ON TOUR. OFF ROAD: REISEN. AUTOS. TECHNIK.

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Abenteuer & Allrad 2025: Spiegel der Gesellschaft

Deutschlands Offroad-Leitmesse konnte bei Sommerwetter wieder zahlreiche Besucher anlocken. Die Bilanz der Aussteller fällt verhalten positiv aus, die Besucher zeichnen ein geteiltes Bild. 2026 findet die Abenteuer & Allrad vom 18. bis 21. Juni statt

Nach vier Tagen Messeprogramm bei idealem Sommerwetter ist am Sonntag den 22.6. die Abenteuer & Allrad zu Ende gegangen. Hart wurde mit dem Messeveranstalter im Vorweg ins Gericht gegangen, hohe Preise, fehlende Innovationskraft und mangelnde Austellervielfalt kritisiert. Doch auch, wenn in diesem Jahr nicht jede Campingwiese auf den letzen Platz gefüllt war, nicht jeder Weg auf dem Messegelände ständig vor Besuchern strotzte, fanden sich auch in diesem Jahr wieder viele Menschen in Bad Kissingen ein. Und sie konnten noch vor dem Eröffnungs-Morgen erkennen, dass die Kritik aufgenommen wurde: auf den Haupt-Campingbereichen (1+2) stand eine erheblich aufgestockte Sanitär- und Duschinfrastruktur bereit, die Stellplätze konnten nun bei der Einfahrt auch bargeldlos bezahlt werden.

Unklares Stimmungsbild

Weniger offensichtlich stellte sich die Lage auf der Messe selbst dar: Auch, wenn sich an den vier Messetagen sichtbar weniger Gäste über das Gelände bewegten – ob nun wetterbedingt oder aufgrund gestiegener Kosten– , zeichnen die Aussteller weitgehend ein positives Bild. Die Besucher seien sehr interessiert und verbindlich gewesen, durchweg wird von guten Gesprächen berichtet – mehr Qualität, bei weniger Quantität, so das einhellige Urteil.

Aus der Sicht der befragten Gäste stellt sich die Lage etwas differenzierter dar. Die hohen Anschaffungskosten der ausgestellten Produkte sorgten für Gesprächsstoff, viele fühlten sich vom gezeigten Angebot nicht mehr abgeholt. Es fehle an Inspiration für eigene, kleinere Projekte sowie an Händlern preisgünstiger Teile, auch für Reparatur und Instandsetzung älterer Geländewagen – hier bot die Messe noch vor wenigen Jahren eine erheblich größere Vielfalt. „Es geht scheinbar vornehmlich darum, fertiges zu kaufen, anstatt selber Hand anzulegen“, so ein Besucher-Paar gegenüber dem explorer.

Hochpreisige Fahrzeuge

Das Angebot an Ausbaubetrieben und Fahrzeugbauern zeigte sich 2025 vielfältig und breit aufgestellt, mit zahlreichen neuen Ausstellern, aber einem klaren Fokus auf hochpreisige Fahrzeuge aller Typklassen. „Die ausgestellten Fahrzeuge sind für einen Großteil der Besucher nicht mehr bezahlbar“ fasste ein Messebesucher seinen Eindruck der Messe zusammen. In Anbetracht der Tatsache, dass mit 17 ausgestellten Dreiachs-Lkw so viele Großfahrzeuge gezeigt wurden wie noch nie, ist das ein nachvollziehbarer Eindruck. Verstärkt wird dies durch die Flächenplanung des Messe-Veranstalters, Fahrzeuggruppen bewusst nicht räumlich zusammenzuziehen, womit gerade das Angebot an Pickup-Wohnkabinen und Anhängern auf dem Areal schwer zu überblicken war. So stand etwas das Wohnkabinencenter, nach vielen Jahren erstmals wieder als Aussteller vor Ort – und einer der wenigen Anbieter mit preisattraktiven Angebot – gut versteckt und von den Hauptwegen der Messe nicht einsehbar. Wer mit einem Budget von weniger als 100.000 Euro für einen reisefertigen Camper über die Messe schlenderte, wurde nur noch selten fündig. Dass für Reisemobile auf Sprinter-Basis Preise von über 200.000 Euro, beim Iveco Daily von über 300.000 aufgerufen werden, war vor wenigen Jahren noch Ausnahme, 2025 die Regel. Ein Interesse der Hersteller, bewusst preisgünstige, reduzierte Fahrzeuge zu entwickeln, ist weniger zu spüren, als zuvor – es herrscht einhellig die Überzeugung, es gäbe ausreichend Interesse für umfangreich und technisch komplex ausgestattete Fahrzeuge.

Das unterstützt der Blick auf Camp 1 und 2 der Messe, auf denen sich seit Jahren vor allem die Besitzer hochpreisiger und großer Fahrzeuge tummeln. Der Trend zu Lkw auf Basis des Mercedes Arocs war mit bloßem Auge sichtbar, selten stand eine so große Menge großer, neuer aufgebauter Großfahrzeuge entlang der Saale. Ein Abbild des Marktes ist dies dennoch nicht, den Reaktionen in sozialen Netzwerken zufolge bleiben nur die Menschen mit geringerem Budget der Messe und dem Camp zunehmend fern. Eine bedauerliche Entwicklung.

Auffällig: ein attraktiver Wandel der Aussteller. Mit Betrieben wie Greenlander, Campany, Mog X und vielen anderen rückt sukzessive ein Portfolio jüngerer Aussteller mit ihrem Produktangebot, neuen Ideen und Bautechniken nach, auch kommen verstärkt Betriebe aus dem Ausland hinzu, etwa 3CCartier aus Frankreich oder Motorcraft aus Großbritannien – diese brachten für DIYer attraktive Kabinenbaupakete mit nach Bad Kissingen.

Innovativer Zubehörmarkt

Nach Jahren der Flaute war auf der diesjährigen Abenteuer & Allrad wieder ein größeres Angebot an interessanten, wertvollen und innovativen Zubehörprodukten zu sehen. Neue Heiz- und Boilersysteme, Heckträger für Lkw, Dachluken, Lüfter, Diagnosegeräte, Felgen, Stoßdämpfer und vieles mehr machten die Messe zu einem wertvollen Besuch für alle, die sich die Ruhe nahmen, Platz um Platz des zunehmend verwinkelten Messegeländes zu erkunden – nach Angaben der Messe waren über 350 Aussteller in diesem Jahr vor Ort.

2026 findet die Abenteuer & Allrad vom 04. bis 07. Juni statt.

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