Dieser Artikel erschien in Ausgabe 03-2017.
Was fällt Ihnen zu Rumänien ein? Dracula, Zigeuner, Korruption? Naja. Bram Stoker ließ sich zu seinem Roman von einem walachischen Fürsten inspirieren, der besonders blutrünstig gegen seine Widersacher vorging. Stimmt. Und Roma-Lager in nebelverhangenen Wäldern gehören ebenso zu Rumänien wie kitschige Prunkbauten von Zigeunerbaronen. Und berichten Einheimische über den Fortschritt des Autobahnnetzes, so ist Korruption ein großes Thema. Und trotzdem! Rumänien bietet so viel mehr! Eine Natur, die es einem ermöglicht, im Verlauf eines einzigen Tages aus dem lebendigen Trubel einer Stadt in die völlige Einsamkeit der Karpaten entkommen zu können. All das ist eng verbunden mit einer interessanten, bewegten Geschichte, auf deren Überreste man allerorten stößt, mal mehr, mal weniger lebendig. Kommen Sie mit, wir zeigen Ihnen die schönsten und spannendsten Plätze!
Karparten
Wir müssen vom Weg abgekommen sein. Weit und breit nichts, was nach einem Pfad aussieht. Voraus türmen sich Hügel auf, überall nasses Gras und steile Hänge. Also wenden und zurück. Der Boden ist aufgeweicht und setzt die Reifen komplett zu, Sandbleche müssen her. Quälerei. „Nach Gârda de Sus, ja, da seid ihr auf dem richtigen Weg“, bestätigt ein Schäfer. Es sei direkt hinter den grasbewachsenen Hügeln. Also ein neuer Versuch bergauf. Schließlich liegt unter uns ein namenloses Dorf ohne Straßen, eine Ansammlung kleiner Holzhäuser, aus deren Schornsteinen weißer Rauch aufsteigt. Hier, in den Muntii Apuseni, einem der westlichen Abschnitte des Karpatenbogens, ist das keine Seltenheit. Immer wieder stößt man auf winzige Siedlungen, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
Das Kalksteingebirge ist durchzogen von Schluchten und Höhlen. Ganz in der Nähe liegt die bekannteste Höhle Rumäniens, die Pestera Scarisoara. Sie beherbergt einen Eisblock von 75.000 Kubikmetern Volumen und 26 Metern Dicke, den größten seiner Art in Europa. Vor über dreitausend Jahren gefroren hier die Wassermassen, die in den Jahrtausenden davor ein umfangreiches Höhlensystem ins Gestein gefressen haben. Ein von steilen Felswänden umgebener Schacht ist der einzige Zugang, man klettert über in die Jahre gekommene Eisenleitern hinunter. Ganz hinten, jenseits des gewaltigen „Großen Saals“ mit seinen Stalagtiten aus Eis, die im Winter von der Decke hängen, liegt die „Kirche“. Hier finden sich die schönsten noch erhaltenen Eisformationen, denn die Klimaerwärmung hat auch hier schon ihren Tribut gefordert.
Die eindrucksvolle Natur lässt sich oft in totaler Einsamkeit genießen.
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Zwischen Walachei und Transsilvanien – Rumänien [kostenpflichtiger ONLINE-Beitrag]
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