Stabdeck – Schiffsboden im Camper

Der Bodenbelag für ein Expeditionsfahrzeug sollte robust und gleichzeitig elegant sein – ein traditioneller Schiffsboden erfüllt diese Anforderungen und ist darüber hinaus einfach zu verlegen. So funktioniert’s
Stabdeck

Die Frage nach dem richtigen Bodenbelag erweist sich bei vielen Ausbauten als echter Knackpunkt, gilt es doch, ­einen guten Kompromiss aus leichter Pflege, schöner Optik, angenehmer Haptik und robuster Oberfläche zu finden. In den meisten Fällen kommt Rollenware aus PVC unterschiedlichster Qualität zum Einsatz, mal fest verklebt, mal nur im Laufbereich lose eingelegt. Ebenfalls beliebt: Clickparkett in zum ­Innenausbau passenden Holztönen oder seit einigen Jahren auch verstärkt dünne Vinyl-­Laminate. Selten sieht man einfarbig ­lackierte Bodenflächen, Teppich oder GFK-Gelcoat. Wegen hoher Feuchte-­Empfindlichkeit und unnötigen ­Gewichts eher ungeeignet sind klassische Laminate auf MDF-Trägerbasis oder lackierte OSB-Platten. Schaut man sich nach ­einem natürlichen Bodenbelag um, ob als überzeugter Barfußläufer oder aus baubiologischer Überzeugung, kann man noch aus Linoleum oder Kork wählen.

 

Stabdeck
Stilfrage: Ob die Stäbe längs oder quer verlegt werden, entscheidet auch darüber, wie der Raum wirkt: lang oder breit

 

Ein Schiffsboden, konkret ein sogenanntes Stabdeck, könnte eine attraktive Alternative sein, vereint es doch zahl­reiche Aspekte eines guten Bodens in sich – gleichzeitig strahlt dieses Yachtdeck eine zeitlose Eleganz aus, weshalb es immer wieder in teuren Lkw der Oberklasse verbaut wird. Aber auch ­einem kleinen Fahrzeug kann so ein Holzboden einen besonderen Touch verleihen, gerade wenn man sich bei der sonstigen Möblierung mit sichtbarem Holz zurückgehalten hat. Seinen Ursprung hat das Stabdeck in einer rein nutzwertigen Herstellung: Die Decksplanken aus witterungsfestem, unbehandeltem Teak oder lackiertem Nadelholz wurden auf die Decksbalken genagelt, die Zwischenräume verfugt. Schwand oder quoll das Holz, konnten die Dehnungsfugen arbeiten, das Deck blieb dauerhaft dicht. Je nach Schiffs­größe variieren die Breiten der Planken, auf Frachtseglern sind sie breiter, auf eleganten Yachten schlanker. Gleichzeitig erzeugt die Fugenmasse eine zusätzliche Rutschsicherheit, mit zunehmend schlanken Plankenstreifen wuchs auch die Anzahl der dazwischenliegenden Fugen. Im Zuge der Jahre vergraut das Teak zu einer silbrig-grauen Oberfläche, der, mit Ausnahme von Fett und Öl, nichts so leicht etwas anhaben kann. Und ist der Belag nach einigen Jahren doch etwas verwittert, genügt ein sachter Schliff, um wieder die alte Schönheit zu wecken.

 

Stabdeck
Einfach ist das Verlegen mit stumpfen Abschlüssen an den Möbelkanten. Eleganter, aber aufwändiger ist es, sogenannte Laibhölzer rundum zu verlegen

Stabdeck

 

Nun kann man sich die Frage stellen, ob Teakholz in heutigen Zeiten aus moralischer und ökologischer Sicht noch akzeptabel ist. Fakt ist: Der Import von Urwald-Teak aus Myanmar in die EU ist bei Strafe verboten, wenngleich es findigen Holzhändlern beinahe spielend gelingt, die Einfuhrbeschränkungen zu umgehen. Unlängst wurde bekannt, dass sogar für die Restaurierung des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ illegal importiertes Holz den Weg auf die Werft fand. Allerdings ist es gut möglich, Teakholz aus Plantagenbewirtschaftung zu kaufen, die beispielsweise in Ecuador auf ehemaligem Ackerland angelegt wurden. Da das ölhaltige Tropenholz ohnehin nicht im örtlichen Baumarkt bestellbar ist, kann also bei der Beschaffung genau hingeschaut werden. Hinzu kommt: Für ein Reisemobil ist nur eine geringe Menge nötig, was es erlaubt, auch aus Abfallmengen ein sehenswertes Stabdeck zu zaubern. So entstanden die ab Seite 101 verwendeten Leisten aus sogenannten Messerresten, den Ober- und Unterseiten eines Stammes, die beim Verarbeiten zu Furnier nicht mehr verwendet werden können. Hier lassen sich meist nur maximal zwei Meter ­lange Streifen zuschneiden, die für die Verwendung im Yachtbau zu kurz sind und auch von der Maserungsqualität und Materialstärke nicht den üblichen Ansprüchen genügen. Da der Kabinenboden jedoch nicht so stark belastet wird, wie ein Schiffsdeck, gibt es auch zahlreiche andere Holzsorten, die für einen Schiffsboden infrage kommen. Je nach Baum weichen dann jedoch Farbe, Oberflächenbeschaffenheit und Dauerhaltbarkeit voneinander ab, auch ist nicht jede Holzsorte ohne Lackierung oder Öl-Behandlung einsetzbar.

 

Stabdeck
Die Vielfalt bei Decksbelägen aus Teak-Imitat ist groß bei Form, Design, Materialstärke, Verarbeitungstechnik und Preis. Die Robustheit ist für Reisemobilzwecke durchgehend ausreichend

 

Optisch ähnlich ist das afrikanische Iroko, auch aus Eichenholz ließe sich ein Stabdeck legen. Achtung: Eiche reagiert aufgrund ihrer Gerbsäure empfindlich auf Metall, es kann zu Verfärbungen kommen. Helle einheimische Hölzer wie Buche, Ahorn, Ulme oder Esche vergrauen ohne Behandlung schnell, sind aber sehr robust – gerade Esche bietet auch eine optisch attraktive Maserungstruktur. Nadelhölzer wie Fichte oder Tanne sind außergewöhnlich leicht, jedoch müssen hier unbedingt langsam gewachsene Hölzer verwendet werden, die sorgfältig aufgesägt wurden – Leisten mit liegenden ­Jahresringen, also einer sehr „blumigen“ Optik, sind als Bodenbelag ungeeignet. Hier hilft nur ein Gang zum Sägewerk, im Baumarkt oder Fachhandel wird es keine passenden, zufriedenstellenden Qualitäten geben. Auch Kork eignet sich als Holzersatz und dämmt sogar besonders gut. Er nimmt unbehandelt jedoch Dreck schneller auf – im Küchenbereich ist mit Fettspritzern Vorsicht geboten. Übrigens: Es spricht auch nichts dagegen, bei einem Stabdeck verschiedene Holz­sorten zu kombinieren. Die Abriebbelastung in einem Reisemobil, das meist nicht mit Straßenschuhen betreten wird, ist so gering, dass sich der Abrieb über Jahre in Grenzen hält.

Stabdeck
Da im Kabinen-Inneren Witterung keine große Rolle spielt, kann mit verschiedenen Hölzern experimentiert werden

 

Während man bei einem Decksbelag eine Haltbarkeit von rund 20 Jahren bei einer Materialstärke von acht Millimetern Teakholz erwarten kann, lässt sich die Belagstärke in einem Camper pro­blemlos auf fünf bis sechs Millimeter reduzieren. Dann ist auch das Gewicht vergleichbar mit einem herkömmlichen Bodenbelag, gemessen an der Nutzschicht ist das Stabdeck ohnehin jedem Parkett-System überlegen. 

Details machen den Unterschied

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