Abenteuer Allrad 2024: Rückblick & Neuheiten

Die Messe für 4x4-Fans bot in diesem Jahr eine durchwachsene Auswahl an Neuheiten – und ebensolches Wetter. Überblick über Produktneuheiten und Aussteller-Einschätzungen
Abenteuer & Allrad 2024

Es hat schon bessere Wochenenden gegeben in diesem Jahr, für eine Veranstaltung unter freiem Himmel. Beinahe ohne Pause warnten die Wetterdienste in Süddeutschland vor Starkregen und Gewitter, die Wolkenbilder zeigten bedrohlich dunkle dichte Schichten auch rund um das bayerische Staatsbad Bad Kissingen. So schloss die Messegesellschaft schon im Laufe des Freitags die Camps für Neuankömmlinge – dabei war es in diesem Jahr, möglicherweise auch aufgrund einer kurzfristigen Preiserhöhung für die Stellplätze – dort ohnehin spürbar leerer als in den Jahren zuvor.

Ausgedünnt: Am Samstag nachmittag waren alle Camps nur noch dünn besetzt
Ausgedünnt: Am Samstag nachmittag waren alle vier Camps nur noch wenig besetzt

 

Auf der Ausstellungsfläche derweil ging es so voll und vielfältig zu, wie in den Jahren zuvor. Einzig die überproportionale Präsenz des INEOS Grenadier war augenfällig – zahlreiche Aufbau- und Zubehörhersteller zeigten an dem britischen Geländewagen ihr neu aufgelegtes Zubehör.

Verhaltene Stimmung bei den Herstellern

Die sichtbar leereren Stände und Wege auf der Messe spiegeln sich auch in den Einschätzungen der Aussteller wider. Zwar war man sich einig, dass die unklare Wettersituation und die damit verbunden vorzeitig geschlossenen Camps und die regenbedingt vorzeitige Abreise vieler Besucher ihren Teil hierfür beitrug, doch herrschte auch Konsens in der Einschätzung, dass sich der zuletzt überhitzte Markt zu normalisieren beginne. Große Nachfrage gab es für Transporter-Bauteile, Aufbauhersteller und Händler von Wohnkabinen berichteten dagegen von eher verhaltenem Interesse.

 

Die spannendsten Neuheiten im Überblick

 

Hellgeth

In aller Stille sorgte der Unimog-Veredler für einen Paukenschlag: Die Wurzbacher steigen in den Serienbau von Reisemobilen auf Unimob-Basis ein. Ein Modell mit 4,1 Meter Länge steht ab sofort für mindestens 470.000 ohne große Lieferzeit bereit, basierend auf dem U4023. Die Kabine aus GFK-Sandwich bietet Platz für ein ausziehbares Querbett im Heck, eine Dinette auf der Fahrerseite und ein sehr großes Duschbad in der Fahrzeugfront. Zum 7,5-Tonner gehören im Standard eine 400 Amperestunden große Akkubank, verbesserte Schalldämmung, eine Diesel-Thermenheizung und Echtglasfesnter von Outbound. Schönes Detail: der von innen wie außen zugängliche Küchenschrank.

Der Tenerex-Unimog. Optional mit Beadlockfelgen

 

Der Innenraum des Tenerex: Schlicht, aber funktional

 

Billys

Ganz klein dagegen ist die Pickupkabine „Billys Freedom“ aus Frankreich. Durch eine besonders schlanke Bauweise soll sie es schaffen, dass der Pickup auch noch unter der 2-Meter-Höhenmarke hindurchpasst. Die als Monocoque mit Polyesterharz und PVC-Schaumkern laminierte Klappdachkabine bietet Sitz-und Schlafplätze für zwei und eine an der Stirnseite platzierte Küchenzeile. Die Heckklappe kann während der Fahrt geschlossen bleiben. Mit 22.000 Euro ist sie zudem preiswert, schließlich gibt es eine gute Grundausstattung: 200 Watt Solar, 95 Liter Frischwasser, ein Kompressor-Kühlschrank mit 65 Liter Platz sowie ein zweiflammiger Gasherd gehören dazu.
Einen Deutschland-Importeur gibt es noch nicht.

„Willys Freedom“. Unter zwei Meter Höhe bei Standard-Pickups
Der Stauraum- und Küchenblock steht an der Kabinen-Stirnseite

 

Oryx Solutions

Ein Transporter-Ausbau zur Selbstmontage für weniger als 10.000 Euro – das war der Wunsch von Florian Töpperwien. Das soll mit dem neuen Modulsystem für den Mercedes Sprinter nun möglich sein, das von der kleinen Sitztruhe bis zum Bettgestell, vom Ober- bis zum Unterschrank alles relevante enthält und einbaufertig geliefert wird. Die Sperrholzmöbel mit Kompressionsverschlüssen und Aluminiumkanten werden mit der Bodenplatte verschraubt – auch diese gibt es vorkonfektioniert im Shop zu bestellen.

Modular und robust: die Modulmöbel von Oryx Solutions

Michelin, Corint

Der beliebte LKW-Reifen XZL wurde umfassend überarbeitet und ist nun als X Force ZL bestellbar. Eine neue Profilstruktur und eine angepasste Materialmischung sollen für eine höhere Lebensdauer bei geringerer Geräuschentwicklung sorgen, auch wurden Last- und Speedindizes des Dual-Use-Reifens an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Michelin beginnt den Modellwechsel mit den bei Reise-Lkw populären Größen 365/80 R20, 365/85 R20, 395/85 R20, 14.00 R20 und 16.00 R20. Als POR-Reifen gekennzeichnet, ist eine Zulassung als Winterreifen nicht möglich.

Wer danach sucht, wird künftig bei Corint Reifen fündig. Basierend auf Karkassen von Michelin oder Continental sind ab sofort runderneuerte Reifen mit Winterprofil und 3PMSF-Zertifizierung im Sortiment. Erhältlich ist das Modell „Allrounder“ (365/80 R20, 16.00 R20) sowie „SnowGrip+“ (395/85 R20, 14.00 R20). Die Preise liegen zwischen 697 und 1.053 Euro pro Stück.

Winterreifen-Auswahl von Corint
Der neue Michelin X Force ZL

Tembo Campers

Mit der flachen Hubdach-Kabine „Msafiri“für Toyota Land Cruiser und Toyota Hilux richtet sich der niederländische Betrieb an das reisende Paar, dass kompakt, aber nicht ohne Komfort auf Reisen gehen will. Die robust gebaute Box besitzt ein parallel anhebendes Dach mit Stoffbalg, Hecksitzgruppe und kleiner Nasszelle in der Front. Das Bett wird tagsüber an der Kabinendecke befestigt und nach öffnen von vier Verschlüssen abgesenkt. Der Innenausbau und die äußere Kabinenstruktur bestehen aus Aluminium, in den Flächen wird Sandwichmaterial eingesetzt. Das reisefertige Leergewicht gibt der Hersteller beim Land Cruiser mit circa drei Tonnen an. Ohne Auto sind für den Aufbau mindestens 81.000 Euro fällig.

Tembo Msafiri: Hubdach und Seiteneinstieg

 

Der Innenausbau besteht aus Aluminium und bietet viele Fächer

Scheer Heizungssysteme

Unter dem Modellnamen „Nano“ hat der norddeutsche Dieselheizungshersteller sein Sortiment um ein besonders kompaktes Gerät erweitert. Das sieben Kilowatt starke Aggregat arbeitet als Warmwasserheizung, Brauchwasser wird über einen Plattenwärmetauscher im Durchlauferhitzer-Verfahren bereitgestellt. 30 Kilogramm schwer und mindestens 5.000 Euro teuer, die nötigen nachgeschalteten Baugruppen (Umwälzpumpen, Verteiler u.sw.) müssen extra geordert werden.

Blick in das Innenleben der Scheer Nano. Alles ist in einem Edelstahlgehäuse montiert

ETS Products

Mit einem überkomplett ausgestatteten Ofroad-Trailer, made in China, steigt ETS in den Markt des Caravanings ein. Die Stahl-Rahmenkonstruktion mit eingesetzten Sandwich-Elementen wiegt 1.400 Kilogramm, eine Einzelradaufhängung mit Schraubenfeder, Doppeldämpfer und Achsfangband verspricht ordentliche Reserven im Gelände. Schlafplätze gibt es für fünf, Solaranlage, Klimaanlage und 230-Volt-Inverter gehören genauso zum Standard wie eine Dusche mit Warmwasser-Therme, Küche, Radio und Vorzelt. Der Preis für den ETS RV505: 54.850 Euro.

Der Trailer mit Aufstelldach bietet eine aufwändige Achsaufhängung mit Schraubenfeder

LQ4

330.000 Euro für einen voll ausgestatteten Reise-Lkw auf Neuwagen-Basis ist eine Kampfansage, der Betrieb aus Kreuzwertheim geht hierfür einen ungewöhnlichen Weg:Kern der Alu-Wohnkabine sind standardisierte Grundrisse in Reisemobil-Großserien-Qualität. Das Ganze wird mit klassenüblicher Technik unterfüttert und auf ein neues Eurocargo-Fahrgestell von Iveco gesetzt. Echtglasfesnter und -Türen von Widebird komplettieren das Fahrzeug. Reisegewicht: circa zehn Tonnen.

LQ4 – Neuer Player im Low-Cost- Lkw-Segment
Die Wohnräume lehnen sich an klassische Caravaning-Layouts an

Anderscamper

Die Stoffbahnen von Aufstelldächern sind wärme- und schalldurchlässig, eigentlich also nicht unbedingt ideal, um sich von der Außenwelt zu separieren. Im Allgäu kam das Team von Andersmobil deshalb auf die Idee, die Technik von SUP-Boards aufzugreifen. Sogenanntes Dropstitch-Material wird per Kompressor aufgepumpt und kann so nicht nur die feste Dachplatte anheben, sondern auch, einmal richtig aufgepumpt, als selbsttragende, dämmende Wand darunter dienen. Anderscamper stellt die Dachlösungen mitsamt der Kabine auf Kundenwunsch individuell her.

Aufblasbare Seitenwände der Kabine – das soll Schall- und Wärmeschutz bieten

 

 

Bimobil

Viele Jahre, Jahrzehnte, hat der Hersteller aus Oberpframmern an Ahorn als Innenausbauholz festgehalten. Nun gibt es erstmals wieder eine zweite Option: Bambus, kombiniert mit verschiedenfarbigen Kunststoffeinlagen. Ähnlich wie Ahorn ist das Raumgefühl in der Kabine angenehm hell, auch das Bambus wird als Echtholzoberfläche verarbeitet. Ab sofort als Option in den schwereren Baumustern bestellbar.

Neue Materialien bei Bimobil: Bambus und transluszenter Kunststoff

 

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