Winschlos glücklich? Sind Seilwinden notwendig?

Muss das Allradmobil mit einer Seilwinde ausgerüstet sein oder ist das nur schwerer Schnickschnack? Eine Frage, die zu beantworten nicht so leichtfällt, wie mancher gerne hätte. Ein Versuch

Seilwinde
Die Seilwinde als Rettungsanker: Zu wissen, dass sie zusätzliche Kräfte mobilisiert, hebt die Stimmung

Neben der hochgelegten Luftansaugung, landläufig als Schnorchel bekannt, und den Sandblechen auf dem Dachträger ist eine Seilwinde auf der Stoßstange das ultimative Symbol für Abenteuer abseits der Straße. Aber wie Tätowierungen vermeintlich asiatischer Schriftzeichen, offenbaren sie Kennern einen tiefen Blick in den Charakter ihrer Besitzer: Sind Seil, Haken und Seilfenster noch glänzend und glatt oder eher verkratert und verschlissen? Ist das Ganze nur Deko oder wirklich Werkzeug?

Natürlich: Nur wenige legen es auf ihrer Reise darauf an, sich aus Schlamm oder rutschenden Abhängen heraus­winschen zu müssen. „Haben ist besser als brauchen“, heißt es dann – und die Seilwinde ziert jahrelang ohne Kratzer die Fahrzeugfront. Aber ein Werkzeug, dessen Funktion und Funktionsweise nicht ab und an in der Praxis geübt wird, wird nie ein gutes Werkzeug sein, sondern eben nur Dekoration. Anders formuliert: Wer sich für eine Winde entscheidet, muss sich auch dafür entscheiden, ihre Funktion zu kennen und zu verstehen. Dass genau diese Menschen dann doch ohne Winsch auf Reisen gehen, klingt so verrückt, wie es der Realität entspricht: Wer die Möglichkeiten, Vor- und Nachteile einer Seilwinde im Praxiseinsatz erlebt hat, kann viel besser abwägen, ob sie für den eigenen Anspruch eigentlich notwendig ist. Und der erkennt auch, dass Fernreisen und Extrem-Offroaden unter regelmäßigem Einsatz einer Winsch nichts miteinander zu tun haben. Dennoch hat eine Seilwinde am Offroad-Camper sehr wohl ihre Berechtigung, nicht ohne Grund besitzt jedes explorer-Redaktionsmobil ein leistungsfähiges Modell. Die Gründe dafür sind aber anderer Natur, als sich die finalen Meter einen verschlammten Waldweg bergauf zu kämpfen. Verwirrt? Damit haben wir gerechnet. Und halten auf den folgenden Seiten die wichtigsten Fragen und Antworten bereit.

 

„Eine Winde braucht es nur in Extremsituationen!“

 

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Große Bergeaktion direkt neben der (weg­gespülten) Straße: Auch unverfängliche Situationen bergen Risiken

 

Was ist extrem? Sich aus voller Überzeugung nur mithilfe der Winsch einen Weg zu erarbeiten, weil er so steil, so zerfurcht, so felsig ist, dass das Auto Gefahr laufen würde, zurückzurollen, zu kippen, zu überschlagen, ist eigentlich eine dumme Idee. Aber tatsächlich gibt es Regionen auf der Erde, da ist so etwas notwendig, um besonders entlegene Orte zu erreichen – wie beispielsweise in Australien. Gelegenheits-Offroader lassen von solchen Routen die Finger, erst recht mit großen Campingaufbauten. Was aber, wenn ich mir den Hindernisparcours nicht freiwillig ausgesucht habe? Wenn der felsige Weg vom Vortrag, der direkt an der Steilküste entlangführt, nach einem starken Gewitter plötzlich kaum mehr passierbar ist, die Falle zugeschnappt hat? Oder ich erst auf dem ­Rückweg ­erkenne, dass die Abfahrt eine Fehlentscheidung war? Dann leistet die Winde, richtig eingesetzt, gute Dienste bei einer sicheren Rückfahrt. Auch die Szene im Bild war eine Fehleinschätzung: die Straße durch Regenfälle weggebrochen, die Einheimischen hatten sich seit Tagen mit gegenläufigen Sammeltaxis arrangiert. Eine Alternativroute? 400 Kilometer Umweg. Die Passage durch das Bachbett ­endete im knietief weichen Lehmboden, mit der Winde klappte die Passage.

 

„In der Wüste gibt es keine Bäume!“

 

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Eine Winde hilft nur, wenn sich das Seil an einem Fixpunkt anschlagen lässt. Der sollte in passender Zug­richtung – und nicht weiter als eine Seillänge (ca. 25 Meter) entfernt liegen. Selten ist das so perfekt arrangiert, dass nicht doch ein wenig Denksport nötig wird, um den Wagen in die richtige Richtung zu ziehen. Für baum- und felsblockfreie Gegenden gibt es im Zubehör passende Anker zu kaufen, die jedoch funktionieren nur so lala. Was jeder dabei hat: ein Ersatzrad und eine Schaufel. Tief genug – und senkrecht – eingegraben bietet das einen sehr guten Anker, der im Sandboden mit etwas Arbeit leicht verbuddelt ist. In schlammigen, lehmigen Böden wird das hingegen nichts, hier helfen nur Verlängerungsseile bis zum nächsten Baum.

 

„Der Stromvebrauch ist viel zu hoch!“

 

Seilwinde

 

Elektrisch betriebene Seilwinden – bis auf die hydraulischen Modelle großer Lkw sind sie gängiger Standard im Reisemobilbereich – sind wahre Energieverbrenner. Unter Volllast zieht eine Winsch mit 4,5 Tonnen Zugkraft über 400 Ampere aus der angeschlossenen 12-Volt-Batterie. Ein zehnminütiges Bergemanöver verbraucht also etwa 60 Amperestunden. Nur moderne Fahrzeuge mit leistungsfähigen Lichtmaschinen können da ansatzweise ­gegenhalten um, passende Pausen vorausgesetzt, eine Entladung der Starterbatterie zu kompensieren. In allen anderen Fällen ist eine zweite Batterie nötig, die als Puffer dienen kann. Sie sollte besonders hochstromfest sein, um ein langes Leben zu haben. Wer im Wohnaufbau ohnehin moderne Lithium-Eisenphosphat-Akkus verbaut hat, kann überlegen, diesen Energiespeicher auch für die Seilwinde zu verwenden, wenn die Kabelwege kurz bleiben und alles sorgfältig abgesichert wird.

 

„Eine Winde kostet viel Geld!“

 

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Es sind vor allem die Anbauteile, die die Anschaffung einer Seilwinde so teuer machen – und zusätzliches
Gewicht auf die Vorderachse bringen

 

Oh ja, das tut sie. Und zwar nicht nur die Seilwinde an sich, sondern auch ihre (TÜV-gerechte) Befestigung am Auto, die Strom­versorgung mitsamt der Kabel und das ganze Zubehör, das eine Winsch erst vollkommen macht: Ankergurte, Umlenkrolle, ­Schäkel. Kauft man alles in einfacher Qualität für einen 3,5-Tonnen-Camper, sind mindestens 2.000 Euro fällig, 3.500 Euro keine Seltenheit. Sollen es Markenkomponenten sein, kann sich der Preis leicht verdoppeln, eine Winde, die einen Lkw bewegen kann, verschlingt mit Anbauteilen spielend 6.000 Euro und mehr. Ihr Vorteil: größere Freiheiten bei der Montage der Winsch, in der ­Geländewagen-Pickup-Transporter-Klasse führt der Weg an zertifizierten Montageplatten oder Stoßstangen nicht mehr vorbei. Die gibt es für einen VW T5 schon ab 450 Euro, eine zulassungsfähige Pickup-Windenstoßstange kostet rund 2.500 Euro.

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„Eine Winde am Heck wäre viel praktischer!“

Vorwärts immer, rückwärts nimmer – die Seilwinde an der Fahrzeugfront ist eine material­gewordene, unerschütterlich optimistische Methode, sich in den Mist, in den der Wagen hineinfuhr, noch tiefer hineinzuziehen. Könnte man denken. Aber auch mit der vorn angebrachten Winde, kann man sich rückwärts bewegen (Erklärung dazu in Festgefahren, was nun?; s. S. 58), gleichzeitig ist die Frontposition bei der Eigensicherung (Abrutschen am Hang oder Ähnliches) gut gewählt. Die Position hat außerdem noch weitere, sehr technische Gründe: Die Krafteinleitung gelingt hier, am vorderen Rahmenende, besonders gut, auch sind die Kabelwege zu Batterie und Lichtmaschine kurz. Bei Lkw – und ganz selten bei Geländewagen – gibt es Umlenkungen nach hinten oder eine zweite Winde am Heck. Für den VW-Bus bietet beispielsweise Terranger ein Umlenkrollensatz an.

 

„Ich werde die Straße sowieso nicht verlassen!“

 

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Der Schwerkraft gefolgt: Aufgeschüttete Lehmpisten sind immer zu den Rändern abschüssig. Die Winde hilft

 

Die Zeit drängt. Wer nicht die Ruhe besitzt zu warten – oder nicht warten kann –, muss auch schlechte Wegzustände in Kauf nehmen. Regenzeiten, von Erdrutschen blockierte Wege, Eis und Schnee. Um auf einer aufgeschütteten, durchnässten Lehmpiste oder nach einem missglückten Rentier-Ausweichmanöver im Norden Lapplands in den Graben zu rutschen, braucht es nicht viel – und es passiert auch mit den grobstolligsten MPT-Profilen. Das ist ein Malheur mit geringer Sensationswirkung, aber einem nervigen Rattenschwanz. Aus so einem Graben wieder herauszukommen, ist schwieriger, als man denken könnte: Oft genug ist er voll Wasser (oder Schnee) und so steil, dass der Wagen schief genug steht, um nicht mehr alle vier Räder gleichmäßig zu belasten. Was bedeutet: Aus Vierradantrieb wird möglicherweise nur Zweiradantrieb, während man mit der schief liegenden Kiste den ganzen Verkehr blockiert. Mit einer Winde lässt sich der Wagen kontrolliert wieder auf den Weg ziehen, ohne dass ein anderes Auto auf dem seifigen, glatten Boden per Bergeseil gefährliche Eskapaden fahren muss. Und spätestens, wenn hinter der Böschung ein Abgrund lauert, weil die Straße gerade durchs Gebirge führt, erweist sich eine Winde zur Eigensicherung schnell als willkommenes Arbeitsgerät.

 

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Buchtipp:

Festgefahren: was nun?

Sie wollen mehr darüber erfahren, wie eine Seilwinde eingesetzt und bedient wird, wie das Bergen mit ­einem oder mehreren Umlenkblöcken funktioniert und was Draht- von Kunststoffseilen unterscheidet? Im 208 Seiten starken Fachbuch widmen sich gut 50 Seiten den möglichen Einsatzzwecken einer Seilwinde – und was dabei zu beachten ist. Auch alternative Techniken (HiLift, Spillwinde, Reifenwinde) werden beleuchtet. „Festgefahren: was nun?“ ist für 28 Euro im explorer-Shop erhältlich.

 

„Die bekomme ich doch eh nicht eingetragen!“

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An keiner anderen Stelle des Fahrzeuges kommt es so auf einen guten Unfallschutz an wie an der Front: Mit immer höher gezogenen Motorhauben, durchdachten Knautschzonen und speziellen ­Materialien wird versucht, das Verletzungsrisiko von Passanten, Radfahrern und anderen Verkehrs­teilnehmern besonders gering zu halten. In diesem Bereich also hervorstehende, scharfkantige und ­unverrückbare Bauteile anzuschrauben, ist zu Recht bei den Sachverständigen nicht gern gesehen. Am einfachsten haben es noch Besitzer großer und alter Lkw. Hinter ihren schweren Stahlstoßstangen ist genug Platz, um eine Winde zu verstecken (1), woanders steht die Stoßstange so weit hervor, dass es keinen Unterschied macht, ob darauf noch ein weiteres Gerät thront. Wie aber für alle fest montierten Bauteile gilt: ohne Eintragung in die Papiere ist kein StVZO-konformer Betrieb des Autos mehr möglich. Ist innerhalb der Stoßstange nicht ausreichend Platz, kann mit Vorbaukonsolen gearbeitet werden, wie hier (2) bei einem Iveco Daily der neuesten Generation. Besitzen diese Konsolen kein Teilegutachten, ist eine Einzelvorführung nötig: Als sogenannter Geräteträger ist eine Eintragung nicht unmöglich, dafür muss das Fahrzeug aber unmissverständlichen (eigentlich berufsbedingten) Bedarf an einer Winde haben. Doppelt doof: Die Winde ist hier ungeschützt vor Schmutz und Wasser, wird vorzeitig altern. Minimum: eine Hülle. Für moderne ­Autos optimal ist der verdeckte Einbau (3). Die dafür nötigen Konsolen kommen oft mit Gutachten. Nachteil: Die Winsch ist für Servicearbeiten schlecht zugänglich.

 

„So eine Winde ist viel zu schwer!“

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Wenn es beim Reisemobil ohnehin schon auf jedes Kilogramm ankommt – und das tut es bei der Vielzahl der 3,5-Tonnen-­Camper – wäre es keine gute Idee, ohne wirklichen Bedarf auch noch eine Seilwinde zu montieren. 40 Kilogramm für die Winsch, 20 für Batterien, Kabel und Ladetechnik, 50 Kilogramm für eine Plattform oder Windenstoßstange kommen schnell zusammen. Das sind über 100 Kilogramm auf der ohnehin schon stark durch den Motor belasteten Vorderachse. Einsparpotenziale gibt es nicht viele. Eine verdeckte Montage anstatt der robusten Windenstoßstange ist bei Pickups empfehlenswert, ein Kunststoffseil (aus Dyneema, einem Polyethylen) spart noch einmal ein paar Kilo gegenüber einem Stahlseil. Lkw-­Fahrern sei gesagt: Eine Winde, die wirklich auch etwas bewirken soll, muss bei 9 Tonnen Lastergewicht hydraulisch angetrieben werden. Dafür kommt nicht nur die Winde, sondern auch noch ein Hydrauliktank und die passende Pumpe an Bord. Die oft in Feuerwehrfahrzeugen oder Militär-Lkw verbauten Rotzler-Winden bringen es auf ein Systemgewicht von über 250 Kilogramm. Wer aber eine wirklich standhafte Winde will, lässt diese eingebaut.

 

„Das ist mir viel zu gefährlich!“

 

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Respekt ist gesund, Angst nicht. Was in vielen Lebensbereichen gilt, gilt auch für die Benutzung einer Seil­winde. Auf Knopfdruck entwickelt diese Kräfte, die Knochen und Blech mit Leichtigkeit zerquetschen – zieht aber genauso auf Knopfdruck den Baum von der Piste, der sonst nur mithilfe einer Kettensäge den Weg frei­gegeben hätte. Ist das Geschirr der Seilwinde intakt und sind die Anschlagpunkte geeignet, ist der Einsatz ­einer Seilwinde sehr unaufgeregt, weil alles langsam und kontrolliert geschieht – im Gegensatz zu einem Berge­manöver mit einem zweiten Auto als Helfer. Vor allem der Einsatz von leichten Kunstfaserseilen und Tauwerkschäkeln hat das Verletzungsrisiko für Laien durch unbedarfte Nutzung und umherschlagende Teile stark reduziert, gleichwohl verlangen insbesondere diese Materialien nach einem sorgfältigeren Blick auf deren ­Zustand. Auch das Ohr ist ein guter Indikator: Die hohen Lasten kann man hören, die Arbeit des Motors, die Spannung auf dem Seil. Was Einsteiger selten wissen: Die hohe, in Prospekten fett gedruckte Maximalkraft der Winde wird nur auf der ersten Lage erreicht, sinkt also mit jeder Lage Seil, die auf die Trommel aufgespult wird. Um einen in der Dünenkuppe feststeckenden Wagen frei zu ziehen, ist hingegen nur ein Bruchteil der Kraft nötig, die eine Seilwinde bereithalten kann, bei gleichzeitig viel ruhigerem Bergeablauf als per Helferauto.

 

„Vor allem bei Lkw sind Winden doch ohnehin zu schwach!“

 

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Um eine Antwort darauf zu finden, wie groß eine Seilwinde dimensioniert sein soll, müssen zunächst andere Fragen geklärt sein: Wie schwer ist das Fahrzeug? Welche Aufgabe soll die Winsch übernehmen können? Wie dauerhaft soll sie das tun? Schaut man sich die Ausstattungsvorgabe der Feuerwehr-Lkw an, fällt etwas auf: Hier sind in aller Regel Winden montiert, die 50 kN Zugkraft aufbringen können, also fünf Tonnen. Schon ein durchschnittlicher Geländewagen aber fährt eine Winsch mit 4,5 Tonnen Zugkraft spazieren, bei einem Fahrzeuggesamtgewicht von maximal 3,5 Tonnen. Was stimmt hier nicht? Bei der Feuerwehr kommt die Winde meist zum Bergen Dritter zum Einsatz, oder aber zum Absichern des Einsatzfahrzeuges. Ein Geländewagen aber will sich, gemäß Münchhausen-Taktik, an seinem eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen – der den Wagen leicht mit mehr Kraft an Ort und Stelle hält, als das Auto schwer ist. Soll das auch am Lkw gelingen, muss dort genauso mit Faktor 1,5 kalkuliert werden, was enorme Hydraulik­winden verlangt (1). Die gibt es zwar auch in kompakterer Bauform (2), dennoch braucht es noch Platz für den Hydrauliktank und die passende Pumpe, so sie nicht am Motor über den Nebenabtrieb angeflanscht werden kann. Elektrische Offroad-Winden, die in euphorischen Prospektbeschreibungen mit bis zu 7,5 Tonnen Zuglast auf der ersten Lage bejubelt werden (3), taugen in aller Regel nur bei leichten Lkw, und auch da nur mit einem eingeschorenen Umlenkblock, der die Kraft verdoppeln hilft. Was ebenfalls beachtet werden sollte: Diese enormen Kräfte können einen Fahrzeugrahmen ­beschädigen. Eine kräftige Winde, egal ob Pkw oder Lkw, muss also gut und gleichmäßig an den Fahrzeugrahmen angebunden werden.

 

„Die Winsch braucht man nur für Andere!“

 

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Eine reduzierte, wenn auch vordergründig nicht ganz falsche Sicht­weise, denn Seilwinden kommen oft dann fotogen zum Einsatz, wenn in Gruppen gefahren wird. Und jemand sein Können überschätzt. Dann wird aus Schlammlöchern rausgewinscht oder schlimmstenfalls das Auto des Konvoipartners wieder auf alle vier Räder gestellt. Kann man machen, aber gerade dann, wenn ein zweites Fahrzeug in der Nähe steht, ist die Seilwinde oft ersetzbar. Durch Bergegurt und cleveres Rangieren. Spannend hingegen ist es, wenn kein Helfer zur Verfügung steht. Wenn ich selbst dafür sorgen muss, den Wagen wieder flott zu bekommen, egal ob es sich um eine falsch eingeschätzte Furt oder ein Weichsandfeld an der Flussmündung handelt, bevor die Flut einsetzt. Vor allem in solch hektischen Momenten, in denen keiner zu Hilfe eilt, ist eine Seilwinde, deren Bedienung man beherrscht, deren Möglichkeiten und Grenzen man kennt, ein kaum bezahlbarer Partner. Und in diesen Momenten macht sich ein zweites Detail bezahlt: die Wahl guter Komponenten. Materialausfall im Einsatz ist frustrierend, gefährlich und vermeidbar. Der Gedanke: „Es soll ja nur eine Notfalllösung sein, da genügt etwas Einfaches“, kann sich dann bitter rächen.

 

 

Alternativen zur Seilwinde

HiLift

Der Stangenwagenheber ist ein vielseitiges Werkzeug und lässt sich tatsächlich auch zum Ziehen von Lasten verwenden. Die Kraftentfaltung genügt für einen Transporter oder Geländewagen, die zulässige Arbeitslast ist ebenfalls kein Problem – im Gegensatz zu drei anderen Faktoren: Man arbeitet im direkten ­Gefahrenbereich, es müssen alle nötigen Seile mit an Bord sein, um das Winsch-Set-up riggen zu können, vor allem aber ist der Weg von einem Meter Hub so kurz, dass man hierbei meist gerade erst die Seil­dehnung herausgezogen hat. Ab 70 Euro.

 

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Greifzug

Der auch als Habegger bekannte Draht­seilzug wird gern als preiswerte und mobile Alterna­tive zur Seilwinde genannt. Das Wirkprinzip geht auch auf, große Geräte schaffen bis zu 3,2 Tonnen Zuglast. Nur: Auch hier verrichtet man die Hebelarbeit im direkten Gefahrenbereich, vor allem aber ist die Nutzung umständlich und kraftraubend. Da das System technisch bedingt nur mit einem Drahtseil funktioniert, sind alle Handgriffe enorm mühsam, weil schwer. ­Gerade die schnelle, spontane Bergeassistenz ­ist hiermit nicht wirklich möglich. Ab 200 Euro.

 

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Spillwinde

Echten Exotenstatus hat dieses Gerät aus der Forstwirtschaft, das, vereinfacht gesagt, den ­Motor einer Kettensäge und das Spill einer Anker­winde miteinander kombiniert. Eine Spillwinde funk­tioniert aufgrund der Reibung mehrerer Umschlingungen eines Seiles um eine sich drehende Trommel. Damit kann diese Art der Winde bei gleichbleibender Kraft endlos Seil durchspulen, weil das lose Ende vom Spill abgezogen wird. Im Bergeeinsatz etwas knifflig zu bedienen, eher geringe Leistung, aber sehr flexibel einsetzbar. Ab 1.000 € für 1.500 Watt Leistung.

 

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