Pleite mit bizarrem Nachspiel

Der Mengener Aufbauhersteller Volker Schlegel wird drei Monate nach Insolvenz seiner EQ-Line UG zum Geschäftsführer der EQ-Line V3 ernannt. Strafanzeigen wurden gestellt – AKTUALISIERT AM 7. MAI –

EQ-Line Pleite
EQ-Line Pleite

Gründung, Pleite, Gründung, Pleite, Gründung. In einer rekordverdächtigen Zeit von drei Monaten ist die insolvente EQ-Line UG (2015 hervorgegangen aus der Voxformat GmbH, wir berichteten) als „EQ-Line V3“ wieder in die Geschäftstätigkeit zurückgekehrt. Einzige Veränderung: Der Vorname des Gesellschafters. Geschäftsführer ist weiterhin Voxformat-Gründer Volker Schlegel, dessen Betrieb EQ-Line sich in Liquidation befindet. Schon Ende Februar 2020 hat das Amtsgericht ein Insolvenzverfahren mangels Masse abgewiesen: „Die Ermittlungen haben ergeben, dass kein die Kosten des Verfahrens deckendes Vermögen vorhanden ist“ heißt es dazu in einem Beschluss vom 17. Februar. Das ist in sofern ein verblüffender Umstand, als dass es schon mindestens eines umfangreichen Maschinen- und Technikparks bedarf, um komplexe Fahrzeuge des Kalibers zu bauen, die von EQ-Line angeboten werden.
Unterlagen, die dem EXPLORER vorliegen, lassen jedoch mittlerweile den Schluss zu, dass die Pleite vom Dezember 2019 nicht unvorhersehbar war, sondern sich schon über mehrere Monate abzeichnete – mittlerweile wurde von einem Gläubiger-Vertreter Anzeige wegen Anzeichen möglicher Insolvenzverschleppung gestellt, andere Geschädigte erwägen Strafanzeigen wegen Betruges. Dies ist nicht die erste Strafverfolgung dieser Art: Ende 2015 wurde bereits schon einmal wegen Insolvenzverschleppung und Betrug ermittelt, über den Stand des Verfahrens wollte das zuständige Amtsgericht gegenüber dem EXPLORER  jedoch bislang keine Auskunft geben. Auch die zuständige Staatsanwaltschaft und die Industrie- und Handelskammer der Region waren trotz mehrmaliger Anfragen zu keiner Stellungnahme bereit. Für Außenstehende besonders heikel: noch immer (Stand: 30.4.2020) weist die Unternehmenswebsite weder auf die Neugründung der „EQ-Line V3“ mit neuem Inhaber hin, noch auf die laufende Liquidation des Altbetriebes.

Update (7.5.2020)

Die IHK hat die vom EXPLORER vorgelegten Unterlagen und Hinweise geprüft und empfiehlt den Betroffenen, im Einzelfall strafrechtliche Schritte zu prüfen. Dass ein Strafverfahren aus 2015 noch fünf Jahre später nicht abgeschlossen ist, sei zumindest „sehr ungewöhnlich“. Wie der zuständige Strafrichter gegenüber dem EXPLORER mitteilte, sei gegen den vom Amtsgericht Bad Saulgau im Frühjahr 2019 erlassenen Strafbefehl Einspruch eingelegt worden, weshalb dieser bislang nicht rechtskräftig sei. Eine Verhandlung darüber ist erst für kommenden Juli angesetzt.

Die Website des Unternehmens ist mittlerweile offline.

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