Lückenfüller: Der Land Rover Discovery

Seine Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein: Der Land Rover ein kompromissloses Arbeitstier, der Range Rover ein pompöses Allradsofa. Der Discovery vereint seit 1989 die Vorteile von beiden

Seit 1989 wird der Disco im englischen Solihull gebaut. Er schloss die Lücke zwischen Defender und Range Rover

Spartanisch ausgestattet und unprätentiös wühlt sich der Land Rover seit den Nachkriegsjahren durch Sand, Matsch und Dschungel. Als Bergziege, Ackerpflug, Rücke­pony, Rotkreuz- und Armeefahrzeug findet man das Arbeitstier bis heute in den entlegensten Winkeln der Erde. Seinen Luxusbruder Range Rover hingegen trifft man seit 1970 – selbstverständlich immer frisch poliert – eher auf den Valet-­Parkplätzen vor Luxushotels an.

Die logische Konsequenz, wenn sich die allradaffine Käuferschaft für keines der beiden Extreme entscheiden möchte: Die Lücke füllen und einen dritten Spross ins Rennen schicken. Und so hat Land Rover aus den so unterschiedlichen Bruderwelten die Vorteile kombiniert und nach nur drei Jahren Entwicklungszeit 1989 den Discovery I auf den Markt gebracht. Damit konnten die Engländer endlich der seit Jahren etablierten Konkurrenz aus Japan einen alltagstauglichen Geländewagen mit einem attraktiven Preis entgegenstellen. Den Ur-­Discovery gab es ab Herbst 1989 für 45.000 Deutsche Mark. Etwa 350.000 Exemplare der ersten Modellvariante wurden bis 1998 verkauft.

Der Siegeszug des Discovery basiert auch auf dem erstmaligen Einsatz des damals neuen TDI-Motors. Aus knapp 2,5 Litern schöpfte der Reihen-Vierzylinder alltagstaugliche 113 PS mit 265 Newton­metern Drehmoment, bei lediglich 1.800 Umdrehungen. Das Aggregat begnügte sich mit deutlich unter zehn Litern Diesel. Die Benziner gab es als kultiviert laufende V8 mit 154, beziehungsweise ab 1993 mit 182 Pferden unter der Haube. Dank durstigen 15 Litern Verbrauch auf 100 Kilometer aber eher etwas für gelegentliche Fahrten ins Revier. Die Offroad-Qualitäten liegen mit permanentem Allrad, Zentraldifferenzial­sperre und Untersetzungsgetriebe auf dem Niveau des Defender. Ferner verrichten die verbauten Schraubenfedern, Längslenker und Panhardstäbe im Fahrwerk gute Arbeit. Der Wendekreis von 12,5 Metern ist allerdings üppig. Der Disco wurde bei gleicher Länge als Drei- und ab 1991 auch als Fünftürer angeboten. Klappt man die Sitze im Fond um, beträgt die verfügbare Länge etwa 160 Zentimeter. Zwischen rund zwei Tonnen Leergewicht und dem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 2.720 Kilo liegen ausbaufreundliche 700 Kilo.

 

Motoren: Diesel/Benzin, 113 – 182 PS

Radstand: 2.540 mm

Länge: 4.521 – 4.524 mm

Breite: 1.793 – 1.820 mm

Leergewicht: 1.965 – 2.080 kg

zulässiges Gesamtgewicht: 2.720 kg

Versionen: 3-/5-Türer

Preis: ab 5.000 Euro

 

Der Discovery I hat mittlerweile einige Jahre auf dem Buckel und ist daher auch für weniger gut gefüllte Geldbörsen interessant. Doch die Entscheidung, sich einen Disco als Begleiter für die nächste Welterkundung in die Garage zu stellen, sollte gut überlegt sein, denn dort werden Sie mit einem bezahlbaren Fahrzeug höchstwahrscheinlich viel Zeit verbringen. Ein Grund ist die Stahl-Alu-Hybrid-­Bauweise. Außenhaut: Alu, Leiterrahmen und Dach: Stahl. Nicht konsequent voneinander getrennt – keine gute Idee. Der sogenannte Kontaktrost frisst sich mit hoher Geschwindigkeit durchs Blech. Einen Disco ohne Rost gibt es praktisch nicht! Selbst dann nicht, wenn die Vorbesitzer so weise waren, den Rahmen und alle notorischen Schwachstellen am Tag eins nach Auslieferung entsprechend konsequent zu konservieren – ab Werk hielt man sich in Sachen Korrosions­prophylaxe vornehm britisch zurück. Durchgerostete Schweller, Dachfalze, Kofferräume und Bodenbleche sind einige der massiven Schwachstellen, für die der Disco bekannt ist. Diese wurden übrigens ab der Modell­variante III weitest­gehend behoben. Ohne sich hier im letzten Detail von auszutauschenden Spannrollen und Loctite an wichtigen Schrauben zu verlieren: Ein Disco I macht Arbeit und bedarf kontinuierlicher Aufmerksamkeit. Wer damit leben kann, hat für bezahlbares Geld einen zuverlässigen Begleiter mit uneingeschränkten Offroad-Qualitäten. Und dank TDI-Aggregat ist man erstaunlich  wirtschaftlich damit unterwegs. Leider treibt die fehlende Umweltplakette die Steuer in die Höhe, und das Einsatz­gebiet in Umweltzonen ist beschränkt.

Wer nicht schweißen und schrauben möchte, ist mit einem jüngeren Land Rover Discovery ab Baureihe III (2004 bis 2009) trotz deutlich höherem Einstiegspreis mittelfristig wahrscheinlich deutlich besser beraten.    

 

Variantenarm

Der Disco I wurde ab Herbst 1989 bis 1998 gebaut. Zunächst als Drei-, später auch als Fünftürer, hatten bis zu sieben Fahrgäste Platz. Beide Varianten hatten identische Abmessungen und Radstände. Zum Ausbau dürfte sich der (seltenere) Dreitürer besser eignen. Das markante Dachfenster im Heck findet sich bei den Modellreihen 1 und 2. 

 

 

 

 

Kontaktfreudig

Bodengruppe und Dach sind aus Stahl, die Blechhaut aus Alu. Die Folge: Kontaktkorrosion oder auch galvanische Korrosion, vergleichbar mit einer kurzgeschlossenen Batterie. Die Auswirkungen können verheerend sein. Zudem fehlte ab Werk nahezu jeglicher Korrosionsschutz. Ab der Baureihe 3 (ab 2004 bis 2009) wurden die meisten Probleme behoben.

 

 

 

 

 

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