Heide & Klaus Schwöbel, Birgit Metz & Uwe Bingert, Angelika & Klaus Hoffmeister
2014 lernte sich das Team bei einer gemeinsamen Reise in Madagaskar kennen und hat seitdem viele Touren zusammen unternommen. Während einer Silvesterfeier entstand der Traum, die Kalahari zu durchqueren – bereits einen Tag später buchten sie die Tickets.
Alter: zwischen 59 und 67 Jahre
Wohnort: Schriesheim, Mandelbachtal und Schildow
Reiseregion: Botswana
Reisedauer: 21 Tage
Reisestrecke: 3.680 Kilometer
Toyota Hilux
Baujahr: 2018
Aufbau: Hardtop mit Dachzelt
Schlafplätze: jeweils 2
Vermieter: AfriCamper
“Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert“, sagte einst der brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho. Für uns bot sich diese Möglichkeit an Silvester 2018/2019. Im darauffolgenden November flogen wir nach Johannesburg, übernahmen dort drei Mietcamper mit Dachzelt und dann konnte die Reise beginnen.
Unser erstes Ziel war der Khama-Rhino-Sanctuary-Nationalpark. 1992 wurde das 43 Quadratkilometer kleine Wildschutzgebiet angelegt, um die letzten Breit- und Spitzmaulnashörner zu schützen. Bei unserer Pirschfahrt am nächsten Morgen machten wir gleich unsere ersten Erfahrungen mit afrikanischem Tiefsand. Bis zum Unterboden steckte eines unserer Fahrzeuge fest und nur gemeinsam gelang es nach einigen Versuchen, das Auto aus dem Tiefsand zu ziehen. Insgesamt dauerte die ganze Aktion über eine Stunde, doch die Arbeit hat sich gelohnt. Im Anschluss wurden wir nämlich belohnt, als direkt vor unseren Augen eine Nashornfamilie vorbeizog. In den nächsten drei Stunden sahen wir Springböcke, Zebras, Marabus, Kuh- und Elanantilopen, Gnus, Spießböcke und Giraffen aus nächster Nähe. Wir waren von der Artenvielfalt überwältigt. 400 Kilometer Tiefsand und Piste trennten uns von unserem nächsten Ziel, Kubu Island. Das ist eine etwa ein Kilometer lange und 20 Meter hohe Erhebung im Südwesten der Sowa Pan, die zu den Makgadikgadi-Salzpfannen im Nordosten Botswanas gehört. Während stundenlanger einsamer Fahrt über Salz und Sand sahen wir keinen einzigen Menschen. Nach der Ankunft konnten wir beim Anblick der Baobabs, riesiger Affenbrotbäume, ein Bier genießen und die Umgebung zu Fuß erkunden. Dieses Gefühl von völliger Einsamkeit, der Anblick des traumhaften Sonnenuntergangs, der alles in ein tiefes Rot eintauchte – einfach mystisch und unvergesslich. Beim anschließenden köstlichen Abendessen konnten wir uns nicht von den Wüstenschuhen trennen, denn es wimmelte von Skorpionen.
„Dieses Gefühl von völliger Einsamkeit - einfach unvergesslich“
Diebische Affen
Der Grenzübergang nach Simbabwe, auf dem Weg zu den Victoriafällen, erforderte viel Geduld. Hier lernten wir, was afrikanische Gelassenheit bedeutet, die Schlange der Einreisewilligen war sehr lang und der Übergang kostete uns circa drei Stunden und 30 Dollar pro Person.
Unsere mitgebrachten Regencapes benötigten wir nicht, denn im Oktober, während der Trockenzeit, gab es an den Victoriafällen keine Gischt. Trotzdem waren wir beeindruckt, denn hier verschwindet der viertgrößte Fluss Afrikas – der Sambesi – auf einer Länge von gut 1.700 Metern in einer bis zu 109 Meter tiefen Spalte, die inmitten geschlossener Basaltlava klafft. Da dies ein besonders schöner Fleck Erde ist, entschieden wir, dort mittagzuessen. Leider haben wir nicht auf die Affen geachtet, die oben auf den Bäumen saßen und bei unserer ersten Unaufmerksamkeit zugeschlagen haben. Sie stürzten herab und klauten unser Essen von den Tellern.
Der Senyati-Nationalpark hat etwas ganz Besonderes zu bieten, denn es gibt dort einen unterirdischen Bunker, der zu einem Wasserloch führt. Von da konnten wir die Elefanten hautnah beobachten und fast anfassen. Einer steckte seinen Rüssel neugierig durch den Beobachtungsspalt. So eine intensive und nahe Begegnung hatten wir noch nie.
Glück & Schrecken
Schweren Herzens trennten wir uns von diesem wunderschönen Camp. Für die nächsten 200 Kilometer brauchten wir aufgrund der schlechten Wegstrecke ganze sieben Stunden. Hier wurde uns nochmals deutlich, dass wir in absoluter Wildnis unterwegs waren, denn am Eingang ermahnte uns der Ranger, selbst kürzeste Strecken nur mit dem Auto zu fahren – selbst wenn es nur die 100 Meter bis zur Toilette sind. Der Grund: In der Nacht zuvor wurde ein Elefantenbaby von einem Löwenrudel gerissen. Von unserem herrlichen Stellplatz konnten wir bei der Vorbereitung zu unserem Abendessen große Elefantenherden, viele unterschiedliche Antilopenarten, bunte Vögel und jede Menge Eichhörnchen beobachten.
Auch wenn wir dem Löwenrudel entgingen, gab es doch die eine oder andere brenzlige Situation. Beispielsweise wurden wir auf unserer morgendlichen Pirschfahrt von einem riesigen Elefantenbullen überrascht, der den Weg versperrte. Nichts ging mehr vorwärts oder rückwärts. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit gab er den Weg frei. Doch das nächste Hindernis stand bevor – fünf Jungbullen stellten sich uns in den Weg und beim Wenden verklemmte sich ein armdicker Ast zwischen Antriebswelle und Unterboden. Klaus und Uwe mussten direkt vor den Elefanten aussteigen und mit der Axt den Ast entfernen. Der Adrenalinspiegel stieg ins Unermessliche. Gefühlte Stunden, tatsächlich wahrscheinlich 30 Minuten, dauerte es, bis alle wieder im Auto saßen und wir weiterfahren konnten.
„Obwohl wir den Löwen entkommen sind, gab es brenzlige Situationen“
Am nächsten Morgen wurde unser Frühstück durch laute Geräusche unterbrochen. Im nächsten Camp zertrampelte ein Elefantenbulle den Tisch und die Stühle unserer Nachbarn, die verängstigt im Dachzelt ausharrten. Überstürzt brachen wir zu der zwölfstündigen Fahrt zum Moremi-Nationalpark auf und sahen dabei die extremen Schäden, die Elefanten im Wald anrichteten. Die Fahrt ging sehr abenteuerlich über typisch afrikanische Holzbrücken weiter. Kurz vor dem Ziel mussten wir extreme Umwege fahren, um eine geeignete Stelle für die Flussdurchquerung zu finden. Erst bei eintretender Dunkelheit erreichten wir unser Camp.
Auf in die Kalahari!
Wenige Tage später war es dann so weit: Mit 450 Litern Wasser, 600 Litern Diesel, gefüllten Kühlschränken und vielen Lebensmitteln an Bord waren wir bereit für die Durchquerung der Kalahari.
Die Kalahari zu durchfahren, ist nicht ganz ungefährlich, jeder ist komplett auf sich allein gestellt – auch wenn es um das Fahren im Tiefsand geht. Wer glaubt, dass es im Tiefsand keine Steigerung mehr gebe, wird in der Kalahari eines Besseren belehrt.
Die meisten Touristen fahren nur bis zum ersten Camp, dem Sunday Pan, und kehren auf dem gleichen Weg zurück. Doch das reichte uns nicht aus, wir wollten die Kalahari durchqueren. Ab dem Eingangstor begann für uns die Nord-Süd-Durchquerung, ein unauslöschliches Erlebnis!
Auf dem Weg zum Sunday Pan waren wir gezwungen, den Luftdruck der Reifen auf 1,2 Bar zu reduzieren, um auf den Tiefsandpisten voranzukommen. Am Wasserloch, ganz in der Nähe unseres Camps, konnten wir ein großes Löwenrudel mit Jungtieren beobachten, das mehrere Gnus gerissen hatte. In der ersten Nacht, bei fantastischem Sternenhimmel, konnten wir das Gebrüll eben dieser Löwen bis tief in die Nacht hören. Am Morgen entdeckten wir um unsere Fahrzeuge Löwenspuren. Das Zelt nachts nicht zu verlassen, war eine kluge Entscheidung.
Für die nächste, die dritte, Etappe zum Xaxa Waterhole brauchten wir aufgrund des extremen Tiefsandes über lange Strecken wieder über neun Stunden und wurden ordentlich durchgerüttelt. Plötzlich vermissten wir das letzte Fahrzeug und es war schnell klar, dass Klaus und Angelika ein Problem haben mussten.
Wir warteten 1,5 Stunden. Danach entschlossen sich Klaus und Uwe, mit einem Auto zu wenden – ein aufgrund der Dornenbüsche und Böschungen schier unmögliches Unterfangen – und zurückzufahren. Birgit und Heide blieben bei glühender Sonne und über 40 Grad im Schatten mit einem unguten Gefühl in einem Fahrzeug mitten in der Kalahari zurück. Wer jetzt denkt, dass man doch erst mal bei Klaus und Angelika hätte anrufen können, der irrt. Von Handyempfang waren wir meilenweit entfernt und das einzige Satellitentelefon, das wir vorsichtshalber mitgenommen hatten, befand sich im vermissten Fahrzeug. Unsere Freunde hatten sich im Tiefsand bis auf den Unterboden festgefahren und waren körperlich am Ende und verzweifelt von den Anstrengungen, das Fahrzeug wieder freizubekommen. Nach dem Freischaufeln mit vereinten Kräften und mithilfe des zweiten Fahrzeuges konnten sie den Hilux aus dem Sand befreien. Die Glücksgefühle, als alle endlich nach mehreren Stunden wieder vereint waren, waren unbeschreiblich. Wir führten unsere Fahrt nach Xaxa Waterhole fort, wo wir auf extrem menschenscheue Elefantenherden trafen. In einem Dorf der San (Buschmänner), das wir durchquerten, verteilten wir unsere restlichen Lebensmittel an die Bewohner. Sie nahmen sie lachend und dankbar entgegen. Erleichtert und unglaublich stolz erreichten wir das Khutse Game Scout Gate, wo unsere erfolgreiche Durchquerung registriert wurde.
Vielfältiges Botswana
Nach einer Nacht im Khutse Game Scout Camp kamen wir über Letlhakeng wieder in der Zivilisation an. Nach Tagen des Abenteuers, der Stille und der Einsamkeit entschieden wir uns, die Nacht nicht in der Hauptstadt Gaborone zu verbringen, sondern im kleinen Mokolodi Nature Reserve. Schweren Herzens verließen wir ein traumhaft schönes Land, das uns jeden Tag aufs Neue in Staunen versetzte, mit dem Wunsch in der Regenzeit noch einmal zurückzukehren.
Nach 3.680 Kilometern, 21 Tagen mit unvergesslichen Erlebnissen und Begegnungen mit Mensch und Tier, sind wir als Gruppe noch enger zusammengewachsen. Botswana besitzt viele sehenswerte Nationalparks mit einer sehr großen Artenvielfalt. Eine exakte Reiseplanung ist unbedingt notwendig. Für die einzelnen Etappen muss aufgrund der großen Entfernungen auf überwiegend schlechten Pisten ausreichend Zeit eingeplant werden. Auch ist es erforderlich, die Parks vorher zu buchen.
Für uns war klar, dass das nicht unsere letzte gemeinsame Reise war. Fortan wird es mit drei eigenen Reisemobilen in die Welt hinausgehen.