Auf Tour, während die Welt lahmliegt. Folge 2: Es ist kompliziert

Reisen in Corona-Zeiten: Geht das? Folgen Sie dem explorer bei einem Selbstversuch

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PCR-Test für Einreise

„Tiger!“ Der montenegrinische Grenzbeamte deutet lachend auf unsere Hündin Lajka, die ihn, zwischen Fahrer- und Beifahrersitz sitzend, mit ihrem schönsten Hundeblick anschmachtet und dabei leicht mit dem Schwanz wedelt. „Tiger, Tiger!“ Der Beamte lacht noch lauter, wirft einen flüchtigen Blick in unsere Pässe und winkt uns durch die Schranke – raus aus Kroatien, rein nach Montenegro. Wie jemand diesen Hund, der vor jedem Grashüpfer Angst hat, mit einem Tiger vergleichen kann, ist mir schleierhaft, aber das ist auch nicht der Grund, wieso ich gerade innerlich eine Grimasse ziehe. Sondern vielmehr die Tatsache, dass sich an der Grenze niemand für unseren 140 Euro teuren PCR-Test interessiert hat. 

Dieser Test ist Teil meines ausgeklügelten Plans, wie wir die Anreise nach Albanien über den Landweg bewerkstelligen können. Die Fähre von Italien nach Albanien schließen wir von vornherein aus, da wir den allzu engen Kontakt mit anderen Reisenden fürchten. Wer weiß, ob sich an Bord jeder konsequent eine Maske aufsetzt? Schließlich wollen wir nicht schon mit einer Infektion im Gepäck anreisen.

Um trotzdem auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, verbringe ich vor der Abreise noch einmal einen ganzen Nachmittag vor dem Computer und am Telefon, um eine Reisekrankenversicherung abzuschließen, die nicht nur Infektionen mit Covid19 abdeckt, sondern auch in Ländern mit offizieller Reisewarnung und über den Zeitraum von 10 Wochen hinaus gilt. Fündig werde ich schließlich bei der Allianz, die mich für 59 Euro so gut absichert, wie möglich. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich bereit bin, unnötige Risiken einzugehen und an der Variante ‚Anfahrt über den Landweg‘ festhalte.

Die Entscheidung gegen die Fähre allerdings macht die Planung der Anreise, gelinde gesagt, kompliziert. Länger als eine Woche im Voraus, das ist mir klar, werden wir kaum planen können. Zu häufig ändern sich Einreise- und Transitregeln, auch an den innereuropäischen Grenzen.

Eine große Hilfe sind die Reise-Apps vom Auswärtigen Amt „Sicher reisen“ und von der Europäischen Kommission „Re-open EU“ (beide im Appstore für iOS und Android kostenlos zum Download). Vor allem letztere ist darauf ausgelegt, Reisende mit möglichst aktuellen Informationen zu Inzidenzen, Beschränkungen, Quarantäne-Vorschriften und Test-Möglichkeiten zu versorgen. 

Wir starten in Österreich. Um nach Albanien zu gelangen, müssen wir also drei Länder durchfahren (den kurzen Transit durch Bosnien-Herzegowina nicht mitgerechnet): Slowenien, Kroatien und Montenegro. Während Slowenien und Kroatien den Transit innerhalb von sechs bzw. zwölf Stunden auch ohne Test erlauben, schreibt Montenegro zwingend einen PCR-Test vor, der nicht älter als 48 Stunden ist,  gemessen vom Zeitpunkt der Abstrichnahme, und hat außerdem eine Reisesperre am Wochenende verhängt. Von Freitag Abend bis Montag Morgen darf man keine Überlandfahrten machen. Albanien dagegen hat keinerlei Einreisebeschränkungen.

Ein paar Tage vor Abfahrt sieht mein Plan also folgendermaßen aus: Kurz vor der österreichisch-slowenischen Grenze, in Graz, lassen wir am Flughafen einen PCR-Test machen. Der Anbieter vor Ort verspricht die Auswertung binnen 12 Stunden, was uns im schlimmsten Fall 36 Stunden Zeit lässt, um die montenegrinische Grenze zu erreichen und mit dem noch gültigen Test einzureisen. Das wird unglücklicherweise an einem Samstag Abend sein, was bedeutet, dass wir noch eineinhalb Tage in Montenegro warten müssen, bis wir weiterfahren dürfen.

Ein Zeitplan, den wir dank leerer Autobahnen und kurzer Schlangen an den Grenzübergängen locker einhalten und der eigentlich in der feierlichen Überreichung unserer negativen Testergebnisse an den Grenzbeamten gipfeln sollte – der sich allerdings mehr für den Hund als für unsere Tests interessiert.

Auch wenn es in unserem Fall unnötig war, würde ich niemandem empfehlen, ohne Test anzureisen. Der nächste Beamte könnte die Sache schon wieder ganz anders bewerten, und dann wird es vermutlich richtig kompliziert.

Auch wird dieser Test mit Sicherheit nicht der letzte gewesen sein, den wir auf unserer Reise machen müssen. Der tägliche Check bei „Sicher reisen“ verrät, dass wir spätestens für die Einreise nach Bulgarien wieder einen PCR-Test brauchen. Auf unseren Tiger können wir uns schließlich nicht immer verlassen.

 

Das Wichtigste im Überblick:

 

Woher bekomme ich aktuelle Informationen zu Einreise-, Quarantäne- und sonstigen Covid-relevanten Bestimmungen?

Bei Reisen innerhalb der EU empfiehlt sich die App „re-open EU“ der Europäischen Kommission. Sie richtet sich speziell an Reisende und gibt Informationen zur aktuellen Corona-Lage in jedem Mitgliedsstaat, zu den geltenden Maßnahmen, den Ein-, Durchreise und Aufenthaltsbestimmungen auf dem Land-, See- oder Luftweg.

Ergänzend oder für Reisen außerhalb der EU hat das Auswärtige Amt belastbare und aktuelle Informationen, auch diese sind unkompliziert über die App „Sicher Reisen“ abrufbar.

Wo kann ich mich testen lassen?

Die meisten Länder verlangen einen negativen PCR- oder Antigentest. Antigentests können in Testzentren, Arztpraxen oder Apotheken gemacht werden, ihre Auswertung dauert i.d.R. 10 bis 20 Minuten. PCR-Tests sind etwas aufwendiger und ohne Symptome kostenpflichtig. Die meisten größeren Flughäfen bieten PCR-Tests mit schneller Auswertung (bis zu 24 Stunden, gegen Aufpreis auch innerhalb von 6 Stunden). 

Man sollte unbedingt den Auswertungs-Zeitraum beachten, denn meistens zählt für die Einreise der Zeitpunkt der Abstrichentnahme, nicht das Vorliegen des Testergebnisses.

Krankenversicherung:

Die meisten Auslandskrankenversicherungen verlieren ihre Gültigkeit in Ländern, für die eine offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorliegt. Wer in ein solches Land reist, ist gut beraten, seinen Versicherungsstatus zu checken und mit seiner Versicherung Rücksprache zu halten. Einige Versicherungen, z.B. Allianz oder HanseMerkur, schließen gegen Aufpreis auch Länder mit Reisewarnung sowie Covid19-Erkrankungen mit ein.

Wie und wo kann ich mich unterwegs testen lassen?

Das ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Man sollte sich bewusst machen, dass nicht jedes Land dieselben Testkapazitäten zur Verfügung hat wie Deutschland. 

Auch hier ist die App „Re-open EU“ ein erster Anlaufpunkt mit Links zu den nationalen Gesundheitsbehörden und Telefonnummern, an die man sich im Falle einer Erkrankung oder des Verdachts wenden kann. Sind während der Reise Grenzübertritte geplant, sollte man einen ausreichenden Zeitraum für den Test und seine Auswertung einplanen.

 

Auf Tour, während die Welt lahmliegt. Folge 3: Es ist noch Platz!

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