigungsmöglichkeit mit dem Chassis des Fahrzeuges. In der Kabine kommt man nachts besser an seine Wertsachen, wenn erforderlich“, erklärt Roger Seißler. Dabei sollte der Tresor so eingebaut sein, dass er leicht zugänglich, aber trotzdem noch halbwegs gut versteckt ist. Seißlers Produkte sind so gefertigt, dass sie platzsparend verbaut werden können, da sie eine herausnehmbare Tür haben.

In größeren Wohnkabinen muss es natürlich kein Spezialprodukt sein, da finden auch kleine Haushaltsmodelle Platz. Gute Möglichkeiten zum Platzieren sind in Doppelböden oder Heckstauräumen, aber auch auf dem Boden hoher Kleiderschränke.

 

Sitzsockelsafes gibt es gerade für die gängigen Kasten­wagen bereits vorgefertigt. Sie nehmen keinen wertvollen Platz im Wohnaufbau ein, sind aber auch schnell entdeckt

 

Die Wahl des Schließzylinders  

Es gibt drei klassische Arten von Schließzylindern, die bei Tresoren zum Einsatz kommen: elektronische Safes mit einer digitalen PIN, mechanische Zahlenschlösser oder Schlüsselschlösser.

Der Vorteil des elektronischen Safes ist, dass man keinen Schlüssel bei sich tragen muss, wobei dieser mit dem Autoschlüssel sowieso immer am Mann oder an der Frau ist. Bei Mobil-Safe machte man die Erfahrung, dass es in der Vergangenheit vereinzelt zu Ablösungen von Lötstellen auf den Platinen der elektronischen Schlösser kam – unter anderem durch Erschütterung auf Pisten. Deshalb setzt die Firma nur noch auf Schlüssel-Schließzylinder. Immerhin muss man sich so auch keine Zahlenkombination merken. Wichtig ist, dass man im Notfall einen Ersatzschlüssel bekommt. Der Nachteil ist, dass die Einbrecher den Camper auf der Suche nach dem Schlüssel auf den Kopf stellen könnten. 

Welche Variante man wählt ist weniger relevant. Hauptsache, der Safe im Fahrzeug liegt gut versteckt. Eine mit Klettverschluss vorgesetzte Schrankrückwand oder ein Bodenfach, das nur mit einem Saugheber zu öffnen ist, lässt den Safe in tiefen Fächern unsichtbar werden. Tresor-Verweigerer argumentieren nämlich gern, dass es beim Versuch, den Tresor aufzubrechen, zu deutlich größeren Schäden im Innenraum kommen könne als bei Einbrüchen in tresorlose Mobile. 

Das wird in der Regel aus Zeitgründen nicht passieren, der Dieb hat es eben meist eilig, aber falls doch – was sagt die Versicherung dazu?

 

tresore camper
Einbruch im Camper: tagsüber, schnell, rabiat. Wer das weiß, passt sich an. Die Opfer-Geldbörse ist fort, der Laptop dafür dageblieben

 

tresor im wohnmobil
Die Tür des Wohnmobil-Tresors von AL-KO wird durch zwei Rundbolzen verriegelt. Sie wird mittels einer Montageplatte am Fahrzeugboden verankert

 

Was ist versichert? 

Wenn der Tresor fest mit dem Fahrzeug verbaut ist, bekommt der Betroffene das Produkt sowie die Beschädigungen am Innenraum erstattet, ergab eine Rückfrage bei der Allianz – sofern eine Fahrzeug-Inhaltsversicherung abgeschlossen wurde. Im Rahmen dieser Versicherung ist kein zusätzliches Wertbehältnis erforderlich, jedoch seien Dinge, die man üblicherweise im Tresor aufbewahrt, im Rahmen dieser Versicherung nicht mit abgedeckt, also unter anderem Bargeld, Dokumente, Urkunden. Weiterhin ist je nach gewählter Hausratversicherung (!) auch der Tatbestand „Diebstahl aus dem Kfz“ versichert. Für eine Erstattung muss das Fahrzeug fest verschlossen gewesen sein, in dem Fall sind Elektrogeräte und Wertsachen abgedeckt. Der Erstattungsbetrag hängt davon ab, für welche Produktlinie und Höchstgrenze man sich beim Abschluss der Versicherung entschieden hat. Wichtig: Klären Sie die regionale Deckung (europa- oder weltweit?)!

 

Elektronische Schlösser können durch Vibrationen Schaden nehmen und ausfallen

 

Auch andere Versicherer, darunter die Gothaer, bieten Produktlinien, die die Hausratversicherung erweitern und den Inhalt des Campers gegen Einbruchdiebstahl sichern. Wertsachen und Bargeld sind auch hier vom Schutz ausgeschlossen, jedoch sind etwa das Tablet und teure Ausrüstung inbegriffen. Prüfen Sie den Vertrag genau!

Auch bei der HUK-Coburg greift im Falle eines Diebstahls aus dem Fahrzeug die Hausratversicherung, Wertgegenstände wie Laptops und Smartphone sind nicht inbegriffen. Bei der HUK-Coburg ist ein fest im Fahrzeug verbauter Tresor über die Kaskoversicherung abgedeckt – der Inhalt des Safes jedoch nicht.

Auf die Gnade der Einbrecher hoffen?

Ein beliebter Trick unter Fahrzeugreisenden ist, ein paar Geldscheine oder abgelaufene Kreditkarten in den Schubladen zu „verstecken“, damit die Diebe ein Erfolgserlebnis haben und schnell wieder verschwinden. Hiervor warnt Kriminaloberrat Harald Schmidt. Seine Befürchtung: Der Dieb könnte sich von dem Angebot nur animiert fühlen, weiterzusuchen. Eine Einschätzung, die die Redaktion nicht teilt, auch aus eigener Erfahrung (Bild links). Wichtig ist, dass die Geldbörse wirklich nach Hauptgewinn aussieht, nicht nach Opfergabe.

Generell ist es aber wichtig, dem potentiellen Dieb keinen Anreiz zu geben, überhaupt in den Wagen einzubrechen. Daher ist es nicht ratsam, für Außenstehende offensichtlich Wertsachen aus dem Tresor zu holen, egal ob Bargeld vor dem Supermarkt oder Ausweise an der Grenze. Und wer seine Kamera in dem Stahlkoloss lagert, sollte auch daran denken, sie gut abzupolstern, damit sie offroad nicht verrutscht und Schaden nimmt. Ein Tresor ist also nicht notwendig, kann aber zum eigenen Sicherheitsgefühl beitragen – und für den Dieb eine zusätzliche Hürde.

Alternative für unterwegs

Unter Vanlifern beliebt ist der Travelsafe von Pacsafe. Dabei handelt es sich um eine Tasche mit einem integrierten Stahlnetz, das als schnittsicher gilt und an der festgezurrten Öffnung mit einem Schloss verriegelt wird. Mit einem Stahlseil kann man den Travelsafe, den es in verschiedenen Größen gibt, an einem festen Ort fixieren. Sicherlich ist dieser Safe praktisch für unterwegs, zumal er nicht so leicht mit einem Messer aufgeschlitzt werden kann wie ein ganz normaler Rucksack. Ob er einen fest verbauten Tresor im Camper ersetzen kann, ist dagegen fraglich. Wer bereits in das Fahrzeug eindringen konnte, den werden auch ein dünnes Stahlseil oder ein kleines Schloss nicht bremsen. 

 

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