Cnut, Akt 2: Ein Bummel-Wochenende

Volvo C304 Allrad Wohnmobil wird umgebaut - Cnut

Große Pläne, flaches Ergebnis – welcher Selbstbauer kennt dieses Erlebnis nicht? Auch Cnut sollte sich die letzten Tage weiterentwickeln, aber mehr als zwei Fenster und ein bisschen Kabelwerk waren nicht drin

(msk) Was waren das früher noch für Zeiten. Als ich meine ersten Camper ausbaute, und noch in Hamburg wohnte, ging es am Donnerstag zum Großeinkauf zum Baumarkt und – viel wichtiger – zum Campingbedarf, ab Freitag mittag flogen dann die Fetzen. Wenn man schon ein Sommerwochenende für Gebastel opfert, während der Rest des Landes im Stau zwischen Hamburg und Lübeck parkt, dann soll ja auch was bei rumkommen.

So auch der Plan im Jahr 2019. Die Liste lang, der Tatendrang groß, aber die Zeiten, wo ums Eck ein Fachgeschäft wartet, die sind lange vorbei. Also, ein Geschäft gibt es schon. Aber das ist nicht in Lübeck, sondern 15 Kilometer weiter außerhalb. Und dort stehen am Donnerstag auch ganz viele Camper rum. Die kaufen jedoch Sat-Finder, Trailer-Rangiergeräte und Weingläser aus Plastik, das sich nicht wie Plastik anfühlen soll. Ich aber brauche Gasleitung. Acht Millimeter stark, bitte in 4,5 Metern Länge, zweimal. Und einen Verteilerblock sowie noch ein paar andere Kleinigkeiten. Gibt es nicht. Nichts. Nicht mal die Kleinigkeiten. Nur Gasrohr. In 1,4-Meter-Abschnitten – weil sie so beim Transport nicht kaputtgehen. „So etwas braucht heute keiner mehr“, behauptet der Filialleiter und reicht mich an die angeschlossene Werkstatt weiter, die immerhin mit dem Rohr aushelfen kann. Für den Rest also muss erst wieder eine Expedition durch die Online-Versender eingeschoben werden, zum Wochenende wird das mit der Lieferung so nix. Und es wird wieder einmal klar: DIY-Fahrzeugaufbauten sind zwar im Kommen, aber noch eine kleine Nische. Eine ganz kleine. Oder ich bin mit meinen Produktvorstellungen 1999 hängen geblieben.

Basteltag mit dem, was noch da ist

Aber gut, der Elan ist noch nicht gänzlich verflogen, irgendwas gibt es ja immer zu tun. Zwei Fenster warten noch auf ihre Montage und ein bisschen Elektrik ist auch schon da, die man verlegen könnte. Der Ausschnitt für den Kühlschrank wartet ebenfalls noch. Der ist ziemlich auf Press eingeplant, es ist eben ein kleines Auto, und dann sitzt der auch noch in der großen Schottwand zum Stauraum. Große Löcher in Autos zu schneiden, das ist auch bei Ausbau Nummer zehn immer mit Adrenalin verbunden.

Also zuerst die Fenster. Da sind die Löcher ja schon vorgegeben. In den Türen hat der schwedische Karosseriebauer mit Stahl nicht gespart, aber glücklicherweise passen die Fenster der Größe RA03 von Outbound exakt in der Breite in den vorhandenen Ausschnitt, nur eine oben liegende Verstärkung muss herausgetrennt werden. Dann alles sorgfältig entrosten und versiegeln, durch die Gummidichtung ist im Laufe der Jahre doch viel Wasser eingedrungen. Das Einkleben der von außen aufgesetzten Fenster ist dann ein Klacks, mit etwas grüner Farbe verschwinden noch die leuchtend weißen Rahmen. Auch wenn das Oliv Cnut nicht bis in alle Ewigkeit begleiten soll, soll es doch für die kommenden Wochen und Monate zumindest ansehnlich aussehen.

Dann geht es ein wenig an die Elektrik. Erst einmal die beiden Carbest-Lithium-Batterien (LiFePo4) absichern. Gutes Stichwort: absichern. Reimo ist sich uneins, ob die Akkus überhaupt parallel geschaltet werden dürfen. Nach Rücksprache gibt es das OK, nur nicht als 24-Volt-System, sprich: mit mehr als vier Akkus parallel UND in Reihe. Das ist nicht geplant, der Aufbau entsteht in 12 Volt. Dann Hauptschalter, Ladebooster und das große Victron-Kombigerät anschließen. Keine Hexerei, aber natürlich geht mitten in der Arbeit der Schrumpfschlauch aus. Muss erstmal Isoliertape herhalten, Schrumpfschlauch kommt dann später, wenn der Baumarkt wieder offen hat. Willkommen im DIYer-Alltag. Auch erweist sich der eingeplante Bauraum, mal wieder, als arg klein. Nicht zu klein, man lernt ja dazu, aber doch als so knapp, dass man doch wieder ganz schön pfriemeln muss. Nun gut, ist ja auch ein kleines Auto. Radstand wie ein Smart, da geht das wohl nicht anders.

Der Hauptschalter hat zwei Positionen, eigentlich gedacht, um Batteriebänke auswählen zu können. Hier gibt er die Wahlmöglichkeit, den gesamten Stromkreis totzulegen, oder zumindest die Photovoltaik als Stromlieferanten freigeschaltet zu lassen. Der DC-Wandler braucht erst noch einen (Windows-)Computer, um konfiguriert zu werden (willkommen, Neuzeit), dafür ist der Victron Energy Easysolar gewohnt fix angeschlossen. Plus, Minus, Temperatursensor, dazu die Solarmodule eingeclipst und die Kabel zu den Steckdosen eingesteckt, schon stehen Solar, Inverter, Landanschluss und 230-Volt-Versorgung im Auto samt zweier FI zur Verfügung. Das klingt dann doch gut, am Feierabend.

Ach so. Kühlschrank-Ausschnitt hat auch gepasst. Dazu mehr im dritten Akt.

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