Lange Sandstrände, hohe Steilklippen und markante Gebirgszüge prägen Wales, das zu drei Seiten vom Meer umspülte Land im Westen Großbritanniens. Rundfahrt
Langsam öffnet sich der Bug, im Bauch der Kanalfähre beginnen immer mehr Motoren zu dröhnen. Mit einem lauten Rattern verlassen sie, einer nach dem anderen, das Schiff und rollen dem ersten Kreis- verkehr entgegen. Jetzt bloß keinen Fehler machen und an den Linksverkehr denken! Nach den ersten Kilome- tern lockern sich langsam die Finger, vorher krampf- haft in den Kranz des Lenkrades gepresst. Immer weiter führt der Weg nach Westen, einer der sechs keltischen Nationen entgegen – Wales.
Das kleine Land des Vereinigten Königreichs hat viele Facetten in sich vereint. Steil abfallende Klippen an der Küste, grüne, sanfte Hügel im Herzen und ein raues, zerklüftetes Gebirge im Norden. Auf engen Straßen dringt man immer tiefer ins Landesinnere vor. Seit der Grenze werden ausgebaute Schnellstraßen immer seltener, gleichzeitig nimmt die Menge an Straßenschildern zu, deren Sprache man nicht einmal im Entferntesten versteht. Nur langsam geht es voran, es bleibt Zeit, das Land in sich aufzusaugen und Details zu entdecken, die sonst wohl an einem vorbeigezogen wären. Erster Kurs: ganz in den Nordwesten.
Kaum merklich führt die Straße dort- hin immer höher hinaus. Kurve für Kurve, Kehre für Kehre. Erst rauscht helles Blattgrün an den Fenstern des Bullis vorbei, dann ein plötzlicher Farbenwechsel: Graue Gipfel ragen hervor, vermitteln das Gefühl, in luftiger Höhe zu sein. Kein Baum mehr, so weit das Auge reicht. Eine Spur von Hochgebirge im Snowdonia-Nationalpark.
Beim Befahren der Nebenwege stockt einem mitunter fast der Atem: Links und rechts vom Fahrzeug ist gerade einmal ein halber Meter Platz, gleichzeitig ver- schwindet die Welt um einen herum in Nebelschleiern. Jede Ausweich- möglichkeit merkt man sich penibel, jeder Gegenverkehr sorgt für mehr Schweißperlen auf der Stirn. Dann doch lieber den Wagen stehenlassen und, gut eingepackt, die Wanderwege erkunden.
Diese sind talwärts von Moos und Gras überzogen. Mit jedem Schritt sinkt man tief in sie hinein. Weiter oben führen die Wege über steinige, schroffe Felsen hoch in Gipfel, die immer wieder von dicken Wolken verhangen werden. Mystisch! Wie ein weißer Schleier liegt der Nebel über der Landschaft, bedeckt still die Schönheiten des Landes und schluckt auch die letzten wärmenden Sonnenstrahlen.