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Iveco geht nach Indien: Übernahme durch Tata Motors

Gemeinsam sollen über eine halbe Million Nutzfahrzeuge produziert werden – spannend ist, was aus dem Iveco Daily 4×4 wird

Die Fahrzeugbranche ist, nicht nur aufgrund des Wandels zur Elektromobilität, in Bewegung, nun wird eine weitere Umwälzung konkret: die Übernahme der italienischen Industrial Vehicles Corporation. Schon seit längerem galt der Konzern als Übernahmekandidat, nun soll der indische Hersteller Tata Motors den Zuschlag erhalten. Der Vorstand der Iveco Group empfiehlt das freiwillige Barangebot von Tata Motors für die Stammaktien der Iveco Group, allerdings  hänge „der Abschluss des Angebots von der Trennung des Verteidigungsgeschäfts der Iveco Group ab“, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt. Ein wichtiges Detail für die Allrad-Reisemobil-Szene, denn der populäre Iveco Daily 4×4 ist ein Produkt eben dieser Iveco Defence Abteilung. Mittlerweile ist dieser Bereich an den italienischen Rüstungskonzern Leonardo verkauft, damit ist die Bahn frei für die Übernahme.

Das geplante freiwillige Übernahmeangebot ist mit 3,8 Milliarden Euro beziffert, der Verkauf der Unternehmen des Verteidigungsgeschäfts soll im ersten Quartal 2026 abgeschlossen sein. Wie Iveco in einer Pressemitteilung erklärt, würden durch die Übernahme „zwei Unternehmen mit sich hervorragend ergänzenden Produktportfolios und Kompetenzen“ zusammenkomen, „deren industrielle und geografische Präsenz sich kaum überschneidet, und so ein stärkeres, diversifizierteres Unternehmen mit einer bedeutenden globalen Präsenz und einem Absatz von über ca. 540.000 Einheiten pro Jahr schaffen.“ Dabei soll auch technologisch zusammengearbeitet werden, etwa beim erfolgreichen Antriebsstranggeschäft der Iveco Group. Natarajan Chandrasekaran, Vorsitzender von Tata Motors sagt dazu: „Dies ist ein logischer nächster Schritt nach der Ausgliederung des Nutzfahrzeuggeschäfts von Tata Motors und wird es der fusionierten Gruppe ermöglichen, mit zwei strategischen Heimatmärkten in Indien und Europa auf einer wirklich globalen Basis zu konkurrieren. Die sich ergänzenden Geschäftsbereiche und die größere Reichweite der fusionierten Gruppe werden unsere Fähigkeit zu mutigen Investitionen verbessern.“

Dass sich das Angebot der Fahrzeuge nun vermischen könnte, gilt als unwahrscheinlich. So urteilt etwa die DEKRA in einer Einschätzung zur Übernahme: „Es hätte schlimmer kommen können. Mit einem Investor, der mit harten Einschnitten gnadenlos die Zahlen beschönigen will, um Iveco alsbald gewinnbringend weiterzuverkaufen zum Beispiel. Oder mit einem chinesischen Lkw-Konzern, der das Unternehmen nur für die Marke und das Netzwerk gekauft hätte, Entwicklungsarbeiten und Produktion aber zugunsten seiner eigenen Produkte hätte auslaufen lassen. Im Falle von Tata ist das wohl kaum zu befürchten, wie schon ein flüchtiger Blick auf die Lkw der Marke im Heimatmarkt Indien aufzeigt. Diese Trucks funktionieren nicht in Europa – und andersrum sehr wahrscheinlich genauso. Tata beispielsweise trommelte erst im Juni für die Einführung werkseitig eingebauter Klimaanlagen für die gesamte Lkw-Reihe. In einem Land, in dem es im Sommer gemeinhin gerne weit über 40 Grad hat.“

Nun bleibt der Allrad-Gemeinde nur abzuwarten, was mit dem Scheidungskind Iveco Daily 4×4 geschieht. Wie das Handelsblatt berichtete, hat Rheinmetall Interesse an den Militär-Lkw bekundet, aber ob das auch für den Allrad-Kastenwagen gilt?