Mit Spannung wurde die Markteinführung des Tekne Graelion GR60 und GR75 erwartet. Ursprünglich war der Startschuss für 2019 geplant, und jetzt rollt er endlich. Allerdings müssen sich private Käufer zunächst noch ein wenig gedulden. Bislang hat Tekne, der italienische Hersteller für Extrem-Geländefahrzeuge, lediglich eine Erstserie des Graelion für den italienischen Markt ausgeliefert.
Unimog-Konkurrent aus Italien
Laut Generalimporteur Erich Christ wird in Richtung der zweiten Jahreshälfte mit Fahrzeugen für Deutschland und Österreich zu rechnen sein. Die Entwicklung des Graelion begann bereits bei dem mittlerweile insolventen Unternehmen Bremach. Herausgekommen sind der Tekne Graelion GR60 und GR75. Mit dem nicht mehr gebauten Bremach T-Rex haben die beiden jedoch grundsätzlich wenig gemeinsam, außer, dass einige Teile nach wie vor von Iveco/FPT stammen, wie der 3,0-Liter-Vierzylinder-Motor mit 176 Pferdestärken und einem Drehmoment von 436 Newtonmetern. Das Aggregat hat sich im Daily bereits zigtausendfach bewährt. Damit erreicht der Graelion die Abgasnorm Euro VI step C (mit AdBlue).
Gebaut für den harten Feuerwehr-Einsatz
In allererster Linie wurde der Graelion konzipiert für die Wald- und Buschbrandbekämpfung in gebirgigen und unzugänglichen Regionen Südeuropas. Damit schließen GR60 und GR75 eine Lücke im Fuhrpark von Feuerwehren. Besonders dort, wo zum Beispiel der ähnlich geländegängige Unimog aufgrund der geforderten Ausrüstung in die nächsthöhere Gewichtsklasse rutscht, oder zum Beispiel der Daily an seine Grenzen gerät, soll der Graelion umkämpften Boden gut machen.
Ein Grund für die Grenze bei 7,5 Tonnen ist, dass viele Feuerwehrfrauen und -männer oftmals lediglich einen Führerschein bis 7,49-Tonnen besitzen. 9- oder gar 12-Tonner sind damit für viele Wachen unattraktiv geworden.
Untersetzt, gesperrt und viel Bodenfreiheit
Auf die Geländegängigkeit legte man bei der Entwicklung sehr großen Wert. Die Antriebskräfte werden mittels 6-Gang-Schaltung oder auf Wunsch in Verbindung mit einer 5-Gang-Automatik – bei Bedarf untersetzt – im Verhältnis 50/50 an beide Achsen weitergeleitet. Die Sperrdifferenziale an Hinter- und Vorderachse sowie die Zentralsperre im Verteilergetriebe liefern auch im schwierigen Gelände und wenn der Graelion einmal das Bein hebt noch reichlich Traktion. Das i-Tüpfelchen bei der 7,5-Tonnen-Variante sind die Portalachsen. So kommt der Graelion 75 auf eine Bodenfreiheit von sage und schreibe 430 Millimetern. Das sind ungefähr Unimog-Werte. Dabei steht er auf Reifen der Größe 335/80 R20, der kleine Sechs-Tonnen-Bruder auf 275/80 R20. Andere Bereifung ist auf Anfrage möglich.
Die Achslasten lassen staunen: Vorderachse 4.000 Kilo, Hinterachse 5.500 Kilogramm. Die Böschungswinkel sind ebenfalls beeindruckend: vorn 49 Grad, hinten 38 Grad, kombiniert mit einer Steigfähigkeit von 60 Prozent. Die Wattiefe ist mit 75 Zentimetern angegeben. Der Graelion ist zudem durch bis zu sechs verfügbare Radstände (3 bis 4,24 Meter) eine sehr flexible Basis. Der 75er kann auf seinem Fahrgestell bis zu vier Tonnen aufsatteln. Das ist ein Spitzenwert und beflügelt die Ausbauphantasien. Auch wenn man es damit keinesfalls übertreiben sollte, um die frisch gewonnenen Geländefähigkeiten nicht gleich durch allzu üppige Aufbauten wieder zu ruinieren.
Viel Flexibilität mit sechs verfügbaren Radständen
Der verwindungsfähige Leiterrahmen ist aus c-förmigen Längsträgern mit verschraubten Querträgern hergestellt. Der Original-Kraftstofftank fasst lediglich 70 Liter. Für ein Fernreisemobil zu wenig, daher die optionalen 140 Liter auf jeden Fall gleich mitordern. Aber da sind wir auch schon genau am Punkt: Der Graelion wurde nicht für Fernreisen entwickelt. Das gesamte Fahrzeug ist auf Performance und Funktionalität und nicht auf Komfort ausgelegt. Es ist für den harten Geländeeinsatz bei Brandbekämpfung an entlegenen, schwer zugänglichen Orten und auch für das Militär konzipiert worden, nicht für schwankende Wohnkabinen mit hohen Schwerpunkten und Langstrecken. Zudem ist das Zubehörregal bislang noch ziemlich leer. Und es bleibt fraglich, ob sich das angesichts der geringen zu erwartenden Stückzahlen so schnell ändern wird. Die großen Vorteile des Graelion sind neben seiner nahezu uneingeschränkten Geländetauglichkeit besonders seine Kompaktheit, Wendigkeit und die phänomenalen Achslasten. Daher wäre er durchaus für ambitionierte Overlander geeignet.
Der Kaufpreis ist allerdings happig: Zwischen knapp 117.000 Euro für den Sechstonner GR60 und 135.000 Euro für den GR75 sind fällig.
Preise, Infos und Fahrzeuge für den deutschsprachigen Raum liefert Allrad-Christ aus dem österreichischen Raab.