VW-Bulli-Geburtstagsparty – eine Legende wird 70

6 Baureihen, 7 Jahrzehnte Produktion, 13 Millionen verkaufte Fahrzeuge – ein einzigartiges Jubiläum

Der VW-Bulli ist 70 und hat ganze Generationen befördert
Grenzenlose Freiheit für Generationen. Der Bulli feiert 70. Geburtstag. Foto: Marshall Astor/Wikipedia

08. März 2020: Der „Volkswagen Bus und Lieferwagen“ ist 70! Im Namen zigtausender Handwerker, Familien, Surfer, Aussteiger, Camper, Weltenbummler, Hippies, Rockbands, Festivalbesucher, Umzugshelfer und Selbstausbauer sagen wir: Herzlichen Glückwunsch, Bulli!

Bereits der erste Serien-Bulli T1 („Typ 2, T1“) lief in verschiedenen Bauformen vom Band in Hannover. Foto: Volkswagen
Bereits der erste Serien-Bulli T1, offizielle Bezeichnung „Typ 2, T1“,  lief in verschiedenen Bauformen vom Band in Wolfsburg und später Hannover (ab 1956). Foto: Volkswagen

Er rollt und rollt und rollt – Motor des Wirtschaftsbooms

Mit dem Bus und Lieferwagen, kurz: Bulli, hatte VW 1950 eine Lücke geschlossen. Seit dem 8. März 1950 rollen die Bullis vom Band. Zunächst in Wolfsburg gebaut, wurde ab 1956 im Volkswagenwerk Hannover produziert. Kein Nutzfahrzeug – wenn man den Bulli denn so einstufen möchte – wurde weltweit länger gebaut und zudem nicht ansatzweise in diesen Stückzahlen. Offensichtlich gierte die Gesellschaft in der Nachkriegswelt nach einem universell einsetzbaren, wirtschaftlichen, zuverlässigen Fahrzeug für die boomende Wirtschaft in einer sich schnell verändernden Welt.

Ob als Lastenesel, Krankenwagen, rollende Eisdiele, Urlaubsmobil oder Mannschaftstransporter, der Bulli konnte in nahezu allen Lebenslagen eingesetzt werden. Und bis heute ist der Erfolg ungebrochen.

Kult mit Heckmotor: Der T3 bildete die letzte Baureihe mit dem Motor auf der Hinterachse. Foto: Volkswagen
Kult mit Heckmotor: Der T3 bildete die letzte Baureihe mit dem Motor auf der Hinterachse. Foto: Volkswagen

Auch abseits der befestigten Straßen machte der Bulli eine gute Figur. Gepaart mit der guten Gewichtsverteilung (Motor und Getriebe direkt auf der angetriebenen Hinterachse), den verhältnismäßig kurzen Radständen und den kurzen Überhängen, war man auch bereits mit den beiden früheren Brüdern in der Lage, ein wenig durch unwegsames Gelände zu schaukeln. Der Typ 1 hatte sogar eine Portalhinterachse mit Vorgelegen, die aus dem legendären Kübelwagen stammte. Damit brachte es der Ur-Bulli auf eine beachtliche Bodenfreiheit von 240 Millimetern. Die bewährte und zuverlässige Antriebstechnik wurde damals zunächst nahezu unverändert vom Käfer übernommen. Der überwiegende Teil des Fahrzeuges wurde jedoch neu konstruiert.

Allrad ohne Grenzen: der Syncro erobert die Welt

Immer mehr Modelle und Bauformen kamen nach und nach auf den Markt. Die Prototypen eines T2-Allrad sollten jedoch nicht die Serienreife erlangen. Obwohl zwei Modelle die Sahara und Algerien durchquerten und dabei sogar als unpassierbar eingestufte Passagen meisterten. Der Nachfolger T3 (offizielle Bezeichnung „Typ2-Modell ’80“) konnte dann endlich auch mit permanentem Allradantrieb geordert werden. Von da an war das Einsatzgebiet noch weiter gefasst und man fand den Bulli selbst an den abgelegensten Orten der Erde.

Den „T3“ gab es erstmals auch  als Allradvariante „Syncro“. Markantes Erkennungsmerkmal ist die signifikant erhöhte Bodenfreiheit um fünf Zentimeter.
Den eckigen T3 gab es erstmals auch als Allradvariante „Syncro“. Erkennbar an dem deutlich größeren Abstand zwischen Reifen und Radlauf. Foto: Wikipedia/BlackMizi

 

Der Einsatz der Hubbühne wurde 2019 in Thum (Erzgebirge) aufgenommen – 27 Jahre nach Ende der Produktion des T3. Der untere Kühlergrill verrät einen wassergekühlten Motor im Heck.  Foto: Wikipedia/Beil
Der Einsatz der Hubbühne wurde 2019 in Thum (Erzgebirge) aufgenommen – 27 Jahre nach Ende der Produktion des T3. Der untere Lufteinlass am Kühlergrill verrät einen wassergekühlten Motor im Heck.  Foto: Wikipedia/Beil

Mit dem T3-Syncro setzte VW jedoch noch eins drauf: Fünf zusätzliche Zentimeter Bodenfreiheit im Vergleich zum 2WD, ließen den Bulli tatsächlich zu einem hochbeinigen Kletterkünstler werden. Leicht modifiziert und mit ein paar zusätzlichen Sperren aus dem Zubehör (eine Hinterachssperre war nur beim T3 in der seltenen Syncro-Variante mit 16-Zoll-Bereifung Serie), erreicht man mit dem Bulli tatsächlich eine bemerkenswerte Offroad-Performance. Wen wundert’s, gebaut wurden die Syncro-Fahrzeuge in Graz von der Steyr, Daimler, Puch AG. Bei den Aggregaten verdrängten die wassergekühlten Benziner und sparsamen Dieselmotoren nach und nach die in die Jahre gekommenen und durstigen luftgekühlten Boxermotoren.

 

Ein Lastgang statt vollwertige Untersetzung

Statt einem vollwertigen Untersetzungsgetriebe gab es bei den Syncro-Getrieben lediglich einen stärker untersetzten ersten Gang („G-Gang“). Statt oben links findet sich dieser unten links auf der Schaltkulisse und musste wie ein Rückwärtsgang durch Runterdrücken des Wahlhebels eingelegt werden.

Die späteren Modelle T4 bis T6 mit Frontmotoren reichen aufgrund des überarbeiteten Fahrzeugkonzepts nicht mehr ganz an die Geländegängigkeit eines T3 heran – zumindest nicht in der Werksversion. Der Allradantrieb wurde mittlerweile in den neueren Modellreihen modifiziert und umbenannt in „4Motion“ (T5 bis T 6.1), die Visco- musste zudem einer Haldex-Kupplung weichen.

Der T4 stellte einen Tabubruch dar. Das Konzept mit Frontantrieb und Motor vorn verbaut, war zunächst in der Kritik, sollte sich jedoch bald durchsetzen.
Der T4 stellte einen Tabubruch dar. Das Konzept mit Frontantrieb und Motor vorn sollte sich jedoch bald durchsetzen. Foto: Volkswagen

 

Vom Handwerkerbus zum Lifestyle-Transporter - der Bulli ist in verschiedenen Bauformen nahezu universell einsetzbar
Vom Handwerkerbus zum Lifestyle-Transporter – der Bulli ist in verschiedenen Bauformen nahezu universell einsetzbar. Foto: Volkswagen

Seit 70 Jahren rund um den Globus beliebt

Bereits seit über sieben Dekaden sind Bullis aus dem Straßenverkehr nicht mehr wegzudenken. Und das weltweit! Während hierzulande die Produktion der alten Modelle beim Wechsel der Baureihe eingestellt wurde, sah es jenseits von Europa ganz anders aus. Der T3 lief in Südafrika noch bis 2002 von Band (Europa: 1992). Mit der mit Abstand längsten Bauzeit aller Modellreihen wartet aber der T2 auf: Die Produktion begann 1967 in Hannover und endete erst 46 Jahre später in Brasilien mit der Modellreihe „Typ 2 T2c“. Von dort aus wurde noch viele Jahre nach dem europäischen Produktionsstopp der gesamte süd- und mittelamerikanische Markt versorgt, und erst im Jahr 2013 rollte dort der letzte „runde“ Bulli vom Band. Die T2-Produktion lief also noch, da stand hierzulande bereits seit zehn Jahren der T5 in den Autohäusern. Ein Beweis, wie zuverlässig und beliebt selbst die runden Bullis in vielen Ecken der Welt waren und bis heute sind.

Wurde in Deutschland bis 1979 gebaut. In Brasilien verließen erst 2013 die letzten T2 das Werk.
Wurde in Deutschland von 1967 bis 1979 gebaut. In Brasilien verließen erst 2013 die letzten T2 das Werk. Foto: Volkswagen

Seit Anbeginn der Bulli-Ära vor 70 Jahren wurden immer mehrere Varianten und Bauformen des Bullis angeboten. Ob Pritsche, geschlossener Kasten, Caravelle, Multivan oder Camper – bis heute ist kaum ein Fahrzeug so vielseitig unterwegs wie der VW-Bus.

Die sechs Evolutionsstufen des Bullis:

Typ 2 Modellreihen Baujahre Gebaute Einheiten Motorleistung (kW)
T1 1950-1967 (2000*) 2,9 Millionen 18-32 kW
T2 1967-1979 (2013*) 2,5 Millionen*** 35-51 kW
T3 1979-1992 (2002**) 1,4 Millionen 37-82 kW
T4 1990-2003 2 Millionen 44-150 kW
T5 2003-2015 2 Millionen 62-173 kW
T6 2015-heute 62-173 kW
*VW-Werk Brasilien
**VW-Werk Südafrika
***nur Werk Hannover

 

Ausgemusterte Fahrzeugflotten liebevoll restauriert

Allradantriebe haben sich seit den Zeiten eines T3 fest in der Ausstattungsliste etabliert. Nahezu alle Varianten sind aktuell auch als 4×4 erhältlich. Neben zivilen Einsätzen in Forst, Kommune, Baugewerbe, Feuerwehr und THW setzte auch das Militär auf die zuverlässige Allrad-Technik. Viele ausgemusterte Bullis und Depot-Fahrzeuge befinden sich mittlerweile in Privatbesitz und werden häufig liebevoll erhalten und aufwendig restauriert. Und so sind bis heute unzählige VW-Busse sämtlicher Baureihen auf den Straßen und Pisten der Welt unterwegs.

Ob einfacher Kasten, Campingbus mit Faltdach, Pritsche mit Absetzkabine, Fahrgestell mit Aufbau oder Caravelle mit Dachzelt: Seit 70 Jahren haben ganze Generationen im Bulli die Welt erkundet und ihre Träume gelebt – Happy Birthday, Bulli!

Kult mit Heckmotor: Der T3 bildete die letzte Baureihe mit dem Motor auf der Hinterachse. Ihn gab es erstmals auch  als Allradvariante „Syncro“
Bullis gibt es in allen nur erdenklichen Einsatzgebieten. Der Einsatz der Hubbühne wurde 2019 in Thum (Erzgebirge) aufgenommen – 27 Jahre nach Ende der Produktion des T3 ... Foto: Wikipedia/Beil
Vom Handwerkerbus zum Lifestyle-Transporter - der Bulli ist in verschiedenen Bauformen nahezu universell einsetzbar. Foto: Volkswagen
Bereits der erste Serien-Bulli T1, offizielle Bezeichnung „Typ 2, T1“,  lief in verschiedenen Bauformen vom Band in Wolfsburg und später Hannover (ab 1956). Foto: Volkswagen
Täglich verlassen bis zu 200 Bullis das Nutzfahrzeugwerk in Hannover (ab 1956)
Der VW-Bulli ist 70 und hat ganze Generationen befördert
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Kult mit Heckmotor: Der T3 bildete die letzte Baureihe mit dem Motor auf der Hinterachse. Foto: Volkswagen
Happy Birthday: 70 Jahre Volkswagen Bulli
Wurde in Deutschland von 1967 bis 1979 gebaut. In Brasilien verließen erst 2013 die letzten T2 das Werk. Foto: Volkswagen
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Grenzenlose Freiheit für Generationen. Der Bulli feiert 70. Geburtstag. Foto: Marshall Astor_Wikipedia_web
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