Iveco Daily 4×4 2019: Mehr Optionen, weniger extrem

Ohne viel Aufhebens hat Iveco die neue Version seines kleinen Allrad-Lasters präsentiert. Man verabschiedet sich vom extremen Scam-Umbau und setzt dafür auf größere Vielfalt, die sich beim Militär schon einige Zeit bewähren durfte

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018

Die gute Nachricht: neue Radstände, neue Tonnage-Klassen, neue Karosserieformen, neue Getriebeoptionen – und alles direkt ab Werk. Die schlechte Nachricht: Einen hochgeländegängigen Kleinlaster wird es zukünftig aus Italien nicht mehr geben. Es ist nicht nur an der Vermarktung des 4×4-Transporters ersichtlich, dass hier eine Nische bedient wird, die weniger von der Stückzahl lebt, als von der Tatsache, dass sie überhaupt noch einer bedient. Und so gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge. Eines, das dem Scam-Umbau mit seinen zwei Untersetzungsstufen und einem verschränkungsfreudigen Fahrwerk nachtrauert. Und eines, das sich freut, die 4×4-Linie nicht komplett eingestampft zu sehen.

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018
Die Front erscheint weniger aggressiv als beim Scam-Umbau

Iveco greift nun auf eine Konstruktion der hauseigenen Defence-Abteilung zurück, wo noch Allrad-Modelle in nennenswerter Stückzahl abgerufen werden. Dieser Daily, dort als MUV (Military-Utility Vehicle) vermarktet, ist zwar nicht ganz so hochgezüchtet, mit Permanent-Allrad, drei Differentialsperren und Reifen bis hin zur Größe 255/100 R 16 aber noch immer ein Stück weit potenter als der Wettbewerb von Daimler und Volkswagen.

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018
Die Untersetzung wird nun auf Knopfdruck geschaltet, drei Sperren sind weiter Standard

Neue Vorderachse, neue Aufbauten

Markantester Unterschied: die neue Vorderachse. Glänzte der Scam-Daily bislang mit einer Starrachse unter Blattfedern, besitzt der Neue eine Einzelradaufhängung, die auf der Straße zweifelsohne den Fahrkomfort erhöhen wird. An die Verschränkungsfähigkeit der Vorgänger-Konstruktion scheint er aber auf den ersten Blick nicht heranzukommen. An die Achse werden nun auch Felgen mit neuem Lochkreis geschraubt, die spätere Umrüstungen deutlich erleichtern sollten. Gerade für die Interessenten, die die neuen sieben Tonnen Gesamtgewicht ausnutzen möchten, besteht in dieser Hinsicht noch Optimierungspotential. Denn Offroad-Reifen mit so hoher Traglast sind nur schwer zu bekommen, sowohl in 16, als auch in der ab Werk angebotenen 19,5-Zoll-Felgengröße.

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018
Die Starrachse an der Front wich einer komplexeren Einzelradaufhängung

Weitere große Neuheit: erstmals gibt es wieder einen Kastenwagen-Aufbau. Wer das fahren wollte, musste bislang bei Achleitner in Österreich auf eigene Rechnung einen Umbau ordern. Allerdings: dort wurde ein normaler selbsttragender Kastenwagen umgerüstet. Die Werks-4×4-Version besitzt einen Leiterrahmen, auf dem der Kastenaufbau per Silentblock entkoppelt aufsattelt. Ein Alleinstellungsmerkmal, so ist kein anderer 4×4-Kastenwagen konstruiert.

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018
Ein Rad, das zur Wahl steht: 265/75 auf 19,5 Zoll-Felgen mit Standard-Lochkreis

Den Kastenwagen wird es in drei Längen geben: 5,59, 5,99 und 7,15 Meter. Während die ersten beiden auf dem 3,6-Meter-Radstand basieren, kommt für das extralange Modell (Fotos) der neue 4,18-Meter-Radstand zum Einsatz. Für Einzel- und Doppelkabine gibt es vier Radstand-Varianten: 3,08, 3,48, 3,78 und 4,17 Meter, alle Modelle können entweder als 5,5-Tonner oder mit sieben Tonnen Gesamtgewicht geordert werden, die Fahrgestelle auch als 3,5-Tonnen-Version. Konkrete Leergewichte gibt Iveco derzeit noch nicht an, wirbt aber mit einer maximalen Zuladung von bis zu vier Tonnen (Kastenwagen: 3,6 Tonnen).

Schwächere Leistungen im Gelände

In Sachen Wattiefe taucht der neue Daily 4×4 mit 650 Millimetern genauso tief wie der Vorgänger, die Rampen- und Böschungswinkel sind um wenige Grad schlechter – aber mit 40 und 37 Grad immer noch im sehr guten Bereich. Konstruktionsbedingte Ausnahme: der XL-Kastenwagen schafft am Heck nur noch kleinere Böschungen, Iveco gibt hier 16 Grad an. Eklatant schlechter: Die Steigfähigkeit wird nur noch mit 60 Prozent angegeben, der Vorgänger zog hier mit dem Unimog gleich und kletterte auch eine 100-Prozent-Steigung empor.

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018
Für Offroden weniger tauglich: die Reifengröße 225/75 R16 mit Zwilling auf der Hinterachse

Keine Überraschungen bei Motor und Getriebe: Weiterhin wird der Wagen nur mit dem drei Liter großen 180-PS-Turbodiesel ausgeliefert, wahlweise kombiniert mit dem bekannten 6-Gang-Schaltgetriebe oder der aus dem 2wd-Daily bekannten HiMatic-Automaten. Das soll für eine Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern reichen.

Derzeit ist die offizielle Informationslage noch dünn, auch was zu erwartende Kaufpreise angeht. Unter 80.000 Euro jedoch, soviel ist klar, wird es keinen 4×4-Daily geben.

Der neue Iveco Daily 4x4 2019 - Vorgestellt auf der IAA Nutzfahrzeuge Hannover 2018
Die Geländeeigenschaften wurden entschärft, sollten aber noch immer für weltweite Offroad-Fahrt genügen
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