AMR-Treffen: Am Ende angekommen

Das einst populäre Globetrottertreffen wird nicht fortgesetzt, endet dafür im Zank

Das 1997 gegründete Globetrottertreffen, das über Jahrzehnte in Amelinghausen ansässig war, wird nach einem Standortwechsel im vergangenen Sommer nach Nienburg an der Weser (der explorer berichtete) nicht weiter fortgesetzt. Wie Veranstalter Carsten Rennecke in einem offenen Brief verlautbaren lässt, ist dies vorrangig eine persönliche Entscheidung, er sieht aber auch eine Mitverantwortlichkeit bei dem Gründer des Treffens, Jörgen Hohenstein. Warum und in welcher Form das so sei, bleibt in Renneckes Schreiben allerdings weitgehend unbeantwortet.

Mit dem Wegfall des AMR-Treffens gibt es für Globetrotter im Norden der Republik nun zunächst keine Möglichkeit mehr, sich auf einer überregional bekannten Veranstaltung auszutauschen.

 

Ein Kommentar 

Das AMR-Treffen war mein Erstkontakt mit der 4×4-Szene. Zum ersten Mal reiste ich 2009 noch mit zwei angetriebenen Rädern an und kehrte künftig jedes Jahr wieder. Ich fühlte mich willkommen, traf nette Menschen, lernte dazu, hörte inspirierende Geschichten. Dazu genoss ich die Atmosphäre des so abwechslungsreichen Geländes, die jedem Besucher die Möglichkeit gab, sich so einzurichten, wie es ihm lieb war: mitten im Trubel, etwas abgelegen in kleinen Gruppen, oder ganz für sich allein. Wertvoll, kommen in drei Tagen so viele Individualisten auf so engem Raum zusammen. 

Später begann auch ich mich, in dem mir möglichen kleinen Rahmen, einzubringen. Sammelte erste Erfahrungen mit kurzen, später längeren Vorträgen, bekam die Möglichkeit, den taufrischen explorer zu präsentieren und ging ernsthaften Gedanken nach, ob wir als noch junge Redaktion es schaffen könnten, die Veranstaltung zu übernehmen – schließlich wurde Jörgen Hohenstein nie müde zu betonen, dass sein 20. Treffen auch das Letzte für ihn sein würde. 

Stattdessen übernahm Carsten Rennecke das Zepter und trat ein schweres Erbe an. Nach zwei Jahrzehnten eine so etablierte, eingeschliffene, auf persönlichen Kontakten beruhende Veranstaltung fortzuführen, ist alles andere als einfach. Carsten und ich führten viele lange Gespräche, versuchten uns auch in einer Zusammenarbeit, aber mit jedem Tag, mit jedem Sommer wurde auch offensichtlicher, wie schwer es ist, wie viele Stolpersteine überall lauerten. Die größten Fallen aber waren Erwartungen. Enttäuschte Erwartungen. Auf allen Seiten. Gekündigte Verträge, gestiegene Preise, zu wenig Veränderung auf dem Gelände, zu viel Veränderung. Auch ich ertappte mich dabei, mich mehr darüber zu ärgern, welche Chancen vertan wurden, anstatt zu honorieren, dass jemand aus privatem Elan so eine Veranstaltung weiter betreut. Doch auch dies war eine Falle: Wieso überhaupt macht man so etwas? Für Jörgen Hohenstein war die Sache damals klar: zur Geselligkeit gesellte sich auch die Geschäftstüchtigkeit, das AMR-Treffen war auch ein prima Instrument zur Kundenbindung – bis zum finalen Räumungsverkauf. 

Carsten Rennecke hingegen haderte mit exakt diesem Dilemma. Profitabel ist so eine Veranstaltung nicht, zumindest nicht dann, wenn die bisherige Kostenstruktur erhalten bleiben soll. Engagement ohne Entlohnung ist das eine, aber Engagement ohne Anerkennung ist demotivierend. Das der neue Hausherr mit diesem Problem zwischen den Stühlen saß, mal diese Richtung, mal die andere probierte, fiel auch den Teilnehmern auf, die – anstatt sich zu engagieren – nur noch großzügiger Verbesserungsvorschläge und Kritik verteilten. Das auf diese unglückliche Lage noch zwei Corona-Sommer folgten, und eine Gemeindevertretung in der Heide, die den Wert einer solchen Veranstaltung nicht zu würdigen schien, waren unausweichliche Sargnägel. Umso mehr bewunderte ich Carsten Rennecke in diesem Moment für sein Engagement, das Treffen fortführen zu wollen. 

Es wäre aber auch naiv von mir zu denken, dass nur Dritte am Tod des AMR-Treffens schuld sind. Natürlich sah ich das überalterte Material, die Jahr für Jahr aus dem Anhänger gezogen wurde, die schlechten Leinwände, die geradezu lächerliche technische Ausstattung, die alten, handgemalten Schilder. War das nostalgisch, oder war das schon frech, dieses Zeug überhaupt noch an einen Nachfolger zu verkaufen? Zumindest war es fragwürdig: es weiterzugeben genauso, wie es anzunehmen und weiterzunutzen.

Aber Engagement hin oder her, es war auch auffällig, in welcher Menge Konflikte auftraten und in welcher Art sie mitunter gelöst wurden. Auch hier waren enttäuschte Erwartungen auf allen Seiten die Triebfeder. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich in einem Vierteljahrhundert eine Veranstaltung verändert. Verändern muss. Es kann auch befreiend sein, etwas zu beenden und neu anzufangen. Man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, heißt es ja immer wieder.

JA, es ist schade, dass das AMR-Treffen nun Geschichte ist. Es ist aber genauso schade, dass es mit Enttäuschung an so vielen Stellen endet.

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