Jeder, der schon einmal in Afrika unterwegs war, kann eines bestätigen: Die Grenzübergänge dort sind speziell, laut und man droht immer im wirren Gewusel den Überblick (und manchmal auch seine Nerven) zu verlieren. So auch diesmal. Wir nahmen in Kasane, Botswana unseren Mietcamper in Empfang und machten uns über den Grenzübergang Kazungula Ferry auf den Weg nach Sambia. Die dort eigentlich geplante Brücke befindet sich seit Jahren im Bau, also blieb uns nur die Möglichkeit, mit einer kleinen Autofähre nach Sambia einzureisen.
Zeit für unsere erste richtige Offroadtour!
So standen wir also an dem überfüllten Grenzübergang, und schon nach wenigen Minuten schwirrte uns der Schädel vor lauter Einreisepapieren, Versicherungspolicen und Roadpermits. Knappe zwei Stunden später – und 200 Dollar leichter – hatten wir es geschafft und unsere Reise konnte nun endlich so richtig beginnen. Das erste Ziel in Sambia waren für uns die Victoria Fälle, die wir 2014 schon von der simbabwischen Seite gesehen hatten.
Auch wenn es für uns bereits das zweite Mal war, hatten die Wasserfälle nichts von ihrem Zauber verloren und boten für uns auch diesmal ein mitreißendes Erlebnis. Unser Camp für die Nacht entpuppte sich als absoluter Volltreffer und lud auf seiner Holzterrasse dazu ein, die Elefanten am gegenüberliegenden Flusstal zu beobachten, die sich dort lautstark ihren Pfad durch das Dickicht bahnten.
Miriam Stengle & Fabian Becker
Alter: 28 & 34 Jahre
Wohnort: Peiting
Reiseland: Sambia
Reisedauer: 4 Wochen
Reisestrecke: 4.000 Kilometer
Toyota Hilux
Baujahr: 2018
Aufbau: Hardtop & Dachzelt
Schlafplätze: 2
Vermieter: bushlore.com
Kräftezehrender Start
Am nächsten Morgen brachen wir zu unserer Tagesetappe zum Lake Kariba auf, einem der, am Volumen gemessen, größten Stauseen der Erde. Bald sollten wir merken, dass der Straßenverkehr in Sambia vor allem eins bedeutete: Man kommt nur sehr langsam voran. Trotz der meist passablen Straßenverhältnisse kann man auf die angegebene Zeit von Google Maps noch etwa eine Stunde draufschlagen, denn die Straßen werden vor allem von Lkw und unzähligen Schlaglöchern beherrscht. Als viertgrößter Kupferlieferant der Welt, und als ein Land ohne direkten Hafenzugang, ist es natürlich kein Wunder, dass es hier vor vollbeladener Lkw nur so wimmelt.
Vielleicht hatten wir uns für unser erstes größeres Etappenziel ein bisschen überschätzt, denn die Strecke nahm einfach kein Ende. Wenn es einen offiziellen Verhaltenskodex für Touristen in Afrika gäbe, würde sicher an erster Stelle stehen: Sei immer vor der Dämmerung an deinem Ziel. Bisher konnten wir uns auch eigentlich immer gut daran halten, doch diesmal fuhren wir im Stockdunkeln über Bergpässe, kleine Sträßchen und wurden verdutzt von so manchem Dorfbewohner beobachtet.
Trotz passabler Straßenverhältnisse kommt man nur langsam voran
Völlig erledigt kamen wir an unserem Camp, dem „Eagles Rest“, an und wurden herzlich von den Mitarbeitern empfangen. Vom Camp und dem Stausee selbst sahen wir an diesem Abend leider kaum mehr etwas. Zu unserem Glück verteilte sich unser Instantkaffee komplett über unsere Vorratsschublade, sodass wir nach diesem sowieso schon kräftezehrenden Fahrtag auch noch eine riesige Putzaktion vor uns hatten.
Die einzigen Mitcamper auf dem Gelände – ein französisches Pärchen mit einem Land Rover – sahen, wie erschöpft wir waren und luden uns auf einen Drink am Lagerfeuer ein. Mireille und Stephane waren auf ihrer eigenen Reise quer durch Afrika, und wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir uns später noch einmal zufällig begegnen würden.
Am nächsten Morgen bot sich beim Blick durch das Dachzeltfenster ein atemberaubendes Panorama mit Strand, Palmen und dem See – mit solch einem Südseefeeling hatten wir nicht gerechnet! Die Anlage wurde von Tom, einem Deutschen, der schon viele Jahre in Afrika lebt und arbeitet, zusammen mit seiner Familie geführt und gerade teils neu überholt. Er erzählte uns, dass sein Camp vor einigen Jahren noch als ein echter Treffpunkt für Overlander, die auf der „Cape to Kairo“-Route unterwegs waren, bekannt war. Doch die erschwerten Einreisebedingungen und die relativ hohen Kosten für das Visum hatten dem Tourismus in Sambia eindeutig geschadet.
Wir machten uns auf den Weg nach Chirundu und füllten an einem kleinen Markt noch Wasser, Essensvorräte und Diesel für die nächsten Tage auf. Zeit für unsere erste richtige Offroadtour auf dieser Reise! Mit dem Toyota ging es über eine feuerrote Piste Richtung Osten, zum Lower Zambezi Nationalpark. In den Dörfern, die wir durchquerten, winkten uns die Kinder freudig zu und machten sich einen Spaß daraus, uns neben dem Auto herlaufend ein Stück zu begleiten.
Offroadparadies im Nationalpark
Unser Camp für die folgenden Tage lag nicht im Nationalpark, sondern direkt vor dessen Toren. Das hatte einen ganz einfachen Grund: Die Kosten für die Unterkünfte im Park waren horrend, und dann waren noch nicht einmal die gepfefferten Tageseintrittspreise inklusive (70 US-Dollar Eintritt für zwei Personen und ein Auto). Das Mvuu Camp dagegen hatte eine traumhafte Lage am Zambezi River, lag nur wenige Minuten vom Eingang entfernt und war für uns um einiges erschwinglicher.
Unsere Route führte uns weiter zum South Luangwa Nationalpark. Er ist das bekannteste Tierschutzgebiet Sambias und vor allem aufgrund der hohen Population an Tieren der touristische Schwerpunkt des Landes. Das wurde uns schnell klar, als wir auf die Lodge mit Zeltplätzen zufuhren. Gut, dass wir vorab reserviert hatten, denn das Camp war voll bis zum letzten Platz. Zufällig entdeckten wir einen uns bekannten Land Rover mit französischen Kennzeichen – Mireille und Stephane! Die Wiedersehensfreude war groß, und zusammen ergatterten wir noch einen der letzten Fleckchen direkt am Fluss und konnten von dort aus über das ganze Flusstal blicken. Eine Herde Hippos balgte sich dort in der Abenddämmerung im Wasser und bot den Gästen ein echtes Open-Air-Kinoerlebnis.
Pünktlich zum Sonnenaufgang starteten wir auf unseren ersten Gamedrive und hatten sogar noch vor dem Parkeingang eine spontane Begegnung mit einem Leoparden. Der Park entpuppte sich als absolutes Offroadparadies. Im Gegensatz zu großen Parks wie dem Krüger Nationalpark in Südafrika gab es hier kaum geteerte Straßen und Beschränkungen. Man konnte den vielen, teils kniffligen Pfaden an den Flussarmen des Luangwa River folgen und dabei die artenreiche Tier- und Pflanzenvielfalt bewundern. Selbst in der Trockenzeit werden die Seitenarme des Luangwas von satten Wiesen und Auen umsäumt. Eine Löwenfamilie hatte sich in einem Flussbett niedergelassen und wir konnten uns kaum losreißen von dem Anblick des süßen Löwenbabys. Aber auch hier gilt: Um 18 Uhr werden die Tore geschlossen. Mit der tief stehenden roten Sonne im Rücken machten wir uns auf den Weg zurück zum Lager.
Von Elefanten und Nashörnern
Eine knappe Woche blieben wir im Nationalpark, entspannten an der schönen Campanlage am Pool, kochten zusammen mit unseren neuen französischen Freunden und verbrachten Stunden damit, einfach auf den Fluss mit seiner stetig wechselnden Tiervielfalt zu blicken. Eines Abends gab es auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses einen riesigen Tumult. Auf einmal sah man einen Elefanten nach dem anderen aus dem Buschdickicht auftauchen und den kiesigen Abgrund zum Fluss hinabrutschen. Eine Kolonne aus 30 Elefanten machte sich bereit, auf die andere Flussseite zu furten. Auf unsere Seite! Aufregung machte sich breit – würden die Elefanten mitten durch unser Camp wandern?
Zum Glück drehten sie direkt vor uns ab und verschwanden im Busch. Wir hatten uns schon in das Dachzelt flüchten gesehen. Nun ging es auf unserer Route weiter durch den Nsefu Sektor und Luambe Nationalpark zum North Luangwa Nationalpark. Das größte Problem dort ist die Wilderei. Dank der Arbeit von Mark und Delia Owens begann 1987 ein harter Kampf dagegen. 1991 wurde der Handel mit Elfenbein verboten und die Regierung realisierte, dass Touristen nicht in einen gewilderten Park kommen würden.
So entstand das „North Luangwa Conservation Projekt“, das die Zoologische Gesellschaft Frankfurt bis heute unterstützt. Die Wildhüter erfuhren eine bessere Ausbildung, und heute verfügt der Park über 500 Kilometer Pisten und Projekte, unter anderem die Auswilderung von Nashörnern. Dieser Park war wilder, unerschlossener und nichts für Pauschalsafariurlauber. Allein der Weg dorthin gestaltete sich aufregend. Wir verließen die geteerte Straße hinter Mfuwe nach Norden und durchquerten zwei Tage lang die abgelegensten Dörfer, fuhren durch karge Buschlandschaften und übernachteten in winzigen, aber liebevoll gestalteten, Community Camps.
Das Aufregendste auf der von uns gewählten Strecke war die Pontonbrücke bei Chifunda. Für einen kleinen Preis wurde man von einem Dorfbewohner und einem Parkranger über die schwimmende Brücke auf die andere Seite des Flusses gebracht. Anweisung: nur einer durfte im Auto sitzen bleiben. Ab diesem Zeitpunkt mussten wir uns quer durch den Park alle paar Kilometer in Bücher eintragen und uns den Blicken der bewaffneten Ranger stellen.
Die Wege durch den Park waren gut, doch leider hatten wir kein Glück bei der Tierbeobachtung. Aber allein der Gedanke, ein solches Projekt durch unser Parkeintrittsgeld zu unterstützen und erfolgreich wachsen zu sehen, stimmte uns zufrieden. Am Ende des Parks folgten wir der Straße weiter nach Westen zu den Kapishya Hot Springs, ein natürliches Thermalbad inmitten eines tropisch angelegten Gartens mit Lodge und Stellplätzen am Fluss. Wir waren fast komplett allein und genossen das wohltemperierte, glasklare Wasser inmitten des Dschungels. Eine Oase der Ruhe und ein Sambia-Geheimtipp.
Unser Rückweg führte uns über das Wanderparadies Mutinondo Wilderness mit seinen versteckten Wasserfällen und noch einmal am Lake Kariba vorbei. Die letzten Tage in Sambia brachen an und wir machten uns schweren Herzens auf, über die Grenze zurück nach Botswana.
Für Abenteurer und Safarifreunde
Sambia verfügt über zahlreiche wunderschöne Naturattraktionen und ist damit vor allem für Abenteurer und Safarifreunde abseits des Massentourismus ein ideales Reiseland. Man sollte sich vorab überlegen, welche Orte man unbedingt sehen möchte. Die Routen zwischen den sehenswerten Orten erfordern nämlich oft sehr viel Geduld und Sitzfleisch, da die Etappen sich teilweise über zwei Tage fast reiner Fahrtstrecken ohne groß Sehenswertes mit teils anstrengenden Straßenverhältnissen ziehen. Aber eine Reise durch dieses atemberaubende Land ist einfach jede Mühe wert!