Madagaskar – Topfgießer

Typisch madagassisch: Dreimal Reis am Tag

Madagaskar - Topfgießer

Madagaskar - Topfgießer

Madagaskar - TopfgießerMorgens, Mittags und Abends ein Gericht mit Reis, das ist die traditionelle Küche des Landes. Dazu ein Stückchen Huhn, eine knusprig gebratene Schweineschwarte, etwas Fischsoße oder Brühe, gewürzt mit einer Löffelspitze Sakay, einer leicht säuerlichen, sehr scharfen Paste, die zu jedem Gericht gehört. In winzigen Lokalen und Marktständen, am Straßenrand, allerorts köcheln schmackhafte Gerichte in den unverwechselbaren Aluminiumtöpfen, die in kleinen Gießereien vor Ort hergestellt werden. In Ambatolampy bietet sich hinter einem ein unscheinbaren Eisentor der Blick in einen dieser Betriebe. Etwa dreißig Männer arbeiten in kleinen Räumen, die sich zum Hof hin öffnen. In der Mitte brennen Öfen, auf denen flüssiges Aluminium schillert und darauf wartet, in Form gegossen zu werden. Die Atmosphäre ist betriebsam und entspannt zugleich. Jeder Handgriff sitzt. Man versteht sich stumm und ist im richtigen Moment zur Stelle, um mit bloßen Füßen den Sand festzutreten oder um mit langen Zangen den Behälter mit flüssigem Metall aus dem Schmelzofen zu holen. Innerhalb von wenigen Augenblicken entsteht aus einem einfachen Holzrahmen, einem mit Ruß bestäubten Muster und etwas Sand eine Form, in die das flüssige Metall gegossen wird. Sekunden später wird bereits der fertige Topf dampfend aus dem Sand gezogen. Alte Motorblöcke, defekte Bügeleisen, Kühlkörper eines Computers, Getriebegehäuse und Teile von Fensterrahmen liegen im Hof. Kurzum ausnahmslos alles, was aus Aluminium hergestellt ist, findet hier den Weg in eine neue Form als Kochbehältnis. Augenzwinkernd erzählt man, die gesamte Luftwaffe des Landes hätte sich mittlerweile in Töpfe verwandelt. Hinter jedem Schwank steckt ein Stückchen Wahrheit. Schwerter zu Pflugscharen, Flugzeuge zu Kochtöpfen. Militärische Abrüstung auf madagassisch.

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