Es kommt immer wieder vor, dass sich Dritte an Fahrzeugen zu schaffen machen und die Radmuttern oder Radbolzen lösen. Eine Straftat, denn das ist nicht nur ein „schwerer Eingriff in den Straßenverkehr“, sondern kann auch weit ernstere Folgen haben. Im ganzen Bundesgebiet registriert die Polizei immer häufiger diese perfide Manipulation, aber bei 4×4-Fahrzeugen kann auch der schlechte Untergrund dafür sorgen, dass sich die Räder ein Stück weit lösen. Das muss gar nicht viel sein: Schon minimales Spiel genügt, damit sich die Verschraubung auf den kommenden Kilometern weiter löst – und nach ihr die weiteren umliegenden Bolzen. Das Rad bekommt immer mehr Bewegungsraum, und wenn das hörbar zu den Insassen dringt, ist meist schon der erste Bolzen abgeschert.
Immerhin: Die Gefahr, dass sich ein ganzes Rad löst und davonrollt, ist nach Expertenmeinungen gering. Abseits der Straße, wo auch vermeintlich kleine Beschädigungen große Tragweite entwickeln, sollte man dennoch nicht nachlässig mit Bauteilen umgehen, die sich pro Kilometer 200- bis 400-mal um ihre eigene Achse drehen. Während bei kleineren Fahrzeugen und Transportern meist Radschrauben verwendet werden, die bei einem Defekt schnell zu tauschen sind (es sei denn, sie sind abgebrochen), kommen bei Geländewagen und Lkw in aller Regel feste Radbolzen zum Einsatz, auf die passende Muttern aufgedreht werden. Diese hochfesten, mit Feingewinde versehenen Stehbolzen halten nicht ewig, leiden sie doch schon darunter, wenn beim Radwechsel die Felge über das Gewinde gezogen wird.
Die größte Gefahr rührt jedoch daher, dass Felgenloch und Bolzen gar nicht ohne Spiel zueinander sein können – das Aufziehen einer Felge wäre dann ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb sind bei Geländewagen die Muttern oder Bolzenköpfe am Ende konisch oder kegelförmig geformt, um die Felge in eine zentrierte Position zu zwingen. Bei Lkw sitzt die Felge hingegen entweder mittig auf einem Ring der Radnabe auf (Mittenzentrierung) oder wird mithilfe von Hülsen oder konischen Unterlegscheiben auf den Bolzen ausgerichtet (Bolzenzentrierung).
Ein entscheidendes Element, damit sich Räder nicht lösen, ist ein geeigneter Drehmomentschlüssel – und das Wissen um das passende Anzugsdrehmoment. Es kann zwischen 100 (Alufelge an leichtem Geländewagen) und über 300 (Lkw) Newtonmeter liegen und ist in den Fahrzeugunterlagen verzeichnet. Dies in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren, gehört zu einer sorgfältigen Fahrzeugkontrolle bestenfalls mit dazu.
Markierung mit Permanentmarker
Der einfachste Weg, um zu erkennen, dass die Radschrauben oder Radmuttern noch so fest sind wie sie sollen, ist, ihre Position auf der Felge mit einem Strich zu markieren. Der Permanentmarker ist vielleicht nicht besonders schön, löst sich aber allenfalls im Laufe der Zeit durch die UV-Strahlung auf. Eine Alternative kann es sein, mit einem Streifen Gewebeklebeband eine Markierung zu setzen. Ganz klar: Nach jedem Radwechsel müssen die Marker neu gesetzt werden.
Kappen
Im Lkw-Zubehör gibt es Kunststoffkappen, die auf die Radmuttern aufgesteckt werden. Mit ihrer kleinen Pfeilfahne, zueinander ausgerichtet, signalisieren sie schnell und deutlich sichtbar, wenn sich eine Mutter gelöst hat. An die Optik der meist in Neonfarben ausgelieferten „Radmutter-Indikatorkappen“ muss man sich allerdings gewöhnen. Den Zehnerpack gibt es für 10 – 15 Euro, wer sichergehen will, dass die Kappen auf der Wellblechpiste nicht verloren gehen, sichert sie mit einem Stück doppelseitigem Spiegelklebeband.
Austausch
Auch wenn es keine ideale Reparatur am Straßengraben ist, so können Radbolzen recht unkompliziert ersetzt werden. Die Stehbolzen sind in aller Regel von der Hinterseite in die Radnabe eingetrieben und können mit einem Hammer oder einer Abziehvorrichtung herausgezogen werden. Ersatz ist für wenige Euro beschaffbar, es gibt jedoch zahlreiche unterschiedliche Größen. Drei, vier Ersatzbolzen im Gepäck zu haben, ist also keine schlechte Idee.
Unerwartete Belastung
Löst sich eine Mutter oder eine Radschraube während der Fahrt, kann das in kürzester Zeit alle restlichen Befestigungen des Rades so stark überlasten, dass auch diese sich verformen oder abreißen. Sehen dann alle Bolzen so aus wie auf diesem Foto, ist guter Rat teuer: Ohne Trennschleifer und schweres Werkzeug ist eine Reparatur kaum noch durchführbar.
Felgen nicht mehr nutzen
Räder, die längere Zeit mit lockeren Radschrauben liefen, konnten mit so viel Spiel umherschwingen, dass nicht nur die Gewinde der Bolzen abnutzen, sondern auch die Bohrungen in der Felge so stark ausschlagen, dass sich das Rad nicht mehr sauber und zentriert anschrauben lässt. Übergangsweise ließe sich mit Zentrierhülsen das Fortkommen sichern, grundsätzlich gehören solcherlei ausgeschlagene Felgen aber umgehend ausgetauscht.
In Teil 1 der Lkw Pannenselbsthilfe ging es um Startschwierigkeiten.
In Teil 2 ging es um die Kraftstoffversorgung.
In Teil 3 haben wir die Druckluftverteilung behandelt.