Korsika Reise: zwischen Buchten und Banditen

Bergiges Inland, schroffe Felsen und Sandstrände in traumhaften Buchten. Im Mittelmeer liegt mit Korsika eine Insel, deren Landschaft nicht abwechslungsreicher sein könnte.

Damit hatte Spada nicht gerechnet. Jahrelang hatte der Bandit in den Bergen, in der immergrünen Buschwelt der Macchia, Zuflucht gefunden. Ein Labyrinth aus Schleichwegen ermöglichte es ihm, unentdeckt sein Unwesen zu treiben. Als er an diesem Morgen die Augen öffnete, blickte er allerdings direkt in die Gewehrmündungen eines Uniformierten. Das letzte Irdische, was er 1935 auf dem Place Saint-Nicolas von Bastia hörte, war das heruntersausende Fallbeil der Guillotine. Spada ging in die Annalen ein als der letzte Gesetzlose, der letzte Vertreter der oft romantisierten korsischen „Ehrenbanditen”, eine Mischung aus Held und Unterdrücker gleichzeitig. Raub, Mord und Erpressung – es scheint, als habe die Bevölkerung die Drangsalierung nahezu klaglos ertragen, solange sich die Aktivitäten nur irgendwie auch gegen die ungeliebten französischen Herrscher richteten.

Die Franzosen wollten mit der Hinrichtung Spadas ein Zeichen setzen, den Widerstand der Korsen gegen die Grande Nation endgültig brechen. Gelungen ist es ihnen nicht. Im Gegenteil, flammte der Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung doch immer wieder auf, fest manifestiert im kollektiven Gedächtnis der Korsen. Die viertgrößte Mittelmeerinsel liegt eingebettet zwischen den Küsten Frankreichs im Nordwesten und Italiens im Norden und Osten, und nur einen Steinschleuderwurf von der Küste Sardiniens im Süden entfernt. Aufgrund dieser sehr exponierten Lage wurde die Insel immer wieder zum Spielball der Mächte. Seit der Antike gab es kaum eine Phase, in der die Korsen nicht fremdbestimmt waren oder sich gegen irgendeinen Besatzer, Eindringling oder Piraten hätten zur Wehr setzen müssen. Die einen kamen wegen des guten Baumbestands, holzten alles ab, bauten Schiffe und verschwanden wieder. Andere pressten das eh schon arme Korsika mit hohen Steuern aus wie eine Zitrone. Als Zwangsarbeiter taugten die Korsen übrigens nicht, da waren sich die Sklavenhändler seinerzeit einig: entweder weigerten sie sich zu arbeiten oder brachten sich um oder beides.

Als Schutz vor allzu aufdringlichen Piraten und Invasoren liegen viele Dörfer und Gehöfte bis heute in abgelegenen Regionen der Insel und sind lediglich über enge, zum Teil unbefestigte, Straßen erreichbar. Von der Küste bis in die Berge (höchste Erhebung ist der 2.706 Meter hohe Monte Cinto) mit einem dichten Netz von Tracks und Wegen durchzogen. Hauptstrecken wurden mittlerweile als Straßen ausgebaut, die gefühlte Mehrzahl jedoch nicht, Durchfahrtsverbote finden sich nur selten. In jedem Zipfel der Insel warten Abenteuer in allen Schwierigkeitsgraden. Die großen und zum Teil scharfen Felsen und das lose Geröll machen jedoch nicht nur das Offroadfahren, sondern auch das Wandern zu einer Herausforderung.

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