Kunst statt Vernunft – Reisemobil auf Basis des Bremach T-Rex

Ein 4x4-Camper ist selten ein Vernunftkauf. Sven Schürer hat sich seinen Bremach T-Rex zu einem ganz besonderes Offroad-Wohnmobil aufgebaut

Kunst im Expeditionsfahrzeug? Der Bremach T-Rex ist etwas ganz Besonderes

Eine Porsche-Felge. In Gold. Als Esstisch. Daneben ein Kaminofen. Mit Kupferrohr als Wärmetauscher umwickelt. Darunter ein pistenfestes Weinregal. Im Eingang ein Waschtisch auf einer Mig-Tragfläche. Gegenüber eine Leselampe am WC. Leder auf dem Fußboden, Kristalle an der Decke. Und das ist erst der Anfang. Stellen wir eine Sache ganz zu Beginn klar: „T-Rex One” ist ein Spielzeug. Kein nüchterner, rollender Zweitwohnsitz mit abwaschbaren Oberflächen und praktischen Rakokisten im Stauraum.

Der Waschtisch auf der Tragfläche einer russischen Mig

Dieser Bremach wird vermutlich nie in den Dünen der Gobi steckenbleiben oder über die gnadenlosen Pisten Zentralafrikas schaukeln. Dieser Wagen soll vor allem erst einmal Spaß machen. Wie eine Modelleisenbahn. Ob am Ende ein Zug durch die Miniatur-Landschaft rollt, ist in etwa genauso wichtig, wie die abgehakten Reiseziele am Steuer des Bremach: Es ist ein nettes i-Tüpfelchen, aber der Spaß an er Sache war und ist der Bau. Das Basteln. Deshalb machen wir es an dieser Stelle kurz, um zu Wichtigerem übergehen zu können: Ja, der mattgraue T-Rex von Sven Schürer kommt natürlich im Gelände an fast jeden Ort. Ziemlich spielend, um genau zu sein. Wenn nur die Reifen nicht wären. Die Matador auf 19,5-Zoll-Felgen sind mit ihrem maßvollen Profil und einem angenehm niedrigen Abrollgeräusch vermutlich die einzige vernünftige Sache an diesem Fünftonner, so viel ist sicher. Der Rest ist Punk.

Crash! Boom! Bang! – der Bremach als außergewöhnliches Basisfahrzeug

Der T-Rex, bis 2015 von Bremach im italienischen Castenedolo gebaut, ist schon von Haus aus kein dezentes Fahrzeug. Zwar schmal in Spur und Karosserie (1,48 & 1,77 Meter), trägt die kurze GFK-Haube ein martialisches Gesicht, das Fahrerhaus erscheint mit seinen fl achen Front-und Seitenscheiben sehr gedrungen, die sichtbare Spaceframe-Architektur mit eingesetzten Karosserieteilen gibt dem kleinen Allrad-Laster ein unverwechselbares Äußeres. 23 Zentimeter Boden freiheit, permanenter Allrad-Antrieb, selbstsperrende Torsen- Achsdifferentiale und eine kräftige Untersetzung lassen keinen Wunsch offen, bei 3,5 Metern Radstand ist der Wagen zudem ziemlich wendig.

Kunstwerk statt Camper – aber der Wagen überzeugt auch technisch

Der Drei-Liter-Diesel ist vom Iveco Daily gut bekannt, dasselbe gilt für das Sechsgang-Getriebe, die beide klaglos ihren Dienst verrichten. Vielleicht etwas lauter als üblich, aber das ist bei dem extravaganten Auspuff und der auf Fensterhöhe hochgezogenen Luftansaugung keine wirkliche Überraschung. Gut, die Starrachsen an ihren Parabelfedern lassen einen ungehobelt durchs Gelände poltern, die Frontscheibe endet auf Augen höhe und zwischen Lenkrad und Tür passt mit Glück eine Faust. Aber wann sind Allrad-Lkw schon Langstrecken- Spezis? …

EXPLORER - Ausgabe 2020-04
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