Madagaskar – Begräbniskultur

Britney Spears als Grabdekoration

Madagaskar Begräbniskultur

Madagaskar BegräbniskulturWo die Berge an die Küste stoßen, liegt Fort Dauphin. Tolagnaro, wie die Kleinstadt seit 1975 offiziell heißt, zählt durch ihre Lage zu einem der beliebtesten Urlaubszielen des Landes. Überlaufen wirkt weder die Stadt, noch die Naturparks in der Umgebung, in denen man zahlreichen Lemurenarten buchstäblich hautnah begegnen kann. Der Asphalt endet bereits wieder knapp hinter der Stadt. Neben dem Weg liegen immer wieder mächtige, bunt verzierte Gräber. Wenn ein Mann stirbt, so heißt es, wird sein gesamter Besitz aufgelöst. Seine Tiere werden geschlachtet, sein Haus wird niedergebrannt und mit all seinem Besitz wird ein riesiges Grab gebaut. Manche Gräber messen zehn mal fünfzehn Meter. Die Mauern sind bemalt mit Motiven aus dem Leben. Ein Flugzeug auf dem Grab kann bedeuten, dass der Verstorbene die Möglichkeit hatte, eine Flugreise zu unternehmen. Rambo und Lara Croft, Bruce Lee und Britney Spears zieren als Gemälde die Mauern. Kunstvoll geschnitzte Holzstelen und die mächtigen Hörner geschlachteter Zebus repräsentieren Reichtum. „Ein Haus baut man nur für ein Leben, ein Grab für die Ewigkeit“, lautet ein madagassisches Sprichwort. Deutlicher kann man es nicht sehen, als in dieser Gegend, in der die Volksgruppe der Antandroy lebt. Die winzigen, windschiefen Hütten in den Dörfern bestehen aus dürren Ästen und Holzbrettern, gedeckt mit Stroh. Die Gräber hingegen sind aufwendig gemauert und kunstvoll geschmückt. Ahnenverehrung ist ein zentrales Element der madagassischen Kultur. Bei manchen Volksgruppen werden die Gebeine der Verstorbenen Vorfahren in regelmäßigen Abständen umgebettet und in einem lauten Fest durch die Straßen getragen. Aus den Leichentüchern gefallene Überreste der Toten gelten als Glücksbringer. Der Umgang mit dem Tod in Madagaskar lässt den Betrachter immer wieder staunen.

Teilen