Es ist das Imperium des Unerwarteten: extrem schön und extrem wahnsinnig – eine Mitte gibt es nicht. Noch abenteuerlicher wird es, wenn man sich mit einem alten Unimog mitten ins Getümmel Indiens stürzt. Eine Reise in das bunteste Land der Welt
Eine Mautstation irgendwo in Rajasthan. Fünf Kamele ziehen mit alten Holzkarren am Gehupe vorbei und traben seelenruhig in die Spur „Spezialfahrzeuge“. Alle anderen warten: Busse mit Passagieren bis auf die Dächer, maßlos überladene Trucks, klapprige Rikschas, glänzende Royal Enfields und viele kleine Tata Nanos, die preiswerten Autowürfelchen Indiens, drängen sich ungeduldig, bis die Schrankenwärter sie für wenige Cent Gebühr durchlassen. Mittendrin: ein grauer Unimog, ein deutscher Elefant im indischen Verkehrsdschungel.
Die letzten Kilometer waren nicht gerade leicht. Jeder überholt jeden, es wird gehupt, gedrängelt, gebremst, geschnitten – wobei die Insassen jedoch stets mit einem entspannten, freundlichen Lächeln hinterm Steuer sitzen und winken. Die Menschen in Indien scheinen längst Frieden mit der Tatsache geschlossen zu haben, dass auf ihren Straßen Krieg herrscht. Und was in Deutschland sofort im Verkehrsfunk vermeldet werden würde, ist dort nicht mal der Rede wert: streunende Kühe, Affen, zerplatzte Reifenteile, Scherben, Geisterfahrer – sie alle machen den indischen Verkehr unberechenbar und Overlander fast wahnsinnig.