Abenteuer & Allrad 2019: „Bad Kissingen ist nur einmal im Jahr“

Abenteuer & Allrad 2019

Die 21. „Abenteuer & Allrad“ ist zu Ende gegangen, die Resonanz von Gästen und Ausstellern zeigt, dass der Trend Offroad-Reisen noch lange seinen Höhepunkt nicht erreicht hat

„Mallorca ist nur einmal im Jahr“, singt Schlagersänger Peter Wackel – und jeden Sommer stimmen Hunderttausende Urlauber mit ein. In Anbetracht des diesjährigen Wetters ( und auch rückblickend auf die Veranstaltung der Vorjahre) ist es vielleicht an der Zeit, auch der wichtigsten Offroad-Reisemesse des Landes einmal ein eigenes Lied zu widmen. Und auch die Stimmung ist mitunter vergleichbar – vor allem im Positiven, partiell aber auch im Negativen.

Mit über 350 Ausstellern bot das Messegelände wieder mehr Vielfalt als im Vorjahr, von ganz klein bis ganz groß war jede Fahrzeugkategorie gut vertreten, allein die Mittelklasse schwächelte – was zum einen am derzeitigen Mangel geeigneter Basisfahrzeuge liegt, aber auch an fehlender Aktivität der Hersteller in diesem Segment, Lust am kompakten Lkw unter acht Tonnen zu schüren.

Innovativste Messe der vergangenen Jahre

In allen anderen Segmenten aber gab es viele spannende Entwicklungen zu entdecken. Mal eine Perfektion im Detail, mal eine grundlegend neue Idee, mal ein neues Produktsortiment, das über einen umtriebigen Importeur seinen Weg auf den deutschsprachigen Markt gefunden hat. Die dichte an Neuvorstellungen war 2019 so hoch, dass der EXPLORER mit der Berichterstattung kaum hinterher kam. Neben einer 12-seitigen Übersicht in Heft 2019-04 reichten auch die Online-Meldungen und Videos der letzten Tage nicht, alle Premieren zu präsentieren. Manche Perle war dabei gut versteckt: So hatte ORZ den ersten Jeep Gladiator am Stand (Vorstellung in EXPLORER 2019-05), Ford brachte zu seinem Messedebut den Ranger Raptor mit und an verschiedenen Ständen waren die ersten ausgelieferten Iveco Daily der neuen Generation ausgestellt. Augenfällig: die Entwicklung zu immer höherpreisiger Ausrüstung und immer komplexeren Reisemobilen. An einfachen Konzepten, offroadtauglichen Campern mit simpler Ausstattung, mangelt es zusehends – was jedoch auch den Interessenten zuzuschreiben ist. Die „Wünsche-Wand“ am Stand des EXPLORER, die Leser mit Themenideen und -Vorschlägen füllen konnten, fanden sich zahlreiche Anfragen zu komplexen Technik-Installationen – was sich mit den Erfahrungen der Aufbauhersteller deckt, das neue Fahrzeuge immer mehr Platz, Komfort und Ausrüstung bieten müssen. Soll sich dies wandeln, ist also auch beim Besucher selbst Umdenken gefordert, spiegelt eine Messe doch letztendlich nur den Bedarf der Szene wider.

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Partystimmung an der Saale

Ähnliches gilt für die Camp Area entlang der Saale und den angrenzenden Feldern. Auf mittlerweile vier Arealen können Besucher mittlerweile ihr Lager aufschlagen und schon vor Beginn der Messe war es hier rappelvoll. Dass es bei einer so enormen Menge an Fahrzeugen so friedlich und freundschaftlich zugeht, ist etwas ganz Besonderes – umso mehr gilt es, diese Zusammenkunft, die vor einiger Zeit einmal als „Woodstock der Globetrotter“ betitelt wurde, gemeinsam zu erhalten und zu wahren. Ballermann-Atmosphäre und Gelage gehören deshalb dort genauso wenig hin, wie Rechtsrock unter Flecktarn-Netzen. Nur auf den Veranstalter zu hoffen, dass er diese Menge an Menschen im Zaum halten kann, ist zu kurz gesprungen, wenngleich dem Camp im kommenden Jahr noch mehr Beachtung geschenkt werden sollte, denn auch 2019 kam die gebotene Infrastruktur wieder an ihre Grenzen, zu hoch ist mittlerweile der Ansturm.

Bad Kissingen ist nur einmal im Jahr

Die Redaktion des EXPLORER hat die Abenteuer & Allrad mit einer Flut neuer Eindrücke verlassen, dankt für die vielen tollen Gespräche am Messestand, und vor allem, dass unser neues Teammitglied „Cnut“ so herzlich aufgenommen wurde. Unsere ganz persönliche Top Ten stellen wir am kommenden Samstag online – und freuen uns schon auf die 22. Auflage vom 11. bis 14. Juni 2020.

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