Lukas Unterholzner & Valeria Pixner
Valeria Pixner und Lukas Unterholzner haben zwei große Leidenschaften: das Reisen und das Fotografieren. Egal ob mit dem Rucksack durch Südostasien, mit dem Van durch Australien, Neuseeland, Nord- und Südamerika oder (seit 2018) mit ihrem Offroad-Camper „Moose“ durch Europa und Nordafrika. Die nächste große Tour steht auch schon fest. Im Winter 2021 starten sie ihre Reise in Richtung Osten. Ihr Ziel: die Mongolei.
Alter: beide 30
Wohnort: Lana, Südtirol
Reiseregion: Tunesien
Reisedauer: 1 Monat
Reisestrecke: 5.000 Kilometer
Website: the-travely.com
Toyota Hilux LN105 „Moose“
Baujahr: 1990
Motor: 2,4-l-Diesel, 83 PS
Verbrauch: 10,5 l/100 km
Aufbau: Eigenausbau
Schlafplätze: 2
Gesamtgewicht: 2,6 t reisefertig
Es war Ende November. Nach einem Monat Beach-Hopping auf Sardinien und Sizilien stand ein neues Reiseziel auf unserer Liste: Tunesien. Nach rund acht Stunden Fährfahrt von Palermo nach Tunis freuten wir uns wie kleine Kinder, als wir endlich tunesischen Boden erreichten. Endlich wieder Datteln, süßen Minztee und Sand, Sand, Sand! Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt, uns eine tunesische SIM-Karte und ein paar tunesische Dinar besorgt hatten, verließen wir den Großraum Tunis auch schon wieder. Denn unsere Reiseziele lagen etwas weiter südlich – Richtung Wüste. Unsere ersten Tage in Tunesien führten uns durch kleine Ortschaften, vorbei an Feldern voller Olivenbäume und durch karge, einsame Hügellandschaften. Vor allem das Gebiet rund um das kleine Dorf Sened, mit seinen schroffen Bergen, den tiefen Canyons und grünen Oasen, faszinierte uns.
Möge die Macht mit dir sein
Je weiter wir Richtung Süden kamen, desto karger und trockener wurde die Landschaft. Im einsamen Westen Tunesiens, nicht weit von der algerischen Grenze entfernt, wartete eine Reihe ganz besonderer Attraktionen auf uns: die original Star-Wars-Drehorte!
Von 1977 bis 1999 diente der kleine Wüstenstaat gleich mehrmals als Drehort für Star Wars. Vor allem Szenen für den Wüstenplaneten Tatooine wurden in Tunesien gedreht. Klar – karge Landschaften, Sonne, Sand, Salz und ein endloser Himmel. Man versteht sofort, warum George Lucas gerade den Südwesten Tunesiens als Ort für sein Weltraumepos aussuchte. Kurz zur Erklärung: Der Wüstenplanet Tatooine aus den Star-Wars-Filmen ist der Heimatplanet von Anakin und Luke Skywalker, den beiden Hauptcharakteren der Hollywoodstreifen. Der meistbesuchte noch erhaltene Drehort der Weltraumsaga ist Ong Jamal bei Nefta. Er diente als Kulisse der Weltraumstadt Mos Espa. Gäste können ungestört durch die verwinkelten Gässchen schlendern und hinter die Kulissen der fantastischen Kuppelbauten blicken. Ein wirklich tolles Erlebnis für alle Star-Wars-Fans! Unser persönliches Highlight lag jedoch etwas abseits von Mos Espa – nur wenige Kilometer von der algerischen Grenze entfernt im buchstäblichen Nirgendwo. Inmitten eines trostlosen, riesigen Salzsees steht das kleine weiße Kuppelhäuschen von Lars („Lars Homestead“) – besser bekannt als Wohnort von Luke Skywalker. Vor allem bei Sonnenuntergang ist dies ein geradezu magischer Ort!
„Unser persönliches Highlight lag inmitten eines riesigen Salzsees“
Auf in die Wüste!
Wir folgten der gut ausgebauten Straße einmal quer durch den ausgetrockneten Salzsee Chott el Djerid Richtung Douz, dem Tor zur Wüste. Was Zagora und Merzouga für Marokko sind, ist Douz für Tunesien. Hier befindet sich der letzte nennenswerte Außenposten der Zivilisation, die letzte Möglichkeit, um Treibstoff und Vorräte aufzufüllen, bevor es in die weite tunesische Wüste geht. Die allermeisten geführten Wüstentouren starten in Douz. Auch kann man sich hier noch mit den köstlichen tunesischen Datteln „Deglet Nour“ eindecken, die in der Region wachsen und an vielen kleinen Straßenständen verkauft werden. Nur einen Steinwurf von der Stadt entfernt, türmen sich die ersten goldenen Sanddünen des Grand Erg Oriental, dem großen östlichen Erg, in den blauen Himmel. Der Grand Erg Oriental ist das größte zusammenhängende Sandmeer der Sahara und erstreckt sich über große Teile Algeriens und des Südens Tunesiens. Eine vollkommen einsame, goldene Welt aus Sand. Einige Kilometer südlich von Douz erstreckt sich der große Jebil-Nationalpark. Reisende mit eigenem Geländefahrzeug können von dort aus (auch auf eigene Faust) verschiedene Wüstentouren unternehmen. Die einfachste Route führt vom Nationalpark bis zur Oase Ksar Ghilane. Gut erkennbare Sandpisten, kleine Dünenüberfahrten – eine nette Tour durch die einsame Wüste.
Eine weitere (mittelschwere) Route führt nach Tembaine und dann weiter zum „verlorenen See“ (schwierig). Die Strecke von Douz nach Tembaine ist wohl die bekannteste und beliebteste Wüstentour in Tunesien. Egal ob Individualreisender oder Reisegruppe, egal ob mit dem Motorrad, Geländewagen oder Lkw, jeder liebt die abwechslungsreiche Tour nach Tembaine.
Wer es lieber richtig abgelegen und kniffelig mag und gar nicht genug von Dünendurchfahrten bekommt, sollte nach El Mida fahren. Die Strecke von Douz nach El Mida (beziehungsweise vom schönen Camp Grand Erg Oriental bis nach El Mida) führt über vier große Dünenkämme. Die Sandpisten sind meist verweht und sehr schlecht zu erkennen. Die Tour ist schwierig, mit genügend PS und einer Prise Abenteuerlust jedoch machbar. Wir selbst haben es übrigens nicht mehr über den vierten großen Dünenkamm geschafft. Reisende, die nur ein klein wenig Wüstenluft schnuppern möchten, können dies in Ksar Ghilane tun. Die grüne Oasenstadt mit ihren Palmen, dem See, einigen Hotels und jeder Menge Quadverleihern mag auf den ersten Blick etwas „künstlich“ wirken und sich eher an Pauschaltouristen richten, doch auch echte Wüstenfans kommen hier auf ihre Kosten.
Gleich hinter den grünen Palmen Ksar Ghilanes erstreckt sich ein hübsches, von vielen Sandpisten durchzogenes Dünenmeer. Die Pisten werden meist von geführten Quadgruppen benutzt und sind entsprechend gut erkennbar und einfach zu befahren. Der perfekte Ort für all jene, die mit ihrem Geländewagen zum ersten Mal im Wüstensand unterwegs sind!
„Wer es richtig abgelegen und kniffelig mag, sollte nach El Mida fahren“
Von Höhlenhäusern und Amphitheatern
Zurück aus der Wüste, ging es für uns weiter Richtung Südosten. Die karge Steinwüste rund um die Stadt Tataouine wirkt auf den ersten Blick trostlos und wenig einladend. Doch einige der schönsten Sehenswürdigkeiten Tunesiens verstecken sich in diesem Gebiet. Etwa das kleine Bergdorf Chenini. Wie eine Krone thront es auf dem Gipfel eines kleinen Berges, unter ihm ein tief eingeschnittener Canyon und kleine grüne Palmenhaine. Mit seiner weiß leuchtenden Moschee und den terrassenförmig angelegten, halb verfallenen Höhlenhäusern ist es ein toller, atmosphärischer Ort für einen Nachmittagstee.
Genauso wie Ksar Ouled Soltane – eine Speicherburg aus unzähligen kleinen Kammern, die wie braune Bienenwaben aneinandergebaut wurden. Und wer jetzt denkt: „Moment mal, das kenn’ ich doch irgendwoher!“, der hat wahrscheinlich recht. Das Ksar diente nämlich auch als Drehort für die Star-Wars-Filme. Auf unserem Rückweg Richtung Norden besichtigten wir noch das imposante Amphitheater von El Djem – ein Bauwerk das man so gar nicht in Tunesien erwarten würde. Das fast 2.000 Jahre alte Amphitheater sieht aus wie eine Miniaturausgabe des großen Kolosseums von Rom – mit dem einen Unterschied, dass es in El Djem (noch) keine Touristenmassen gibt.
Unseren letzten Tag in Tunesien verbrachten wir im hübschen Fischerstädtchen Sidi Bou Said, nur wenige Kilometer von Tunis entfernt. Sidi Bou Said ist eine Mischung aus Santorini und Chefchaouen und wohl das hübscheste (aber auch touristischste) Städtchen Tunesiens. Alle Häuser leuchten in strahlendem Weiß und Blau, überall gibt es kleine Cafés und Shops – Reisende, die vor der Heimfahrt noch nach passenden Mitbringseln suchen, sind hier genau richtig!
„Hier verstecken sich einige der schönsten Sehenswürdigkeiten Tunesiens“
Ein Monat Tunesien – unser Fazit
Tunesien punktete bei uns nicht nur in Sachen Landschaft. Vor allem die aufrichtige Herzlichkeit und Freundlichkeit der Einheimischen blieben uns in Erinnerung. Trotz Wirtschaftskrise und (nach den Terroranschlägen von 2015) zusammengebrochenem Tourismus wurden wir als Reisende nie bedrängt, etwas zu kaufen. Im Gegenteil! Überall wurden wir mit Optimismus, Geduld und offenen Armen empfangen. Im ganzen Land gab es jede Menge Polizeikontrollstellen – an denen man als Tourist durchgewunken wird –, in manchen (Grenz-)Gebieten, in denen es die Polizeikräfte für erforderlich erachteten, wurden wir eskortiert. Wir persönlich haben uns jedenfalls niemals unsicher gefühlt, sondern sehr umsorgt. Ehrlich gesagt, haben uns Tunesien und seine Menschen tief berührt. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass wieder mehr Reisende nach Tunesien finden und sich, genau wie wir, in das Land und die Leute, in die Wüste und ihre Schätze verlieben.