Auch in unserer immer stärker vernetzten Welt gibt es Orte, an denen herkömmliche erdgebundene Kommunikationswege versagen. Etwas Abstand tut zwar ab und zu gut – doch wenn etwas schiefgeht und das Smartphone keinen Empfang hat, kann das mitunter übel ausgehen. Kleine Satellitensender können an dieser Stelle helfen: Mit ihnen soll es möglich sein, von nahezu jedem Punkt der Erde aus Hilfe zu rufen und so auf Reisen für ein zusätzliches Maß an Sicherheit zu sorgen – und damit auch für ein besseres Gewissen. Ob in der Wüste Marokkos, in der kanadischen Taiga oder im südamerikanischen Pantanal: Wer mit dem Auto in einem entlegenen Winkel der Welt liegen bleibt, krank wird oder für jemand anderen Hilfe holen muss, ist froh, wenn er vor der Reise in entsprechende Technik investiert hat. Auch Freunde und Familie daheim sind dankbar, wenn sie beizeiten ein Lebenszeichen bekommen und wissen, dass alles in Ordnung ist. Doch auf dem Markt existiert eine große Bandbreite verschiedener Systeme, die allesamt unterschiedliche Funktionen mit sich bringen. Grund genug also, die Geräte und ihre Funktionsweise einmal genauer zu beleuchten.
Wie funktioniert es?
Die kompakten Systeme stellen eine Verbindung zum nächsten erreichbaren Satelliten her. Welcher Satellit gewählt wird, hängt vom Standort und dem verwendeten Gerät ab. Für einen möglichst störungsfreien Verbindungsaufbau sollte darauf geachtet werden, dass freie Sicht zum Himmel besteht: Rundherum sollte kein Objekt höher als acht Grad über dem Horizont stehen. Das entspricht ungefähr der Höhe der geballten Faust bei ausgestrecktem Arm über dem Horizont. Je nach Gerät stehen dann unterschiedliche Funktionen zur Verfügung: Manche Geräte bieten lediglich die Möglichkeit, ein unidirektionales SOS-Signal abzusetzen, so etwa mit dem ResQLink 400 von ACR. Das Gerät sendet eine Art Hilferuf auf einer Notfallfrequenz aus – Nachrichten zu empfangen, ist nicht möglich. Auch erhältlich sind 2-Wege-Kommunikatoren. Mit ihnen lassen sich Nachrichten sowohl senden als auch empfangen. So etwa mit dem inReach Mini von Garmin. Für das Verfassen eigener Nachrichten verfügt das Spot X als einziges Gerät auf dem Markt über eine physische Tastatur. Wieder andere Geräte dienen als eine Art Router: Sie stellen eine Verbindung zwischen einem Smartphone und einem Satelliten her, wenn das Telefon selbst über keine solche Funktion verfügt (z. B. ACR Bivy Stick). Neuere Smartphones können sich mithilfe eines Chips direkt mit einem Satelliten verbinden: Das iPhone 14 kann als erstes Handy eines großen Herstellers per Satellit kommunizieren.
Kommunikation, GPS & Cospas-Sarsat
Zwar sind alle drei Informationskanäle satellitengestützt, dennoch ist es wichtig, zwischen Kommunikations-, Navigations- und reinen Notruf-Satelliten zu unterscheiden. Netze wie Iridium, Inmarsat, Thuraya und Globalstar dienen der Kommunikation, GPS-Satelliten ermöglichen die globale Positionsbestimmung. Das Cospas-Sarsat-System dient hingegen lediglich der Ortung von Notfunkbaken: Die Kommunikation ist hierbei ausschließlich in eine Richtung möglich.
Was passiert, wenn man den SOS-Knopf drückt?
Die Geräte verfügen über einen eigens dafür vorgesehenen Knopf, der im Ernstfall betätigt werden kann. Bei manchen Geräten verbirgt sich dieser unter einer kleinen Abdeckung, damit er nicht aus Versehen gedrückt wird. Daraufhin beginnt nämlich eine komplexe Rettungskette: Nach der Betätigung des Knopfes wird der Notruf abgesetzt. Das Gerät verbindet sich nun mit dem nächsten Kommunikationssatelliten. Das Gerät übermittelt dann die aktuelle Position der zu rettenden Person und die zuvor hinterlegten Notfallkontakte. Wer über ein Gerät mit Tastatur verfügt oder das Gerät mit seinem Smartphone gekoppelt hat, kann an dieser Stelle weitere Informationen übermitteln, die bei der Rettung hilfreich sein könnten. Sobald der Satellit die Daten empfangen hat, gibt er sie an eine Bodenstation weiter. Von dort aus erreicht der Notruf eine Rettungsleitstelle. Welche das genau ist, hängt vom Gerät ab. Die Leitstelle kontaktiert die lokalen Rettungskräfte und übersetzt gegebenenfalls alle notwendigen Informationen in die jeweilige Landessprache – etwa, wo sich die zu rettende Person befindet und welche Art von Hilfe sie benötigt. An jedem Punkt dieser Rettungskette kann die zu rettende Person den Notruf abbrechen, indem eine entsprechende Information über den selben Signalweg versendet wird. Im Ernstfall sind Notrufe grundsätzlich kostenfrei: Rettungsaktionen sind in den monatlichen Kosten inklusive.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Bei allen Geräten fallen zusätzlich zu den Anschaffungskosten des Gerätes auch Kosten für die Datenübertragung an. Hierfür muss ein Monats- oder Jahrestarif gebucht werden. Wie hoch die Kosten sind, hängt vom Anbieter und dem gewünschten Funktionsumfang ab. Für die inReach-Technologie von Garmin werden bei monatlicher Kündigungsfrist 19,99 bis 74,99 Euro verlangt. Beim Anbieter Spot muss monatlich mit 21,36 Euro gerechnet werden, hinzu kommen einmalige Gebühren in Höhe von bis zu 82,06 Euro. Die monatlich kündbaren Tarife für den Bivy Stick liegen zwischen 19,99 und 59,99 Euro. Besonders günstig sind klassische Notfunkbaken. Für sie fallen keine laufenden Kosten an, dafür ist ihr Funktionsumfang jedoch auch reduziert: Im Ernstfall bekommt man keine Rückmeldung, ob tatsächlich Hilfe kommt.
Hat man wirklich überall Empfang?
Das kommt darauf an, mit welchem Satellitennetz das jeweilige Gerät arbeitet. Aktuell existieren Iridium, Inmarsat, Thuraya und Globalstar. Das Iridium-Netzwerk kann mit seinen 66 Satelliten tatsächlich eine weltweite Abdeckung gewährleisten, solange ringsum freie Sicht zum Himmel besteht. Inmarsat betreibt vier geostationäre Satelliten, die außer den beiden Polen ebenfalls eine globale Abdeckung bieten. Die drei Satelliten von Thuraya pendeln mit geringer Auslenkung um einen festen Längengrad und decken so Europa, Afrika und Asien ab. In Nord- und Südamerika sowie an den Polen hat man mit dem Netz von Thuraya keinen Empfang. Auch die 48 Satelliten von Globalstar decken die gesamte Erde mit Ausnahme der Pole ab.
Satellitenrouter
Während einige Geräte mit einem Bildschirm und/oder einer Tastatur als selbstständige Kommunikationssysteme konzipiert sind, wird für andere ein Smartphone benötigt, um unterwegs Nachrichten verfassen und empfangen zu können oder Wetterdienste abzurufen. Vorgefertigte Nachrichten und das SOS-Signal können jedoch auch ohne Smartphone genutzt werden, da die Geräte für diese Funktionen je einen Knopf haben. Die Satellitenrouter sind als eine Art Modem zu verstehen: Empfängt der Router eine Nachricht oder andere Informationen, werden sie ans Handy weitergegeben und können dort ausgelesen werden. Umgekehrt können mit dem Gerät Nachrichten, die auf dem Handy verfasst wurden, versendet werden.
Garmin
Die Geräte von Garmin nutzen das weltweit erreichbare Iridium-Netzwerk. Das Unternehmen bietet eine große Bandbreite an Satellitengeräten für verschiedene Anwendungsbereiche an, auch für Overlander sind Geräte erhältlich. Die Technologie zum Versenden und Empfangen von Nachrichten per Satellit nennt Garmin inReach. Die Technik wird sowohl vom inReach Messenger und dem Mini 2 als auch vom GPSMAP 67i sowie dem Montana 700i verwendet. Die Geräte unterscheiden sich vor allem durch die verbauten Displays: Der inReach Messenger hat mit einer Größe von 23 x 11 Millimetern den kleinsten Bildschirm. Das ist dennoch ausreichend, um eingehende Nachrichten zu lesen, Wetterdaten abzurufen oder die eigene Route zurückzuverfolgen. Das nächstgrößere Gerät von Garmin ist das inReach Mini 2. Es hat einen 23 x 23 Millimeter großen Bildschirm, auf dem neben Nachrichtenverläufen auch ein digitaler Kompass sowie eine Wegpunktnavigation angezeigt werden können. Trotz des vergleichsweise kleinen Displays ist es außerdem möglich, individuelle Nachrichten zu verfassen. Auf dem 7,6 Zentimeter großen Display des GPSMAP 67i können zusätzlich zu den Funktionen des Mini 2 grafische Karten genutzt werden, ebenso auf dem 12,7 Zentimeter großen Touchscreen des Montana 700i. Garmin bietet die Geräte für 299,99 bis 749,99 Euro an. Die laufenden Kosten für die inReach-Technologie liegen zwischen 14,99 (Jahresabo) und 74,99 Euro (Monatsabo) pro Monat.
Spot
Spot ist eine Tochterfirma des Satellitenbetreibers Globalstar, dessen Netzwerk die Geräte nutzen. Das Netz erlaubt mit Ausnahme der Pole weltweite 2-Wege-Kommunikation. Das Gen4 ermöglicht es, vorgefertigte Nachrichten an zuvor definierte Kontakte zu senden. Das Gerät kann außerdem genutzt werden, um vorgespeicherten Kontakten per Knopfdruck mitzuteilen, dass alles in Ordnung ist. Zusätzlich kann die eigene Position aufgezeichnet und geteilt werden. Das Spot X bietet dank einer integrierten Tastatur die Möglichkeit, Nachrichten zu verfassen. Das bietet den großen Vorteil, dass den Rettungskräften im Ernstfall mitgeteilt werden kann, welche Art von Hilfe benötigt wird und ob bei der Rettung besondere Umstände berücksichtigt werden müssen. Das Spot Gen4 ist für 165 Euro vergleichsweise günstig. Das Spot X ist für 299 Euro erhältlich. Pro Monat werden 17,79 oder 21,36 Euro fällig, hinzu kommen einmalige Gebühren in Höhe von bis zu 82,06 Euro.
Protegear A*Live V2
Auch das A*Live V2 nutzt das Iridium-Netzwerk. Mit ihm lassen sich bis zu drei vorgefertigte Nachrichten versenden: Wird die Nachrichtentaste einmal gedrückt, wird die erste gespeicherte Nachricht versendet, wird sie zweimal gedrückt, wird die zweite versendet und so weiter. Die Position wird automatisch gespeichert – mit der Tracking-Taste kann die Funktion deaktiviert werden. Auch eine Taschenlampe ist verbaut. Wird das Gerät mit einem Smartphone gekoppelt, können Nachrichten an beliebige SMS- und E-Mail-Kontakte gesendet werden. Über die App können Karten und die eigene Position abgerufen sowie Offlinekarten eines selbst gewählten Bereichs heruntergeladen werden. Wird ein Notruf ausgelöst, kann über die App mit den Rettungskräften kommuniziert werden. So lässt sich mitteilen, welche Art von Hilfe benötigt wird und ob bei der Rettung besondere Umstände berücksichtigt werden müssen, eine Evakuierung also beispielsweise nur aus der Luft möglich ist. Die große Bandbreite an Funktionen erklärt den relativ hohen Anschaffungspreis von 498 Euro.
Zoleo ZL1000
Das ZL1000 nutzt das weltweit verfügbare Iridium-Netzwerk. Der SOS-Knopf des Gerätes ist unter einer kleinen Klappe versteckt, um das versehentliche Auslösen zu verhindern. Um einen Notruf abzusetzen, muss der Knopf drei Sekunden lang gedrückt werden. Soll der Notruf abgebrochen werden, wird er ein weiteres Mal für fünf Sekunden gedrückt. Neben dem SOS-Knopf gibt es nur einen weiteren Knopf: Wird er gedrückt, bekommen alle zuvor eingespeicherten Kontakte die Nachricht, dass alles in Ordnung ist. Außerdem sind vier LEDs verbaut, die über die Batteriekapazität und den Sendungsstatus von Nachrichten informieren. Wenn beide Gesprächspartner die Zoleo-App verwenden, können bis 950 Zeichen verfasst und versendet werden, sonst sind es die üblichen 160 Zeichen einer SMS. Auch Wetterdaten sind über die App abrufbar. Die Position des Gerätes kann mit anderen geteilt werden. Das Gerät verfügt über eine eigene Telefonnummer sowie E-Mail-Adresse. Der Anschaffungspreis des Zoleo ZL1000 liegt bei 249 Euro. Die monatlichen Kosten liegen zwischen 20 und 60 Euro. Zoleo arbeitet mit einem Kreditsystem: Pro gesendeter Nachricht wird je ein Kredit ausgegeben. Für 60 Euro pro Monat können beliebig viele Nachrichten versendet werden.
ACR Bivy Stick
Der Bivy Stick kommuniziert via Iridium-Netzwerk. Wie der ZL1000 hat auch der Bivy Stick lediglich zwei Tasten: eine für den Notruf und eine für eine vordefinierte Check-in-Nachricht. Alle weiteren Funktionen werden per App bedient: Auf dem Smartphone können individuelle Kurznachrichten mit einer Länge von bis zu 160 Zeichen gesendet und empfangen werden. Auf einer Karte lässt sich die Position des Gerätes abrufen, auch das Speichern und Teilen von Orten ist unterwegs möglich. Die Bewegung des Gerätes kann aufgezeichnet und Wetterdaten können angezeigt werden. Auf dem deutschen Markt ist das Gerät des US-amerikanischen Herstellers mit 369,95 Euro im mittleren Preissegment unterwegs. ACR arbeitet mit einem Kreditsystem: 20 Kredite kosten bei monatlicher Kündigungsfrist 19,99 Euro. Für 59,99 Euro können beliebig viele Nachrichten versendet werden.
Notfunkbaken
Die Systeme von ACR sind sogenannte Notfunkbaken. Sie arbeiten mit dem Cospas-Sarsat-System. Mit ihnen kann lediglich in eine Richtung kommuniziert werden – ob ein Notruf tatsächlich angekommen ist, kann nicht überprüft werden. Geräte wie das ResQLink 400 nutzen das Cospas-Sarsat-Netz, das eine Abdeckung zwischen 80° Nord und 80° Süd gewährleistet. Die Systeme
senden nach der Aktivierung einen Hilferuf auf der internationalen Notruffrequenz 406 Megahertz. Dieser wird dann von einem Satelliten empfangen und an eine Rettungsleitstelle weitergeleitet. Das Empfangen von Nachrichten ist nicht möglich, sonstige Funktionen gibt es nicht. Der größte Vorteil solcher Notfunkbaken ist, dass sie keine laufenden Kosten verursachen. Die Geräte sind somit auf lange Sicht vergleichsweise preiswert, bieten im Notfall jedoch nur rudimentäre Funktionen. Das ResQLink400 ist für einmalig 419,95 Euro erhältlich.
Welche Alternativen gibt es?
Teilen der Position
Mit Satellitentrackern ist es möglich, den eigenen Standort mit zuvor definierten Kontakten zu teilen. Sie sind günstiger als vollwertige 2-Wege-Kommunikationsgeräte, bieten deshalb aber auch einen geringeren Funktionsumfang. Nachrichten zu senden, ist mit ihnen nicht möglich, jedoch lassen sich die Geräte durch die integrierte Satellitentechnik weltweit orten. Ihr eigentlicher Zweck besteht darin, Wertgegenstände zu verfolgen, auf Reisen können sie notfalls aber auch für ein gewisses Maß an Sicherheit sorgen, indem der eigene Aufenthaltsort nachvollziehbar wird. Ein Beispiel ist der Spot Trace: Er kostet einmalig knapp 150 Euro und bringt monatliche Kosten von 14,22 Euro mit sich.
Smartphones mit Satellitenempfang
Das Thuraya X5-Touch wurde im April 2018 vorgestellt. Es war zu diesem Zeitpunkt das erste Smartphone, das gleichzeitig via Mobilfunk, Satellit und mit GPS-Satelliten kommunizieren konnte. Für die Nutzung der Satellitenfunktionen fallen zusätzlich zum normalen Mobilfunktarif Kosten an. Auch die Anschaffung ist vergleichsweise kostspielig: Das Thuraya X5-Touch wird für 1.599 Euro angeboten. Auch das im September 2022 vorgestellte Apple iPhone 14 verbindet alle drei Kommunikationswege. Es ist ab 1.299 Euro erhältlich. Mit dem Samsung Galaxy S23 lassen sich ebenfalls Nachrichten per Satellit versenden. Ab 699 Euro. Mit dem Defy Satellite Link plant Motorola einen Satellitenrouter.