Nicht von dieser Welt – Südamerikas Lagunenroute

Einsam ist es. Still. Windig. Schneidend kalt im Schatten, im Tageslicht braucht es sofort gute Sonnencreme. Die Sonne blendet, gleichzeitig sind alle Farben so satt und klar, als wäre man in einem Kodacolor-Film gefangen. Raubt einem nur der Anblick den Atem? Nein, es ist die Höhe – schon seit Tagen liegt kein Wegpunkt mehr unter der 4.000-Meter-Marke. Es wächst kein Baum und kaum ein Strauch. Bei der Routenplanung sehen die Luftbilder der vorausliegenden Strecke aus, als kämen sie von fernen Planeten. Aber trotzdem ist da immer wieder der Gedanke, wie schön dieses Stück Welt doch ist. Der Wagen sieht das anders, er keucht und spotzt, raucht und ­röchelt. Warum will man hierhin?

Die Lagunenroute hat unter Südamerika-Reisenden einen goldenen Klang. Sie ist verknüpft mit Fotografien leuchtender Flamingos in noch viel leuchtenderer Umgebung, von gleißend weißen Salzseen und roter, brauner, ockerfarbener Erde. Am Horizont schneebedeckte Vulkankrater, dazu ein Alpaka oder Lama, in der Luft hängt hier und da ein Hauch von Schwefel. Das Kerngebiet, gut vermarktet, liegt südwestlich des Salar de Uyuni, auf bolivianischem Boden. Doch in Wahrheit streckt sich die Route der Lagunen viel weiter, nach Chile hi­nein und Argentinien, trifft dort auch auf die Ruta 40. Wer die Karten studiert, findet eine endlose Anzahl an Lagunen und Salzseen, mit verlockenden Namen, bunter als die Natur selbst. 

Ein Grund, warum es so besonders ist, hier unterwegs zu sein, ist auch die Tatsache, dass es sich ein bisschen wie eine kleine Expedition anfühlt. Wenn die Tourguides kanisterweise Kraftstoff auf das Autodach laden. Wenn es über Hunderte Kilometer beinahe keine Zivilisation gibt, keine Siedlungen oder Dörfer. Wenn die Milchstraße näher scheint als die nächstgelegene Stadt. Es ist eine Reise in einen anderen Kosmos, ohne die Erde zu verlassen.