Legendäre Bergziege: Unimog U 404

Klein, aber oho: Der U 404 punktet mit kompakten Maßen, robuster Technik und astreiner Geländegängigkeit – eben ein typischer Unimog. Gleichzeitig ist er variantenreich wie kein Zweiter

Der 404 hat mehrere Erscheinungsbilder. Es gibt ihn als Cabriolet, als Omnibus, mit festem Dach oder dem Fahrerhaus des 406/416

Über Vierundsechzigtausend Mal rollte das Universal-Motorgerät, Typ 404, vom Band. Damit ist er der am häufigsten hergestellte Unimog – mit einer langen Produktionszeit von 1955 bis 1980. Besonders beim Militär war er beliebt, und das weltweit. 

Kein Wunder: War der kleine Lkw  damals schon legendär im Gelände, macht ihm auch heute noch keiner so leicht was vor – er ist eben eine echte Bergziege. Schon 1955 packte der „S“, wie er auch genannt wird, eine Steigung von 100 Prozent, also 45 Grad. Nur zehn Jahre später bestritt man mit ihm sogar eine Sahara-Durchquerung von West nach Ost. Seine herausragenden Geländeeigenschaften verdankt er unter anderem den Portalachsen, die für mehr Bodenfreiheit sorgen, einem zuschalt­baren Vorderradantrieb, Differentialsperren an Vorder- und Hinterachse sowie den Schraubenfedern. Letztere sorgen auch für höheren Fahrkomfort, falls man bei einem 404 überhaupt von so etwas wie Komfort sprechen kann. 

Ausgestattet ist der kleine Allrad-­Laster zusätzlich mit zwei Rückwärtsgängen und einem synchronisierten Sechs-Gang-Schaltgetriebe, was in der damaligen Zeit eine Seltenheit war, die meisten Fahrzeuge wurden noch mit Zwischengas gekuppelt. Verzichtet wurde allerdings auf den Einbau einer Servolenkung, hier heißt es kräftig kurbeln.

 

Motor: Benzin, 82 – 110 PS

Radstand: 2.900 mm

Länge: 4.925 mm

Breite: 2.140 mm

Leergewicht: 2,6 t

zulässiges Gesamtgewicht: 4,4 t

Versionen: Allrad-Lkw

Preis: ab 3.000 Euro

 

Unter der kleinen Haube – und halb im Fahrerhaus – steckt ein wassergekühlter Reihen-Sechszylinder, der, je nach Typ und Baujahr, zwischen 82 und 110 Pferdestärken leistet, dafür aber statt Diesel teures Benzin verlangt. Da der Motor zwischen Fahrer und Beifahrer sitzt, wird es besonders im Sommer im Fußraum fast unerträglich heiß. Das A und O beim Vergaser-Motor ist dessen richtige Einstellung, da man für den Mog sonst tief in die Tasche greifen muss: ein Verbrauch zwischen 25 und 35 Litern ist dann keine Seltenheit. Richtig eingestellt, gibt er sich auch mit 18 bis 22 ­Litern auf längeren Strecken zufrieden. Wer lieber einen Diesel möchte, muss selbst umbauen oder sehr lange danach suchen. Gerade 81 Fahrzeuge wurden von Haus aus mit einem Selbstzünder ausgeliefert, diese hatten dann auch schon das Fahrerhaus des U 406/416. Eine weitere Alternative wäre der Umbau auf Gas-betrieb. In jedem Fall sollte man darauf achten, dass das Herz der kleinen Bergziege regelmäßig „pumpen“ darf, da sonst die Beschleuniger-Membranen trocken und spröde werden. Daher ist es auch nicht immer ratsam, beim Kauf nur auf eine geringe Laufleistung zu achten. Wenn das Fahrzeug lange stand, sollten nach dem Kauf die Dichtungen geprüft und im Bedarfsfall gewechselt werden. 

Die größten Vorteile des „S“ sind das geringe Gewicht und die kompakten ­Maße. Der Radstand misst nur 2,90 Meter und ist somit noch drei Zentimeter kürzer als der eines BMW X5. Im ersten Produktionsjahr wurden sogar Modelle mit nur 2,67 Metern Radstand ausgeliefert. Auf eine kleine und leichte Kabine sollte bei beiden geachtet werden, denn Unimogs sind keine Lastenträger und sollten immer weit unter dem zulässigen Gesamtgewicht gefahren werden. Ansonsten verschwindet zusehends ihr größter Vorteil: die Geländegängigkeit. Je nach Ausstattung bringt der 404 ohne Pritsche 2,3 Tonnen auf die Waage. Wird also konsequent auf einen leichten Auf- und Ausbau geachtet, ist ein Gesamt­gewicht von unter 3,5 Tonnen erreichbar. Interessant für alle, die von einem Unimog träumen, aber keinen C-Klasse-Führerschein besitzen. 

Häufig auf dem Markt vertreten ist die Kombination mit einem Armee-­Funkkoffer aus Stahl. Leider keine ­besonders leichte Lösung, aber eine günstige. Um Stehhöhe zu erreichen, rüsten hier viele Besitzer ein Aufstell­dach nach. Die Preise für einen 404 variieren, je nach Zustand, zwischen 3.000 Euro für eine Baustelle für Schrauberfans und 25.000 Euro für einen reisefertigen Wagen in erstklassigem Zustand. Wer generell zwei linke Hände hat, sollte sich aber bewusst sein, dass der kleine Mog ein rustikaler Oldtimer ist – mit allen Konsequenzen.

 

Cabriolet und Fenster

Wer sich nicht entscheiden kann zwischen einem schönen, sportlichen Cabriolet und einem Reise-Lkw, für den ist der „S“ ideal. Das Allwetter-Klappverdeck ist schnell umgeklappt und der Fahrt unter blauem Himmel steht nichts mehr im Wege. Für noch mehr Fahrtwind im Gesicht und weniger Hitzestau im Fahrerhaus sorgt die aufklappbare Windschutzscheibe.

 

 

Motor

Der 404 ist kein Fahrzeug, das für seinen sparsamen Verbrauch bekannt ist. Besonders, wenn Zündung und Ventile nicht richtig eingestellt sind, konsumiert der Laster schon auf der Straße 30 Liter Superbenzin und mehr. Viele Besitzer bauen daher einen sparsameren Dieselmotor ein oder rüsten das Fahrzeug auf eine Gasanlage um.
 
 
 
 

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